Mülard auf die Stirne, sagende: Lieb-wer- thestes Kind, GOtt überschütte dich mit tau- sendfachen Seegen, und lasse dein Erbe unter denen Gerechten seyn. Darauff machte Mü- lard allerhand Anstalt, so wohl sein Hauß als Guth, und andere beschwerliche Mobilien zu verkauffen, worzu sich auch bald Käuffer fun- den, so, daß er innerhalb 10. Wochen wider seine Meynung alles mehrentheils zu Gelde gemacht hatte, und weiln ein Schiff-reicher Strohm von Silistria auch biß Paliro gieng, ließ er seine übrige nöthige Mobilien auf ein Schiff laden, dem er seinen Schreiber und alten getreuen Diener Torto zu gab, und nach Paliro führen. Er aber mit seiner Toch- ter und einer Magd stellten ihre Reise zu Lan- de fort. Währender Zeit hatten sich so wohl Ehrenfrieds als Mülards Sohn bereits ein- gestellet, und weil das Schiff vier Tage vor Mülarden von Silistria abgangen war, erfuhr Ehrenfried Mülards Ankunfft einen Tag eher als er ankam, weshalben ihn Ehrenfried nebenst beyden Sbhnen und seiner Tochter auf drey Meilen entgegen reiseten, da sie ihn gleich bey den Abend-Essen antrafen; wer war erfreuter als Mülard, da er seinen Sohn, und Freymuth als sie ihren lieben Bruder frisch und gesund sahen, bevoraus, als nach
tau-
Muͤlard auf die Stirne, ſagende: Lieb-wer- theſtes Kind, GOtt uͤberſchuͤtte dich mit tau- ſendfachen Seegen, und laſſe dein Erbe unter denen Gerechten ſeyn. Darauff machte Muͤ- lard allerhand Anſtalt, ſo wohl ſein Hauß als Guth, und andere beſchwerliche Mobilien zu verkauffen, worzu ſich auch bald Kaͤuffer fun- den, ſo, daß er innerhalb 10. Wochen wider ſeine Meynung alles mehrentheils zu Gelde gemacht hatte, und weiln ein Schiff-reicher Strohm von Siliſtria auch biß Paliro gieng, ließ er ſeine uͤbrige noͤthige Mobilien auf ein Schiff laden, dem er ſeinen Schreiber und alten getreuen Diener Torto zu gab, und nach Paliro fuͤhren. Er aber mit ſeiner Toch- ter und einer Magd ſtellten ihre Reiſe zu Lan- de fort. Waͤhrender Zeit hatten ſich ſo wohl Ehrenfrieds als Muͤlards Sohn bereits ein- geſtellet, und weil das Schiff vier Tage vor Muͤlarden von Siliſtria abgangen war, erfuhr Ehrenfried Muͤlards Ankunfft einen Tag eher als er ankam, weshalben ihn Ehrenfried nebenſt beyden Sbhnen und ſeiner Tochter auf drey Meilen entgegen reiſeten, da ſie ihn gleich bey den Abend-Eſſen antrafen; wer war erfreuter als Muͤlard, da er ſeinen Sohn, und Freymuth als ſie ihren lieben Bruder friſch und geſund ſahen, bevoraus, als nach
tau-
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0123"n="107"/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/>
Muͤlard auf die Stirne, ſagende: Lieb-wer-<lb/>
theſtes Kind, GOtt uͤberſchuͤtte dich mit tau-<lb/>ſendfachen Seegen, und laſſe dein Erbe unter<lb/>
denen Gerechten ſeyn. Darauff machte Muͤ-<lb/>
lard allerhand Anſtalt, ſo wohl ſein Hauß als<lb/>
Guth, und andere beſchwerliche <hirendition="#aq">Mobili</hi>en zu<lb/>
verkauffen, worzu ſich auch bald Kaͤuffer fun-<lb/>
den, ſo, daß er innerhalb 10. Wochen wider<lb/>ſeine Meynung alles mehrentheils zu Gelde<lb/>
