Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719.

Bild:
<< vorherige Seite

Meister weg, muste also die Mohrin eine
Zeitlang einer schwartzen Schmincke sich be-
dienen; Dem sey nun wie ihm wolle, so habe
ich mir zum offtern sagen lassen, das Talck-
Oel sey so penetrant und durchdringend, daß,
wann man davon nur einen einigen Tropffen
auff den Wirbel des Haupts fallen liesse, der-
selbe den gantzen Menschlichen Leib durch-
gienge, machte ihn schön, rein und endlich un-
verweßlich. Hierüber fieng Siegfried an zu
lächeln, sagende: Sie verzeihe mir Ruhm-
würdigste Frau, dergleichen ist mir auch zu
Ohren kommen, ich zweiffele aber sehr, daß
ein Tropffen in einer dichten Substantz und
allzu-weitläufftiger Circumferentz, derglei-
chen Extension und Wirckung thun solte.
Thierhold sagte: Freylich wird dem Talck-
Oel hierinnen allzuviel zugeschrieben; wür-
de es doch in einem flüßigen Dinge, mit dem es
vermischt würde sehr schwer zugehen, daß es
dasselbige reinigen solte, geschweige in einen
solchen dichten Wesen; Doch ist es nicht zu
leugnen, daß das Talck-Oel seine Krafft ziem-
lich extendire, und das aller-vortrefflichste
Cosmeticum und Schmincke sey. Nach
diesen fiengen sie ein Spiel untereinander an,
unter welchen Frau Edelmuth Thierholden
bath, wann das Abwisch- und Elementarische

Was-
K 5

Meiſter weg, muſte alſo die Mohrin eine
Zeitlang einer ſchwartzen Schmincke ſich be-
dienen; Dem ſey nun wie ihm wolle, ſo habe
ich mir zum offtern ſagen laſſen, das Talck-
Oel ſey ſo penetrant und durchdringend, daß,
wann man davon nur einen einigen Tropffen
auff den Wirbel des Haupts fallen lieſſe, der-
ſelbe den gantzen Menſchlichen Leib durch-
gienge, machte ihn ſchoͤn, rein und endlich un-
verweßlich. Hieruͤber fieng Siegfried an zu
laͤcheln, ſagende: Sie verzeihe mir Ruhm-
wuͤrdigſte Frau, dergleichen iſt mir auch zu
Ohren kommen, ich zweiffele aber ſehr, daß
ein Tropffen in einer dichten Subſtantz und
allzu-weitlaͤufftiger Circumferentz, derglei-
chen Extenſion und Wirckung thun ſolte.
Thierhold ſagte: Freylich wird dem Talck-
Oel hierinnen allzuviel zugeſchrieben; wuͤr-
de es doch in einem fluͤßigen Dinge, mit dem es
vermiſcht wuͤrde ſehr ſchwer zugehen, daß es
daſſelbige reinigen ſolte, geſchweige in einen
ſolchen dichten Weſen; Doch iſt es nicht zu
leugnen, daß das Talck-Oel ſeine Krafft ziem-
lich extendire, und das aller-vortrefflichſte
Cosmeticum und Schmincke ſey. Nach
dieſen fiengen ſie ein Spiel untereinander an,
unter welchen Frau Edelmuth Thierholden
bath, wann das Abwiſch- und Elementariſche

