trachten die allzu-fernere Reise, die zarten Blättlein des Thee-Kräutleins, die Consti- tution unserer teutschen Völcker gegen jene Nation, so wird ein Nachsinnlicher dessen AE- stim und Achtbarkeit bald in Zweiffel setzen müssen. Jch bin vor mein Theil allezeit der Meynung gewesen, daß, nachdem innerhalb zwey hundert Jahren hero uns die Exotica zu- geführet worden, und wir Teutschen uns der- selben mehr als unserer National-Gewächse gebraucht haben, daß die Naturen umb ein gutes geschwächt, und von unser Vorfahren Constitution sehr abgewichen sind. Die al- ten Teutschen liessen ihnen an ihren Gersten- Tranck genügen, und waren starcke dauerhaff- te Leuthe, anjetzo weil man siehet, daß die Leuthe so gerne gekochte Wasser trincken, rich- ten sich die Weitzen-und Gersten-Brauer auch darnach, und machen an statt Bier gekoch- tes Wasser, dahero nun die Cörper zu der- gleichen Indisposition gerathen, daß man un- ter hunderten, ja offt tausenden einen recht ge- sunden starcken Menschen kaum wird finden können. Wann uns aber ja gelüstete einen gekochten Kräuter-Tranck zu trincken, so ha- ben wir ja unsere Betonica, Bathenge. Ve- ronica, Ehrenpreiß, Pulmonaria, Lungen- Kraut &c. welche auf gleiche Arth wie das
Thee
trachten die allzu-fernere Reiſe, die zarten Blaͤttlein des Thee-Kraͤutleins, die Conſti- tution unſerer teutſchen Voͤlcker gegen jene Nation, ſo wird ein Nachſinnlicher deſſen Æ- ſtim und Achtbarkeit bald in Zweiffel ſetzen muͤſſen. Jch bin vor mein Theil allezeit der Meynung geweſen, daß, nachdem innerhalb zwey hundert Jahren hero uns die Exotica zu- gefuͤhret worden, und wir Teutſchen uns der- ſelben mehr als unſerer National-Gewaͤchſe gebraucht haben, daß die Naturen umb ein gutes geſchwaͤcht, und von unſer Vorfahren Conſtitution ſehr abgewichen ſind. Die al- ten Teutſchen lieſſen ihnen an ihren Gerſten- Tranck genuͤgen, und waren ſtarcke dauerhaff- te Leuthe, anjetzo weil man ſiehet, daß die Leuthe ſo gerne gekochte Waſſer trincken, rich- ten ſich die Weitzen-und Gerſten-Brauer auch darnach, und machen an ſtatt Bier gekoch- tes Waſſer, dahero nun die Coͤrper zu der- gleichen Indiſpoſition gerathen, daß man un- ter hunderten, ja offt tauſenden einen recht ge- ſunden ſtarcken Menſchen kaum wird finden koͤnnen. Wann uns aber ja geluͤſtete einen gekochten Kraͤuter-Tranck zu trincken, ſo ha- ben wir ja unſere Betonica, Bathenge. Ve- ronica, Ehrenpreiß, Pulmonaria, Lungen- Kraut &c. welche auf gleiche Arth wie das
Thee
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trachten die allzu-fernere Reiſe, die zarten
Blaͤttlein des Thee-Kraͤutleins, die Conſti-
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Nation, ſo wird ein Nachſinnlicher deſſen Æ-
ſtim und Achtbarkeit bald in Zweiffel ſetzen
muͤſſen. Jch bin vor mein Theil allezeit der
Meynung geweſen, daß, nachdem innerhalb
zwey hundert Jahren hero uns die Exotica zu-
gefuͤhret worden, und wir Teutſchen uns der-
ſelben mehr als unſerer National-Gewaͤchſe
gebraucht haben, daß die Naturen umb ein
gutes geſchwaͤcht, und von unſer Vorfahren
Conſtitution ſehr abgewichen ſind. Die al-
ten Teutſchen lieſſen ihnen an ihren Gerſten-
Tranck genuͤgen, und waren ſtarcke dauerhaff-
te Leuthe, anjetzo weil man ſiehet, daß die
Leuthe ſo gerne gekochte Waſſer trincken, rich-
ten ſich die Weitzen-und Gerſten-Brauer auch
darnach, und machen an ſtatt Bier gekoch-
tes Waſſer, dahero nun die Coͤrper zu der-
gleichen Indiſpoſition gerathen, daß man un-
ter hunderten, ja offt tauſenden einen recht ge-
ſunden ſtarcken Menſchen kaum wird finden
koͤnnen. Wann uns aber ja geluͤſtete einen
gekochten Kraͤuter-Tranck zu trincken, ſo ha-
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Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Ec… [mehr]
Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Eckharts Medicinischen Maul-Affens" von Johann Christoph Ettner von Eiteritz wurde 1694 veröffentlicht. Die verwendete Ausgabe von 1719 stellt eine überarbeitete Ausgabe der ersten Ausgabe dar. Da die Ausgabe von 1694 im Projektzeitraum nicht zur Verfügung stand, musste die Ausgabe von 1719 verwendet werden.
Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719, S. 188. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/204>, abgerufen am 24.11.2024.
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