gemacht hatte, und weiln ein Schiff-reicher<lb/>
Strohm von <hirendition="#aq">Siliſtria</hi> auch biß <hirendition="#aq">Paliro</hi> gieng,<lb/>
ließ er ſeine uͤbrige noͤthige <hirendition="#aq">Mobili</hi>en auf ein<lb/>
Schiff laden, dem er ſeinen Schreiber und<lb/>
alten getreuen Diener <hirendition="#aq">Torto</hi> zu gab, und<lb/>
nach <hirendition="#aq">Paliro</hi> fuͤhren. Er aber mit ſeiner Toch-<lb/>
ter und einer Magd ſtellten ihre Reiſe zu Lan-<lb/>
de fort. Waͤhrender Zeit hatten ſich ſo wohl<lb/>
Ehrenfrieds als Muͤlards Sohn bereits ein-<lb/>
geſtellet, und weil das Schiff vier Tage vor<lb/>
Muͤlarden von <hirendition="#aq">Siliſtria</hi> abgangen war, erfuhr<lb/>
Ehrenfried Muͤlards Ankunfft einen Tag<lb/>
eher als er ankam, weshalben ihn Ehrenfried<lb/>
nebenſt beyden Sbhnen und ſeiner Tochter<lb/>
auf drey Meilen entgegen reiſeten, da ſie ihn<lb/>
gleich bey den Abend-Eſſen antrafen; wer<lb/>
war erfreuter als Muͤlard, da er ſeinen Sohn,<lb/>
und Freymuth als ſie ihren lieben Bruder<lb/>
friſch und geſund ſahen, bevoraus, als nach<lb/><fwplace="bottom"type="catch">tau-</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[107/0123]
Muͤlard auf die Stirne, ſagende: Lieb-wer-
theſtes Kind, GOtt uͤberſchuͤtte dich mit tau-
ſendfachen Seegen, und laſſe dein Erbe unter
denen Gerechten ſeyn. Darauff machte Muͤ-
lard allerhand Anſtalt, ſo wohl ſein Hauß als
Guth, und andere beſchwerliche Mobilien zu
verkauffen, worzu ſich auch bald Kaͤuffer fun-
den, ſo, daß er innerhalb 10. Wochen wider
ſeine Meynung alles mehrentheils zu Gelde
gemacht hatte, und weiln ein Schiff-reicher
Strohm von Siliſtria auch biß Paliro gieng,
ließ er ſeine uͤbrige noͤthige Mobilien auf ein
Schiff laden, dem er ſeinen Schreiber und
alten getreuen Diener Torto zu gab, und
nach Paliro fuͤhren. Er aber mit ſeiner Toch-
ter und einer Magd ſtellten ihre Reiſe zu Lan-
de fort. Waͤhrender Zeit hatten ſich ſo wohl
Ehrenfrieds als Muͤlards Sohn bereits ein-
geſtellet, und weil das Schiff vier Tage vor
Muͤlarden von Siliſtria abgangen war, erfuhr
Ehrenfried Muͤlards Ankunfft einen Tag
eher als er ankam, weshalben ihn Ehrenfried
nebenſt beyden Sbhnen und ſeiner Tochter
auf drey Meilen entgegen reiſeten, da ſie ihn
gleich bey den Abend-Eſſen antrafen; wer
war erfreuter als Muͤlard, da er ſeinen Sohn,
und Freymuth als ſie ihren lieben Bruder
friſch und geſund ſahen, bevoraus, als nach
tau-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Ec… [mehr]
Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Eckharts Medicinischen Maul-Affens" von Johann Christoph Ettner von Eiteritz wurde 1694 veröffentlicht. Die verwendete Ausgabe von 1719 stellt eine überarbeitete Ausgabe der ersten Ausgabe dar. Da die Ausgabe von 1694 im Projektzeitraum nicht zur Verfügung stand, musste die Ausgabe von 1719 verwendet werden.
Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719, S. 107. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/123>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.