Waſ-
K 5
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0169" n="153"/>
Mei&#x017F;ter weg, mu&#x017F;te al&#x017F;o die Mohrin eine<lb/>
Zeitlang einer &#x017F;chwartzen Schmincke &#x017F;ich be-<lb/>
dienen; Dem &#x017F;ey nun wie ihm wolle, &#x017F;o habe<lb/>
ich mir zum offtern &#x017F;agen la&#x017F;&#x017F;en, das Talck-<lb/>
Oel &#x017F;ey &#x017F;o <hi rendition="#aq">penetrant</hi> und durchdringend, daß,<lb/>
wann man davon nur einen einigen Tropffen<lb/>
auff den Wirbel des Haupts fallen lie&#x017F;&#x017F;e, der-<lb/>
&#x017F;elbe den gantzen Men&#x017F;chlichen Leib durch-<lb/>
gienge, machte ihn &#x017F;cho&#x0364;n, rein und endlich un-<lb/>
verweßlich. Hieru&#x0364;ber fieng Siegfried an zu<lb/>
la&#x0364;cheln, &#x017F;agende: Sie verzeihe mir Ruhm-<lb/>
wu&#x0364;rdig&#x017F;te Frau, dergleichen i&#x017F;t mir auch zu<lb/>
Ohren kommen, ich zweiffele aber &#x017F;ehr, daß<lb/>
ein Tropffen in einer dichten <hi rendition="#aq">Sub&#x017F;tan</hi>tz und<lb/>
allzu-weitla&#x0364;ufftiger <hi rendition="#aq">Circumferen</hi>tz, derglei-<lb/>
chen <hi rendition="#aq">Exten&#x017F;ion</hi> und Wirckung thun &#x017F;olte.<lb/>
Thierhold &#x017F;agte: Freylich wird dem Talck-<lb/>
Oel hierinnen allzuviel zuge&#x017F;chrieben; wu&#x0364;r-<lb/>
de es doch in einem flu&#x0364;ßigen Dinge, mit dem es<lb/>
vermi&#x017F;cht wu&#x0364;rde &#x017F;ehr &#x017F;chwer zugehen, daß es<lb/>
da&#x017F;&#x017F;elbige reinigen &#x017F;olte, ge&#x017F;chweige in einen<lb/>
&#x017F;olchen dichten We&#x017F;en; Doch i&#x017F;t es nicht zu<lb/>
leugnen, daß das Talck-Oel &#x017F;eine Krafft ziem-<lb/>
lich <hi rendition="#aq">extendi</hi>re, und das aller-vortrefflich&#x017F;te<lb/><hi rendition="#aq">Cosmeticum</hi> und Schmincke &#x017F;ey. Nach<lb/>
die&#x017F;en fiengen &#x017F;ie ein Spiel untereinander an,<lb/>
unter welchen Frau Edelmuth Thierholden<lb/>
bath, wann das Abwi&#x017F;ch- und <hi rendition="#aq">Elementari</hi>&#x017F;che<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">K 5</fw><fw place="bottom" type="catch">Wa&#x017F;-</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[153/0169] Meiſter weg, muſte alſo die Mohrin eine Zeitlang einer ſchwartzen Schmincke ſich be- dienen; Dem ſey nun wie ihm wolle, ſo habe ich mir zum offtern ſagen laſſen, das Talck- Oel ſey ſo penetrant und durchdringend, daß, wann man davon nur einen einigen Tropffen auff den Wirbel des Haupts fallen lieſſe, der- ſelbe den gantzen Menſchlichen Leib durch- gienge, machte ihn ſchoͤn, rein und endlich un- verweßlich. Hieruͤber fieng Siegfried an zu laͤcheln, ſagende: Sie verzeihe mir Ruhm- wuͤrdigſte Frau, dergleichen iſt mir auch zu Ohren kommen, ich zweiffele aber ſehr, daß ein Tropffen in einer dichten Subſtantz und allzu-weitlaͤufftiger Circumferentz, derglei- chen Extenſion und Wirckung thun ſolte. Thierhold ſagte: Freylich wird dem Talck- Oel hierinnen allzuviel zugeſchrieben; wuͤr- de es doch in einem fluͤßigen Dinge, mit dem es vermiſcht wuͤrde ſehr ſchwer zugehen, daß es daſſelbige reinigen ſolte, geſchweige in einen ſolchen dichten Weſen; Doch iſt es nicht zu leugnen, daß das Talck-Oel ſeine Krafft ziem- lich extendire, und das aller-vortrefflichſte Cosmeticum und Schmincke ſey. Nach dieſen fiengen ſie ein Spiel untereinander an, unter welchen Frau Edelmuth Thierholden bath, wann das Abwiſch- und Elementariſche Waſ- K 5

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Ec… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/169
Zitationshilfe: Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719, S. 153. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/169>, abgerufen am 24.11.2024.