Wissenschafft hat, an einen gewissen Orthe sich niederliesse, und des Seinigen geruhiger abwartete? Noch zur Zeit habe ich nicht wil- lens mein Leben in der Kalmäuserey zu zubrin- gen, antwortete Spregel, sondern die Welt noch ein wenig zu durchstreichen, ich habe al- lezeit Gelegenheit etwas zu probiren, wann ich nur Ziegeln und Kohlen habe, eine Eiserne Capelle führe ich allezeit bey mir, die ich un- ter Weges an statt des Koch-Kesseln brauche. Jndem wurde der Artzt geruffen, daß er in sein Zimmer käme, weil jemand schon lange auf ihn gewartet hätte. Hiermit nahm er von unsern Reisenden Abschied, mit Bitte, seiner allezeit im Besten zu gedencken. Nach seinen Abtritt, sprach Eckarth, sehet lieben Söhne, wie muthwillig ein sonst geschicktes Subje- ctum sich prostituiret und zum Maul-Affen macht. Dieser Mann, wann er seinen Wis- senschafften nachfolgete, könte manches schö- nes Arcanum in der Chymie und Artzeney- Kunst erfinden; allein wie es pfleget zu heis- sen, aus denen prafesten Leuthen werden die ärgsten Spitz-Buben, wie auch hier in dieser Profession, als sie noch redeten, kam der Wirth und sagte: Jhr Herren was neues! Anjetzo haben sie einen von denen zweyen Qvacksalbern, die sich heute Abend gezanckt
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Wiſſenſchafft hat, an einen gewiſſen Orthe ſich niederlieſſe, und des Seinigen geruhiger abwartete? Noch zur Zeit habe ich nicht wil- lens mein Leben in der Kalmaͤuſerey zu zubrin- gen, antwortete Spregel, ſondern die Welt noch ein wenig zu durchſtreichen, ich habe al- lezeit Gelegenheit etwas zu probiren, wann ich nur Ziegeln und Kohlen habe, eine Eiſerne Capelle fuͤhre ich allezeit bey mir, die ich un- ter Weges an ſtatt des Koch-Keſſeln brauche. Jndem wurde der Artzt geruffen, daß er in ſein Zimmer kaͤme, weil jemand ſchon lange auf ihn gewartet haͤtte. Hiermit nahm er von unſern Reiſenden Abſchied, mit Bitte, ſeiner allezeit im Beſten zu gedencken. Nach ſeinen Abtritt, ſprach Eckarth, ſehet lieben Soͤhne, wie muthwillig ein ſonſt geſchicktes Subje- ctum ſich proſtituiret und zum Maul-Affen macht. Dieſer Mann, wann er ſeinen Wiſ- ſenſchafften nachfolgete, koͤnte manches ſchoͤ- nes Arcanum in der Chymie und Artzeney- Kunſt erfinden; allein wie es pfleget zu heiſ- ſen, aus denen prafeſten Leuthen werden die aͤrgſten Spitz-Buben, wie auch hier in dieſer Profesſion, als ſie noch redeten, kam der Wirth und ſagte: Jhr Herren was neues! Anjetzo haben ſie einen von denen zweyen Qvackſalbern, die ſich heute Abend gezanckt
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Wiſſenſchafft hat, an einen gewiſſen Orthe
ſich niederlieſſe, und des Seinigen geruhiger
abwartete? Noch zur Zeit habe ich nicht wil-
lens mein Leben in der Kalmaͤuſerey zu zubrin-
gen, antwortete Spregel, ſondern die Welt
noch ein wenig zu durchſtreichen, ich habe al-
lezeit Gelegenheit etwas zu probiren, wann
ich nur Ziegeln und Kohlen habe, eine Eiſerne
Capelle fuͤhre ich allezeit bey mir, die ich un-
ter Weges an ſtatt des Koch-Keſſeln brauche.
Jndem wurde der Artzt geruffen, daß er in ſein
Zimmer kaͤme, weil jemand ſchon lange auf
ihn gewartet haͤtte. Hiermit nahm er von
unſern Reiſenden Abſchied, mit Bitte, ſeiner
allezeit im Beſten zu gedencken. Nach ſeinen
Abtritt, ſprach Eckarth, ſehet lieben Soͤhne,
wie muthwillig ein ſonſt geſchicktes Subje-
ctum ſich proſtituiret und zum Maul-Affen
macht. Dieſer Mann, wann er ſeinen Wiſ-
ſenſchafften nachfolgete, koͤnte manches ſchoͤ-
nes Arcanum in der Chymie und Artzeney-
Kunſt erfinden; allein wie es pfleget zu heiſ-
ſen, aus denen prafeſten Leuthen werden die
aͤrgſten Spitz-Buben, wie auch hier in dieſer
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Ec… [mehr]
Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Eckharts Medicinischen Maul-Affens" von Johann Christoph Ettner von Eiteritz wurde 1694 veröffentlicht. Die verwendete Ausgabe von 1719 stellt eine überarbeitete Ausgabe der ersten Ausgabe dar. Da die Ausgabe von 1694 im Projektzeitraum nicht zur Verfügung stand, musste die Ausgabe von 1719 verwendet werden.
Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719, S. 215. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/231>, abgerufen am 24.11.2024.
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