Jungfern, Männern, Weibern, Kindern, Schlangen, Hunden, Wölffen, Salamandern, Phoenix, Pelican, Füchsen, Hanen, Crocodillen, und dergleichen unzehlichen Narren-Possen bezeichnet, mit Beysatz verborgenen Reden, von fliegenden Adlern, todten Leichen, grünen und rothen Leuen, fressenden Würmern, Re- genbogen, Carfunckel und was des Dinges mehr ist, und wann sie nun ihre erdichtete Phantastereyen herlesen, so halten sie die Hand vor, damit ihnen ja niemand die Kunst aussehe, und sehen so ernsthafft darzu aus, als wann sie auch mit denen Lippen einen Ver- stand gemacht hätten, ihr Geheimniß nicht so leicht zu offenbahren. Fragt sie nun jemand, ob ihnen der Proceß nicht feil wäre? So thun sie so heilig damit, als wann sie sehr be- hutsam damit umbgehen müsten, auf daß es ja kein unwürdiger bekäme; doch lassen sie sich endlich erbitten, und fordern eine so grosse Summa, daß einen die Haare davor möchten zu Berge stehen, und wann man denn den Proceß ansiehet, so kommen solche abge- schmackte Sachen heraus, daß einen verstän- digen Mann übel davon werden möchte; kom- men sie denn an einen Haasen, den fangen sie mit ihren Narren-Seil, wann sie nun den Anfang zur Probe machen sollen, so suchen sie
das
Jungfern, Maͤnnern, Weibern, Kindern, Schlangẽ, Hunden, Woͤlffen, Salamandern, Phœnix, Pelican, Fuͤchſen, Hanen, Cꝛocodillen, und dergleichen unzehlichen Narren-Poſſen bezeichnet, mit Beyſatz verborgenen Reden, von fliegenden Adlern, todten Leichen, gruͤnen und rothen Leuen, freſſenden Wuͤrmern, Re- genbogen, Carfunckel und was des Dinges mehr iſt, und wann ſie nun ihre erdichtete Phantaſtereyen herleſen, ſo halten ſie die Hand vor, damit ihnen ja niemand die Kunſt ausſehe, und ſehen ſo ernſthafft darzu aus, als wann ſie auch mit denen Lippen einen Ver- ſtand gemacht haͤtten, ihr Geheimniß nicht ſo leicht zu offenbahren. Fragt ſie nun jemand, ob ihnen der Proceß nicht feil waͤre? So thun ſie ſo heilig damit, als wann ſie ſehr be- hutſam damit umbgehen muͤſten, auf daß es ja kein unwuͤrdiger bekaͤme; doch laſſen ſie ſich endlich erbitten, und fordern eine ſo groſſe Summa, daß einen die Haare davor moͤchten zu Berge ſtehen, und wann man denn den Proceß anſiehet, ſo kommen ſolche abge- ſchmackte Sachen heraus, daß einen verſtaͤn- digen Mann uͤbel davon werden moͤchte; kom- men ſie denn an einen Haaſen, den fangen ſie mit ihren Narren-Seil, wann ſie nun den Anfang zur Probe machen ſollen, ſo ſuchen ſie
das
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Jungfern, Maͤnnern, Weibern, Kindern,
Schlangẽ, Hunden, Woͤlffen, Salamandern,
Phœnix, Pelican, Fuͤchſen, Hanen, Cꝛocodillen,
und dergleichen unzehlichen Narren-Poſſen
bezeichnet, mit Beyſatz verborgenen Reden,
von fliegenden Adlern, todten Leichen, gruͤnen
und rothen Leuen, freſſenden Wuͤrmern, Re-
genbogen, Carfunckel und was des Dinges
mehr iſt, und wann ſie nun ihre erdichtete
Phantaſtereyen herleſen, ſo halten ſie die
Hand vor, damit ihnen ja niemand die Kunſt
ausſehe, und ſehen ſo ernſthafft darzu aus,
als wann ſie auch mit denen Lippen einen Ver-
ſtand gemacht haͤtten, ihr Geheimniß nicht ſo
leicht zu offenbahren. Fragt ſie nun jemand,
ob ihnen der Proceß nicht feil waͤre? So
thun ſie ſo heilig damit, als wann ſie ſehr be-
hutſam damit umbgehen muͤſten, auf daß es
ja kein unwuͤrdiger bekaͤme; doch laſſen ſie ſich
endlich erbitten, und fordern eine ſo groſſe
Summa, daß einen die Haare davor moͤchten
zu Berge ſtehen, und wann man denn den
Proceß anſiehet, ſo kommen ſolche abge-
ſchmackte Sachen heraus, daß einen verſtaͤn-
digen Mann uͤbel davon werden moͤchte; kom-
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Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Ec… [mehr]
Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Eckharts Medicinischen Maul-Affens" von Johann Christoph Ettner von Eiteritz wurde 1694 veröffentlicht. Die verwendete Ausgabe von 1719 stellt eine überarbeitete Ausgabe der ersten Ausgabe dar. Da die Ausgabe von 1694 im Projektzeitraum nicht zur Verfügung stand, musste die Ausgabe von 1719 verwendet werden.
Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719, S. 283. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/299>, abgerufen am 22.11.2024.
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