Wege, und indem sie ihren Nechsten schaden, und in solcher Sünde fortgehen, erhalten sie vor diese Kranckheit die ewige Marter und Quaal. Jndem sie so redeten, fuhren sie einen Feld-Crucifix oder Marter-Säule wel- ches voller Lumpen hieng vorbey, da fragte Siegfried; Herr Vater! was bedeutet aber dieses? Eckarth antwortete: Es hat fast ei- nerley Gemeinschafft mit dem Vorigen, doch kan es eine natürliche Ursache bey sich führen. Diese Lumpen sind von Leuthen, die entwe- der das Fieber, die gelbe Sucht, wie auch schweres Gebrechen haben, die sind der Mey- nung, wann sie die mit Schweiß durch zogene Sachen an eine solche Säule hängen, so ver- liehre sich die Kranckheit, die es nun thun als solte ihnen das Crucifix helffen, die lästern GOtt und entheiligen den Nahmen GOttes, welche aber in denen Gedancken seyn, daß d[ie] umbstreichende Lufft in Anwehung dergleichen beschweiste Tücher sympathetischer Weise be- rühren, und also hierdurch den Patienten ei- nige Hülffe verursache, sind zu entschuldigen; und pflegt unterweilen, so wohl die Lufft als das Wasser auf dergleichen sympathetischer Arth etwas auszurichten. Jch weiß mich noch wohl zu errinneren, sprach Siegfried, daß einsmahls in unser Nachbarschafft Herr
Röh-
Wege, und indem ſie ihren Nechſten ſchaden, und in ſolcher Suͤnde fortgehen, erhalten ſie vor dieſe Kranckheit die ewige Marter und Quaal. Jndem ſie ſo redeten, fuhren ſie einen Feld-Crucifix oder Marter-Saͤule wel- ches voller Lumpen hieng vorbey, da fragte Siegfried; Herr Vater! was bedeutet aber dieſes? Eckarth antwortete: Es hat faſt ei- nerley Gemeinſchafft mit dem Vorigen, doch kan es eine natuͤrliche Urſache bey ſich fuͤhren. Dieſe Lumpen ſind von Leuthen, die entwe- der das Fieber, die gelbe Sucht, wie auch ſchweres Gebrechen haben, die ſind der Mey- nung, wann ſie die mit Schweiß durch zogene Sachen an eine ſolche Saͤule haͤngen, ſo ver- liehre ſich die Kranckheit, die es nun thun als ſolte ihnen das Crucifix helffen, die laͤſtern GOtt und entheiligen den Nahmen GOttes, welche aber in denen Gedancken ſeyn, daß d[ie] umbſtreichende Lufft in Anwehung dergleichen beſchweiſte Tuͤcher ſympathetiſcher Weiſe be- ruͤhren, und alſo hierdurch den Patienten ei- nige Huͤlffe verurſache, ſind zu entſchuldigen; und pflegt unterweilen, ſo wohl die Lufft als das Waſſer auf dergleichen ſympathetiſcher Arth etwas auszurichten. Jch weiß mich noch wohl zu errinneren, ſprach Siegfried, daß einsmahls in unſer Nachbarſchafft Herr
Roͤh-
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0184"n="168"/>
Wege, und indem ſie ihren Nechſten ſchaden,<lb/>
und in ſolcher Suͤnde fortgehen, erhalten ſie<lb/>
vor dieſe Kranckheit die ewige Marter und<lb/>
Quaal. Jndem ſie ſo redeten, fuhren ſie<lb/>
einen Feld-Crucifix oder Marter-Saͤule wel-<lb/>
ches voller Lumpen hieng vorbey, da fragte<lb/>
Siegfried; Herr Vater! was bedeutet aber<lb/>
dieſes? Eckarth antwortete: Es hat faſt ei-<lb/>
nerley Gemeinſchafft mit dem Vorigen, doch<lb/>
kan es eine natuͤrliche Urſache bey ſich fuͤhren.<lb/>
Dieſe Lumpen ſind von Leuthen, die entwe-<lb/>
der das Fieber, die gelbe Sucht, wie auch<lb/>ſchweres Gebrechen haben, die ſind der Mey-<lb/>
nung, wann ſie die mit Schweiß durch zogene<lb/>
Sachen an eine ſolche Saͤule haͤngen, ſo ver-<lb/>
liehre ſich die Kranckheit, die es nun thun als<lb/>ſolte ihnen das Crucifix helffen, die laͤſtern<lb/>
GOtt und entheiligen den Nahmen GOttes,<lb/>
welche aber in denen Gedancken ſeyn, daß d<supplied>ie</supplied><lb/>
umbſtreichende Lufft in Anwehung dergleichen<lb/>
beſchweiſte Tuͤcher <hirendition="#aq">ſympatheti</hi>ſcher Weiſe be-<lb/>
ruͤhren, und alſo hierdurch den Patienten ei-<lb/>
nige Huͤlffe verurſache, ſind zu entſchuldigen;<lb/>
und pflegt unterweilen, ſo wohl die Lufft als<lb/>
das Waſſer auf dergleichen <hirendition="#aq">ſympatheti</hi>ſcher<lb/>
Arth etwas auszurichten. Jch weiß mich<lb/>
noch wohl zu errinneren, ſprach Siegfried,<lb/>
daß einsmahls in unſer Nachbarſchafft Herr<lb/><fwplace="bottom"type="catch">Roͤh-</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[168/0184]
Wege, und indem ſie ihren Nechſten ſchaden,
und in ſolcher Suͤnde fortgehen, erhalten ſie
vor dieſe Kranckheit die ewige Marter und
Quaal. Jndem ſie ſo redeten, fuhren ſie
einen Feld-Crucifix oder Marter-Saͤule wel-
ches voller Lumpen hieng vorbey, da fragte
Siegfried; Herr Vater! was bedeutet aber
dieſes? Eckarth antwortete: Es hat faſt ei-
nerley Gemeinſchafft mit dem Vorigen, doch
kan es eine natuͤrliche Urſache bey ſich fuͤhren.
Dieſe Lumpen ſind von Leuthen, die entwe-
der das Fieber, die gelbe Sucht, wie auch
ſchweres Gebrechen haben, die ſind der Mey-
nung, wann ſie die mit Schweiß durch zogene
Sachen an eine ſolche Saͤule haͤngen, ſo ver-
liehre ſich die Kranckheit, die es nun thun als
ſolte ihnen das Crucifix helffen, die laͤſtern
GOtt und entheiligen den Nahmen GOttes,
welche aber in denen Gedancken ſeyn, daß die
umbſtreichende Lufft in Anwehung dergleichen
beſchweiſte Tuͤcher ſympathetiſcher Weiſe be-
ruͤhren, und alſo hierdurch den Patienten ei-
nige Huͤlffe verurſache, ſind zu entſchuldigen;
und pflegt unterweilen, ſo wohl die Lufft als
das Waſſer auf dergleichen ſympathetiſcher
Arth etwas auszurichten. Jch weiß mich
noch wohl zu errinneren, ſprach Siegfried,
daß einsmahls in unſer Nachbarſchafft Herr
Roͤh-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Ec… [mehr]
Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Eckharts Medicinischen Maul-Affens" von Johann Christoph Ettner von Eiteritz wurde 1694 veröffentlicht. Die verwendete Ausgabe von 1719 stellt eine überarbeitete Ausgabe der ersten Ausgabe dar. Da die Ausgabe von 1694 im Projektzeitraum nicht zur Verfügung stand, musste die Ausgabe von 1719 verwendet werden.
Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719, S. 168. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/184>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.