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Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719.

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spondentz sie noch daselbst hin hätten, von wel-
chen Oerthern aus ihnen die Sachen, welche
sie zu ihren Medicamenten brauchten, mit
grosser Müh und Unkosten zugeschickt wür-
den. Etliche ziehen ein Schweitzer-Habit an,
geben vor, sie hätten wahrhafftiges Gembsen-
Fett, da es doch nichts mehr als Hirsch-oder
wohl gar Bock-Jnselt mit ein wenig Wachs
zusammen geschmoltzen ist, zu verkauffen, und
wer kan alle ihre Betrügereyen, die sie auf tau-
senterley Arth ausüben, erzehlen. Etliche
haben weite Ermel da partieren sie ihre Die-
bes-Stücke hinnein, und sind die ärgsten
Spitzbuben in der Haut. Vor einiger Zeit
war ein solcher Betrüger, der nahm Kalbes-
Zähne, feilte sie nach der Arth als er sie ha-
ben wolte, gab vor, es wären Schlangen-
Kronen aus der Jnsel Maltha, verkauffte
auch an die Bierschencken mit Blasen überzo-
gene Diebes-Daumen, hatte aber die Klauen
von denen Schweinen voneinander gespalten,
dieselben in Gestalt eines Fingers formirt,
und mit Schweins-Blasen überzogen, dieser
wurde verrathen, und ihme der Rücken durch
Meister Bartheln brave abgekehret. Der
hat seinen verdienten Lohn rechtschaffen be-
kommen, sprach Siegfried. Hiermit sagte
Andreas, will ich vor heute die Betrügereyen

so

ſpondentz ſie noch daſelbſt hin haͤtten, von wel-
chen Oerthern aus ihnen die Sachen, welche
ſie zu ihren Medicamenten brauchten, mit
groſſer Muͤh und Unkoſten zugeſchickt wuͤr-
den. Etliche ziehen ein Schweitzer-Habit an,
geben vor, ſie haͤtten wahrhafftiges Gembſen-
Fett, da es doch nichts mehr als Hirſch-oder
wohl gar Bock-Jnſelt mit ein wenig Wachs
zuſammen geſchmoltzen iſt, zu verkauffen, und
wer kan alle ihre Betruͤgereyen, die ſie auf tau-
ſenterley Arth ausuͤben, erzehlen. Etliche
haben weite Ermel da partieren ſie ihre Die-
bes-Stuͤcke hinnein, und ſind die aͤrgſten
Spitzbuben in der Haut. Vor einiger Zeit
war ein ſolcher Betruͤger, der nahm Kalbes-
Zaͤhne, feilte ſie nach der Arth als er ſie ha-
ben wolte, gab vor, es waͤren Schlangen-
Kronen aus der Jnſel Maltha, verkauffte
auch an die Bierſchencken mit Blaſen uͤberzo-
gene Diebes-Daumen, hatte aber die Klauen
von denen Schweinen voneinander geſpalten,
dieſelben in Geſtalt eines Fingers formirt,
und mit Schweins-Blaſen uͤberzogen, dieſer
wurde verrathen, und ihme der Ruͤcken durch
Meiſter Bartheln brave abgekehret. Der
hat ſeinen verdienten Lohn rechtſchaffen be-
kommen, ſprach Siegfried. Hiermit ſagte
Andreas, will ich vor heute die Betruͤgereyen

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[260/0276] ſpondentz ſie noch daſelbſt hin haͤtten, von wel- chen Oerthern aus ihnen die Sachen, welche ſie zu ihren Medicamenten brauchten, mit groſſer Muͤh und Unkoſten zugeſchickt wuͤr- den. Etliche ziehen ein Schweitzer-Habit an, geben vor, ſie haͤtten wahrhafftiges Gembſen- Fett, da es doch nichts mehr als Hirſch-oder wohl gar Bock-Jnſelt mit ein wenig Wachs zuſammen geſchmoltzen iſt, zu verkauffen, und wer kan alle ihre Betruͤgereyen, die ſie auf tau- ſenterley Arth ausuͤben, erzehlen. Etliche haben weite Ermel da partieren ſie ihre Die- bes-Stuͤcke hinnein, und ſind die aͤrgſten Spitzbuben in der Haut. Vor einiger Zeit war ein ſolcher Betruͤger, der nahm Kalbes- Zaͤhne, feilte ſie nach der Arth als er ſie ha- ben wolte, gab vor, es waͤren Schlangen- Kronen aus der Jnſel Maltha, verkauffte auch an die Bierſchencken mit Blaſen uͤberzo- gene Diebes-Daumen, hatte aber die Klauen von denen Schweinen voneinander geſpalten, dieſelben in Geſtalt eines Fingers formirt, und mit Schweins-Blaſen uͤberzogen, dieſer wurde verrathen, und ihme der Ruͤcken durch Meiſter Bartheln brave abgekehret. Der hat ſeinen verdienten Lohn rechtſchaffen be- kommen, ſprach Siegfried. Hiermit ſagte Andreas, will ich vor heute die Betruͤgereyen ſo

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Zitationshilfe: Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719, S. 260. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/276>, abgerufen am 22.11.2024.