Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719.

Bild:
<< vorherige Seite

Nun, Nun Madame, nicht so traurig antwor-
tete Rente, es wird unter der schwartze die weisse
verborgen liegen, gieng damit mit der brum-
menden Mutter zur Tochter, die weinte, drauf
nahm er ein weich Tüchlein, tunckte es in frisch
Wasser und wuschte ihr den Schmutz gelinde
ab; die Mutter umnicht einen Filtzer zu hö-
ren, gieng fort, die Jungfer aber ward voller
Freuden, und furchte sich ein garstig Ange-
sicht zu behalten gar nicht, biß sie ihre Schön-
heit wieder bekam. Edelmuth sagte: weil sie
werthestes Schwesterchen, von der Anschwär-
tzung geredet hast, fället mir bey, was an einen
wohl-bekannten Königlichen Hofe ein Künst-
ler der Königin, weil sie nach Befragen/ wie
theuer er das Talck-Oel hielte, und die gefor-
derte Summa vermindern wolte, vor einen
Possen gethan. Er verrichtete die Probe an
ihrer Mohrinne, bestrich die Helffte des Ge-
sichts mit dem Talck-Oel, mit Ermahnen,
vor den andern Tag nichts zu thun, hernach
sich aber abwaschen, er würde schon zu rechter
Zeit sich wieder einstellen; nachdem sich die
Mohrinne gewaschen hatte, war die eine
Helffte des Angesichts weiß und die andere
Helffte verblieb schwartz, der Künstler blieb
weg, und kam nicht wieder, ob gleich ein guter
Recompens ausgebothen wurde, blieb der

Mei-

Nun, Nun Madame, nicht ſo traurig antwor-
tete Rente, es wird unter der ſchwartze die weiſſe
verborgen liegen, gieng damit mit der brum-
menden Mutter zur Tochter, die weinte, drauf
nahm er ein weich Tuͤchlein, tunckte es in friſch
Waſſer und wuſchte ihr den Schmutz gelinde
ab; die Mutter umnicht einen Filtzer zu hoͤ-
ren, gieng fort, die Jungfer aber ward voller
Freuden, und furchte ſich ein garſtig Ange-
ſicht zu behalten gar nicht, biß ſie ihre Schoͤn-
heit wieder bekam. Edelmuth ſagte: weil ſie
wertheſtes Schweſterchen, von der Anſchwaͤr-
tzung geredet haſt, faͤllet mir bey, was an einen
wohl-bekannten Koͤniglichen Hofe ein Kuͤnſt-
ler der Koͤnigin, weil ſie nach Befragen/ wie
theuer er das Talck-Oel hielte, und die gefor-
derte Summa vermindern wolte, vor einen
Poſſen gethan. Er verrichtete die Probe an
ihrer Mohrinne, beſtrich die Helffte des Ge-
ſichts mit dem Talck-Oel, mit Ermahnen,
vor den andern Tag nichts zu thun, hernach
ſich aber abwaſchen, er wuͤrde ſchon zu rechter
Zeit ſich wieder einſtellen; nachdem ſich die
Mohrinne gewaſchen hatte, war die eine
Helffte des Angeſichts weiß und die andere
Helffte verblieb ſchwartz, der Kuͤnſtler blieb
weg, und kam nicht wieder, ob gleich ein guter
Recompens ausgebothen wurde, blieb der

