thut er, was ich zuvor gesagt habe, sondern er kan auch aus dem Urine erkennen, was den Menschen künfftiger Zeit begegnen soll. Denn neulichst war vom nähesten Dorffe meine Ge- vatter Walpa mit ihren Urin zu ihm kommen, und ihn umb Rath gefragt, da sagte er ihr un- ter andern Beschwernissen, es müste sie auch ein Hund gebissen haben. Nein! antwortete sie, dieses ist nicht geschehen. Nun denn sagte der Doctor, so sehet euch für, daß euch nicht, so- bald ihr von mir gehen werdet, einer beißen möge. Sie war kaum aus des Docters Hau- se getretten, siehe da schleicht ein Hund hinter ihr her, und beisset ihr zwey Löcher in Fuß. Jn Summa seines gleichen ist nicht zu finden, doch halten wir Bauren in unseren Dorffe nicht viel von ihm, weiln ihn aber die Herr- schafft dultet und schützet, ich auch von denen ankommenden Gästen guten Genieß habe, schweige ich auch stille darzu, ich verhoffe, die Herren werden mich nicht verrathen, denn mir kommt aus ihren Geberden vor, daß sie dergleichen Leuthe nicht groß achten. Eckarth sprach, Herr Wirth kümmert euch nicht, wir werden schon reinen Mund halten, können wir aber wohl mit ihm zu reden kommen, wann wir ihn hierüber zu uns erbitten liessen? Ach ja! antwortete der Wirth, der Mann ist
so
thut er, was ich zuvor geſagt habe, ſondern er kan auch aus dem Urine erkennen, was den Menſchen kuͤnfftiger Zeit begegnen ſoll. Deñ neulichſt war vom naͤheſten Dorffe meine Ge- vatter Walpa mit ihren Urin zu ihm kommen, und ihn umb Rath gefragt, da ſagte er ihr un- ter andeꝛn Beſchwerniſſen, es muͤſte ſie auch ein Hund gebiſſen haben. Nein! antwortete ſie, dieſes iſt nicht geſchehen. Nun denn ſagte der Doctor, ſo ſehet euch fuͤr, daß euch nicht, ſo- bald ihr von mir gehen werdet, einer beißen moͤge. Sie war kaum aus des Docters Hau- ſe getretten, ſiehe da ſchleicht ein Hund hinter ihr her, und beiſſet ihr zwey Loͤcher in Fuß. Jn Summa ſeines gleichen iſt nicht zu finden, doch halten wir Bauren in unſeren Dorffe nicht viel von ihm, weiln ihn aber die Herr- ſchafft dultet und ſchuͤtzet, ich auch von denen ankommenden Gaͤſten guten Genieß habe, ſchweige ich auch ſtille darzu, ich verhoffe, die Herren werden mich nicht verrathen, denn mir kommt aus ihren Geberden vor, daß ſie dergleichen Leuthe nicht groß achten. Eckarth ſprach, Herr Wirth kuͤmmert euch nicht, wir werden ſchon reinen Mund halten, koͤnnen wir aber wohl mit ihm zu reden kommen, wann wir ihn hieruͤber zu uns erbitten lieſſen? Ach ja! antwortete der Wirth, der Mann iſt
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thut er, was ich zuvor geſagt habe, ſondern er
kan auch aus dem Urine erkennen, was den
Menſchen kuͤnfftiger Zeit begegnen ſoll. Deñ
neulichſt war vom naͤheſten Dorffe meine Ge-
vatter Walpa mit ihren Urin zu ihm kommen,
und ihn umb Rath gefragt, da ſagte er ihr un-
ter andeꝛn Beſchwerniſſen, es muͤſte ſie auch ein
Hund gebiſſen haben. Nein! antwortete ſie,
dieſes iſt nicht geſchehen. Nun denn ſagte der
Doctor, ſo ſehet euch fuͤr, daß euch nicht, ſo-
bald ihr von mir gehen werdet, einer beißen
moͤge. Sie war kaum aus des Docters Hau-
ſe getretten, ſiehe da ſchleicht ein Hund hinter
ihr her, und beiſſet ihr zwey Loͤcher in Fuß.
Jn Summa ſeines gleichen iſt nicht zu finden,
doch halten wir Bauren in unſeren Dorffe
nicht viel von ihm, weiln ihn aber die Herr-
ſchafft dultet und ſchuͤtzet, ich auch von denen
ankommenden Gaͤſten guten Genieß habe,
ſchweige ich auch ſtille darzu, ich verhoffe, die
Herren werden mich nicht verrathen, denn
mir kommt aus ihren Geberden vor, daß ſie
dergleichen Leuthe nicht groß achten. Eckarth
ſprach, Herr Wirth kuͤmmert euch nicht, wir
werden ſchon reinen Mund halten, koͤnnen
wir aber wohl mit ihm zu reden kommen,
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Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Ec… [mehr]
Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Eckharts Medicinischen Maul-Affens" von Johann Christoph Ettner von Eiteritz wurde 1694 veröffentlicht. Die verwendete Ausgabe von 1719 stellt eine überarbeitete Ausgabe der ersten Ausgabe dar. Da die Ausgabe von 1694 im Projektzeitraum nicht zur Verfügung stand, musste die Ausgabe von 1719 verwendet werden.
Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719, S. 268. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/284>, abgerufen am 25.11.2024.
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