viel, das war meine Mittags-Mahlzeit, zum Abend-Essen bekam ich ein wenig Brodt und Saltz, meinen Trunck muste ich aus den Kel- ler sechs Klafftern tieff, und eine Spanne breit, holen, und damit meinen Durst stillen, Donnerstags und Sonntags war es dies bra- tibilis, da gieng es in floribus, da hatten wir arme Ritter von schwartzen Brod-Schnitten mit Schmeer, welches sie von denen Köchin- nen in der Stadt, die es ihr zusammen hielten, erkauffte, überstrichen, oder höchstens geba- ckene Rinds-Füsse, so wäre ich noch endlich zu frieden gewesen, wann ich nur dessen noch genung bekommen hätte; Allein weil mein Herr es auch nicht besser hatte, aß ich in Ge- dult mit zu, sahe aber, daß, wann etwa wo eine Hochzeit war, daß ich etwas Abgangenes aus der Küche bekam, und meinen Magen ergötz- te. Die Kleidung die er mir gab, waren alte zerrissene Lumpen, an denen alle Faden aus- einander gangen waren. Bey diesen Labo- ranten brachte ich zwey Jahr lang zu, unter- dessen war einem von denen Medicis, welchen mein Herr laborirte sein Junge entlauffen, der fragte mich, ob ich bey ihm Dienste anneh- men wolte? Jch antwortete, mit Ja! gieng damit zu meinen Alten, und kündigte ihm dem Dienst auf, mit Bitte, dieweil ich die zwey
Jahr
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viel, das war meine Mittags-Mahlzeit, zum Abend-Eſſen bekam ich ein wenig Brodt und Saltz, meinen Trunck muſte ich aus den Kel- ler ſechs Klafftern tieff, und eine Spanne breit, holen, und damit meinen Durſt ſtillen, Donnerſtags und Soñtags war es dies bra- tibilis, da gieng es in floribus, da hatten wir arme Ritter von ſchwartzen Brod-Schnitten mit Schmeer, welches ſie von denen Koͤchin- nen in der Stadt, die es ihr zuſammen hielten, erkauffte, uͤberſtrichen, oder hoͤchſtens geba- ckene Rinds-Fuͤſſe, ſo waͤre ich noch endlich zu frieden geweſen, wann ich nur deſſen noch genung bekommen haͤtte; Allein weil mein Herr es auch nicht beſſer hatte, aß ich in Ge- dult mit zu, ſahe aber, daß, wann etwa wo eine Hochzeit war, daß ich etwas Abgangenes aus der Kuͤche bekam, und meinen Magen ergoͤtz- te. Die Kleidung die er mir gab, waren alte zerriſſene Lumpen, an denen alle Faden aus- einander gangen waren. Bey dieſen Labo- ranten brachte ich zwey Jahr lang zu, unter- deſſen war einem von denen Medicis, welchen mein Herr laborirte ſein Junge entlauffen, der fragte mich, ob ich bey ihm Dienſte anneh- men wolte? Jch antwortete, mit Ja! gieng damit zu meinen Alten, und kuͤndigte ihm dem Dienſt auf, mit Bitte, dieweil ich die zwey
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viel, das war meine Mittags-Mahlzeit, zum
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Saltz, meinen Trunck muſte ich aus den Kel-
ler ſechs Klafftern tieff, und eine Spanne
breit, holen, und damit meinen Durſt ſtillen,
Donnerſtags und Soñtags war es dies bra-
tibilis, da gieng es in floribus, da hatten wir
arme Ritter von ſchwartzen Brod-Schnitten
mit Schmeer, welches ſie von denen Koͤchin-
nen in der Stadt, die es ihr zuſammen hielten,
erkauffte, uͤberſtrichen, oder hoͤchſtens geba-
ckene Rinds-Fuͤſſe, ſo waͤre ich noch endlich
zu frieden geweſen, wann ich nur deſſen noch
genung bekommen haͤtte; Allein weil mein
Herr es auch nicht beſſer hatte, aß ich in Ge-
dult mit zu, ſahe aber, daß, wann etwa wo eine
Hochzeit war, daß ich etwas Abgangenes aus
der Kuͤche bekam, und meinen Magen ergoͤtz-
te. Die Kleidung die er mir gab, waren alte
zerriſſene Lumpen, an denen alle Faden aus-
einander gangen waren. Bey dieſen Labo-
ranten brachte ich zwey Jahr lang zu, unter-
deſſen war einem von denen Medicis, welchen
mein Herr laborirte ſein Junge entlauffen,
der fragte mich, ob ich bey ihm Dienſte anneh-
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Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Ec… [mehr]
Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Eckharts Medicinischen Maul-Affens" von Johann Christoph Ettner von Eiteritz wurde 1694 veröffentlicht. Die verwendete Ausgabe von 1719 stellt eine überarbeitete Ausgabe der ersten Ausgabe dar. Da die Ausgabe von 1694 im Projektzeitraum nicht zur Verfügung stand, musste die Ausgabe von 1719 verwendet werden.
Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719, S. 121. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/137>, abgerufen am 24.11.2024.
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