Mei-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0168" n="152"/>
Nun, Nun <hi rendition="#aq">Madame,</hi> nicht &#x017F;o traurig antwor-<lb/>
tete Rente, es wird unter der &#x017F;chwartze die wei&#x017F;&#x017F;e<lb/>
verborgen liegen, gieng damit mit der brum-<lb/>
menden Mutter zur Tochter, die weinte, drauf<lb/>
nahm er ein weich Tu&#x0364;chlein, tunckte es in fri&#x017F;ch<lb/>
Wa&#x017F;&#x017F;er und wu&#x017F;chte ihr den Schmutz gelinde<lb/>
ab; die Mutter umnicht einen Filtzer zu ho&#x0364;-<lb/>
ren, gieng fort, die Jungfer aber ward voller<lb/>
Freuden, und furchte &#x017F;ich ein gar&#x017F;tig Ange-<lb/>
&#x017F;icht zu behalten gar nicht, biß &#x017F;ie ihre Scho&#x0364;n-<lb/>
heit wieder bekam. Edelmuth &#x017F;agte: weil &#x017F;ie<lb/>
werthe&#x017F;tes Schwe&#x017F;terchen, von der An&#x017F;chwa&#x0364;r-<lb/>
tzung geredet ha&#x017F;t, fa&#x0364;llet mir bey, was an einen<lb/>
wohl-bekannten Ko&#x0364;niglichen Hofe ein Ku&#x0364;n&#x017F;t-<lb/>
ler der Ko&#x0364;nigin, weil &#x017F;ie nach Befragen/ wie<lb/>
theuer er das Talck-Oel hielte, und die gefor-<lb/>
derte <hi rendition="#aq">Summa</hi> vermindern wolte, vor einen<lb/>
Po&#x017F;&#x017F;en gethan. Er verrichtete die <hi rendition="#aq">Probe</hi> an<lb/>
ihrer Mohrinne, be&#x017F;trich die Helffte des Ge-<lb/>
&#x017F;ichts mit dem Talck-Oel, mit Ermahnen,<lb/>
vor den andern Tag nichts zu thun, hernach<lb/>
&#x017F;ich aber abwa&#x017F;chen, er wu&#x0364;rde &#x017F;chon zu rechter<lb/>
Zeit &#x017F;ich wieder ein&#x017F;tellen; nachdem &#x017F;ich die<lb/>
Mohrinne gewa&#x017F;chen hatte, war die eine<lb/>
Helffte des Ange&#x017F;ichts weiß und die andere<lb/>
Helffte verblieb &#x017F;chwartz, der Ku&#x0364;n&#x017F;tler blieb<lb/>
weg, und kam nicht wieder, ob gleich ein guter<lb/><hi rendition="#aq">Recompens</hi> ausgebothen wurde, blieb der<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Mei-</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[152/0168] Nun, Nun Madame, nicht ſo traurig antwor- tete Rente, es wird unter der ſchwartze die weiſſe verborgen liegen, gieng damit mit der brum- menden Mutter zur Tochter, die weinte, drauf nahm er ein weich Tuͤchlein, tunckte es in friſch Waſſer und wuſchte ihr den Schmutz gelinde ab; die Mutter umnicht einen Filtzer zu hoͤ- ren, gieng fort, die Jungfer aber ward voller Freuden, und furchte ſich ein garſtig Ange- ſicht zu behalten gar nicht, biß ſie ihre Schoͤn- heit wieder bekam. Edelmuth ſagte: weil ſie wertheſtes Schweſterchen, von der Anſchwaͤr- tzung geredet haſt, faͤllet mir bey, was an einen wohl-bekannten Koͤniglichen Hofe ein Kuͤnſt- ler der Koͤnigin, weil ſie nach Befragen/ wie theuer er das Talck-Oel hielte, und die gefor- derte Summa vermindern wolte, vor einen Poſſen gethan. Er verrichtete die Probe an ihrer Mohrinne, beſtrich die Helffte des Ge- ſichts mit dem Talck-Oel, mit Ermahnen, vor den andern Tag nichts zu thun, hernach ſich aber abwaſchen, er wuͤrde ſchon zu rechter Zeit ſich wieder einſtellen; nachdem ſich die Mohrinne gewaſchen hatte, war die eine Helffte des Angeſichts weiß und die andere Helffte verblieb ſchwartz, der Kuͤnſtler blieb weg, und kam nicht wieder, ob gleich ein guter Recompens ausgebothen wurde, blieb der Mei-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Ec… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/168
Zitationshilfe: Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719, S. 152. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/168>, abgerufen am 22.11.2024.