gehen solten/ zu hören, umb welche Gegend wir wären, und wie wir nach Erlangung ei- nes Stücke Brods ferner sicher fortkommen können. Das Looß fiel auf mich und einen Barbierer, wie wir nun bey vollen Abend all- da anlangten, vernahmen wir, daß in dem grösten Hause, so wir vor die Schencke hiel- ten, viel Pferde im Hofe stunden, und in dem Hause und Stube war von Leuthen die wir vor Tragouner hielten ein groß Getümmel, mein Camerad sagte zu mir: Bruder, anjetzo giebt uns das Glück die Gelegenheit an die Hand, uns beritten zu machen und zu salviren. Al- lein ich wandte ein, wir können mit guten Ge- wissen unsere rückständige Spieß-Gesellen nicht verlassen. Wohlan denn? antwortete mein Compagnion, so reiten wir hin, und sa- gen ihnen unser Fortun, bald zogen wir zwey Pferde aus, satzten uns auf, ritten zu unsern Mit-Brüdern, erzehlten ihnen unsern Eben- theuer, und giengen so dann aufs aller-schleu- nigste fort, unsere Cameraden verlassende. Des Morgens nachdem wir einen Weg von 6. Meilen hinter uns geleget hatten, gelang- ten wir bey der Stadt Fanella an, dessen Principal währendes Krieges neutral war, daselbst verkaufften wir unsere Pferde, und, nachdem wir uns eine Zeitlang allda aufgehal-
ten
gehen ſolten/ zu hoͤren, umb welche Gegend wir waͤren, und wie wir nach Erlangung ei- nes Stuͤcke Brods ferner ſicher fortkommen koͤnnen. Das Looß fiel auf mich und einen Barbierer, wie wir nun bey vollen Abend all- da anlangten, vernahmen wir, daß in dem groͤſten Hauſe, ſo wir vor die Schencke hiel- ten, viel Pferde im Hofe ſtunden, und in dem Hauſe und Stube war von Leuthen die wir vor Tragouner hielten ein groß Getuͤmmel, mein Camerad ſagte zu mir: Bruder, anjetzo giebt uns das Gluͤck die Gelegenheit an die Hand, uns beritten zu machen und zu ſalviren. Al- lein ich wandte ein, wir koͤnnen mit guten Ge- wiſſen unſere ruͤckſtaͤndige Spieß-Geſellen nicht verlaſſen. Wohlan denn? antwortete mein Compagnion, ſo reiten wir hin, und ſa- gen ihnen unſer Fortun, bald zogen wir zwey Pferde aus, ſatzten uns auf, ritten zu unſern Mit-Bruͤdern, erzehlten ihnen unſern Eben- theuer, und giengen ſo dann aufs aller-ſchleu- nigſte fort, unſere Cameraden verlaſſende. Des Morgens nachdem wir einen Weg von 6. Meilen hinter uns geleget hatten, gelang- ten wir bey der Stadt Fanella an, deſſen Principal waͤhrendes Krieges neutral war, daſelbſt verkaufften wir unſere Pferde, und, nachdem wir uns eine Zeitlang allda aufgehal-
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gehen ſolten/ zu hoͤren, umb welche Gegend
wir waͤren, und wie wir nach Erlangung ei-
nes Stuͤcke Brods ferner ſicher fortkommen
koͤnnen. Das Looß fiel auf mich und einen
Barbierer, wie wir nun bey vollen Abend all-
da anlangten, vernahmen wir, daß in dem
groͤſten Hauſe, ſo wir vor die Schencke hiel-
ten, viel Pferde im Hofe ſtunden, und in dem
Hauſe und Stube war von Leuthen die wir vor
Tragouner hielten ein groß Getuͤmmel, mein
Camerad ſagte zu mir: Bruder, anjetzo giebt
uns das Gluͤck die Gelegenheit an die Hand,
uns beritten zu machen und zu ſalviren. Al-
lein ich wandte ein, wir koͤnnen mit guten Ge-
wiſſen unſere ruͤckſtaͤndige Spieß-Geſellen
nicht verlaſſen. Wohlan denn? antwortete
mein Compagnion, ſo reiten wir hin, und ſa-
gen ihnen unſer Fortun, bald zogen wir zwey
Pferde aus, ſatzten uns auf, ritten zu unſern
Mit-Bruͤdern, erzehlten ihnen unſern Eben-
theuer, und giengen ſo dann aufs aller-ſchleu-
nigſte fort, unſere Cameraden verlaſſende.
Des Morgens nachdem wir einen Weg von
6. Meilen hinter uns geleget hatten, gelang-
ten wir bey der Stadt Fanella an, deſſen
Principal waͤhrendes Krieges neutral war,
daſelbſt verkaufften wir unſere Pferde, und,
nachdem wir uns eine Zeitlang allda aufgehal-
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Ec… [mehr]
Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Eckharts Medicinischen Maul-Affens" von Johann Christoph Ettner von Eiteritz wurde 1694 veröffentlicht. Die verwendete Ausgabe von 1719 stellt eine überarbeitete Ausgabe der ersten Ausgabe dar. Da die Ausgabe von 1694 im Projektzeitraum nicht zur Verfügung stand, musste die Ausgabe von 1719 verwendet werden.
Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719, S. 125. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/141>, abgerufen am 24.11.2024.
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