Herr wird ihm und der Compagnie dieses zu Liebe thun, und uns ein Fäßlein Wein umbs Geld überlassen, von denselben Fäßlein sollen Morgen geliebts GOtt, zwey dergleichen, und zwar mit besseren Weine als der Uber- reichte seyn wird, angefüllet überlieffert wer- den. Dieser Herr war bald willig und gab den Wein her. Unser Curiosus nahm ein groß Schaff oder Geltte, goß den Wein hin- nein, und auch ein Fäßlein rein Brunnen- Wasser darzu, rührte beydes wohl unterein- ander, füllete beyde Fäßlein mit den vermisch- ten Weine an, legte sie von weiten auf den Herd gegen das Feuer, über eine kleine Weile warff er von einen weissen Pulverlein in ein je- des Fäßlein eine kleine Messer-Spitze voll ein, ließ die Fäßlein verspündet in den Keller tra- gen. Des andern Tages zu Mittag, hieß er beyde Fäßlein herbey bringen, goß aus bey- den in zwey Krüge, und gab uns den Wein zu probiren, siehe, da war der Wein so köstlich am Geschmack, daß, als wir den Vorigen dar- gegen kosteten, gar ein grosser Unterscheid verspüret wurde. Der Hungarische Herr fülte das eine Fäßlein aus den andern wieder voll, und ließ es in Keller tragen, das andere aber truncken wir in bona charitate aus, die- weil er auch ein Liebhaber des Tabacks war,
rauch-
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Herr wird ihm und der Compagnie dieſes zu Liebe thun, und uns ein Faͤßlein Wein umbs Geld uͤberlaſſen, von denſelben Faͤßlein ſollen Morgen geliebts GOtt, zwey dergleichen, und zwar mit beſſeren Weine als der Uber- reichte ſeyn wird, angefuͤllet uͤberlieffert wer- den. Dieſer Herr war bald willig und gab den Wein her. Unſer Curioſus nahm ein groß Schaff oder Geltte, goß den Wein hin- nein, und auch ein Faͤßlein rein Brunnen- Waſſer darzu, ruͤhrte beydes wohl unterein- ander, fuͤllete beyde Faͤßlein mit den vermiſch- ten Weine an, legte ſie von weiten auf den Herd gegen das Feuer, uͤber eine kleine Weile warff er von einen weiſſen Pulverlein in ein je- des Faͤßlein eine kleine Meſſer-Spitze voll ein, ließ die Faͤßlein verſpuͤndet in den Keller tra- gen. Des andern Tages zu Mittag, hieß er beyde Faͤßlein herbey bringen, goß aus bey- den in zwey Kruͤge, und gab uns den Wein zu probiren, ſiehe, da war der Wein ſo koͤſtlich am Geſchmack, daß, als wir den Vorigen dar- gegen koſteten, gar ein groſſer Unterſcheid verſpuͤret wurde. Der Hungariſche Herr fuͤlte das eine Faͤßlein aus den andern wieder voll, und ließ es in Keller tragen, das andere aber truncken wir in bona charitate aus, die- weil er auch ein Liebhaber des Tabacks war,
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Herr wird ihm und der Compagnie dieſes zu
Liebe thun, und uns ein Faͤßlein Wein umbs
Geld uͤberlaſſen, von denſelben Faͤßlein ſollen
Morgen geliebts GOtt, zwey dergleichen,
und zwar mit beſſeren Weine als der Uber-
reichte ſeyn wird, angefuͤllet uͤberlieffert wer-
den. Dieſer Herr war bald willig und gab
den Wein her. Unſer Curioſus nahm ein
groß Schaff oder Geltte, goß den Wein hin-
nein, und auch ein Faͤßlein rein Brunnen-
Waſſer darzu, ruͤhrte beydes wohl unterein-
ander, fuͤllete beyde Faͤßlein mit den vermiſch-
ten Weine an, legte ſie von weiten auf den
Herd gegen das Feuer, uͤber eine kleine Weile
warff er von einen weiſſen Pulverlein in ein je-
des Faͤßlein eine kleine Meſſer-Spitze voll ein,
ließ die Faͤßlein verſpuͤndet in den Keller tra-
gen. Des andern Tages zu Mittag, hieß er
beyde Faͤßlein herbey bringen, goß aus bey-
den in zwey Kruͤge, und gab uns den Wein zu
probiren, ſiehe, da war der Wein ſo koͤſtlich
am Geſchmack, daß, als wir den Vorigen dar-
gegen koſteten, gar ein groſſer Unterſcheid
verſpuͤret wurde. Der Hungariſche Herr
fuͤlte das eine Faͤßlein aus den andern wieder
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Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Ec… [mehr]
Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Eckharts Medicinischen Maul-Affens" von Johann Christoph Ettner von Eiteritz wurde 1694 veröffentlicht. Die verwendete Ausgabe von 1719 stellt eine überarbeitete Ausgabe der ersten Ausgabe dar. Da die Ausgabe von 1694 im Projektzeitraum nicht zur Verfügung stand, musste die Ausgabe von 1719 verwendet werden.
Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719, S. 295. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/311>, abgerufen am 25.11.2024.
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