solte; der Medicus verspricht endlich reinen Mund zu halten, und erfährt, daß dieses grosse Geheimniß nichts anders sey, als der gemeine Alaun. Was geschicht, nach einem viertel Jahr darnach wird dieser selbsten von der da- mahls grassirenden Ruhr angegriffen, er ver- langt keinen Medicum, sondern verläßt sich auf seine Kunst, wie Milo auf die Stärcke, er braucht Alaun im Tranck, in Clystiren, legt mit Alaun befeuchte Tüchelein auf den Bauch, aber ohne eintzige Linderung, er stirbt endlich dahin, und bekräfftiget es mit seinem Tod, daß Alaun gut für die Ruhr sey, probatum est.
Jch habe einen andern gekennt, welcher ohne eintziges Purgieren die Fieber curirt, das Ar- canum aber bestunde in Knobloch, Caffran, A- sang alt Schmer, und Eßig, dieses legte er auf den Goldfinger, waren es dreytägliche Fieber, so muste man drey Tüchelein mit gemeldten Ingre- dientien auflegen, im viertäglichen aber vier, und nachmahls ins fliessende Wasser werffen; ob nun eine solche Cur ein Christlicher Hippo- crates, oder eine zauberische Circe erfunden, will ich Gelehrtere darüber glossiren lassen. Es geschicht endlich, dieser bekommt selbsten das dreytägliche Fieber, gute Freunde rathen ihm ei- ne linde Purgation, die bösen Feuchtigkeiten dar- mit auszuführen; was, sagte er, purgiren? die
Do-
ſolte; der Medicus verſpricht endlich reinen Mund zu halten, und erfaͤhrt, daß dieſes groſſe Geheimniß nichts anders ſey, als der gemeine Alaun. Was geſchicht, nach einem viertel Jahr darnach wird dieſer ſelbſten von der da- mahls grasſirenden Ruhr angegriffen, er ver- langt keinen Medicum, ſondern verlaͤßt ſich auf ſeine Kunſt, wie Milo auf die Staͤrcke, er braucht Alaun im Tranck, in Clyſtiren, legt mit Alaun befeuchte Tuͤchelein auf den Bauch, aber ohne eintzige Linderung, er ſtirbt endlich dahin, und bekraͤfftiget es mit ſeinem Tod, daß Alaun gut fuͤr die Ruhr ſey, probatum eſt.
Jch habe einen andern gekennt, welcher ohne eintziges Purgieren die Fieber curirt, das Ar- canum aber beſtunde in Knobloch, Caffran, A- ſang alt Schmer, und Eßig, dieſes legte er auf den Goldfinger, waren es dreytaͤgliche Fieber, ſo muſte man dꝛey Tuͤchelein mit gemeldten Ingre- dientien auflegen, im viertaͤglichen aber vier, und nachmahls ins flieſſende Waſſer werffen; ob nun eine ſolche Cur ein Chriſtlicher Hippo- crates, oder eine zauberiſche Circe erfunden, will ich Gelehrtere daruͤber gloſſiren laſſen. Es geſchicht endlich, dieſer bekommt ſelbſten das dreytaͤgliche Fieber, gute Fꝛeunde rathen ihm ei- ne linde Purgation, die boͤſen Feuchtigkeiten dar- mit auszufuͤhren; was, ſagte er, purgiren? die
Do-
<TEI><text><body><divn="1"><floatingText><body><divn="2"><p><pbfacs="#f1067"n="1051"/>ſolte; der <hirendition="#aq">Medicus</hi> verſpricht endlich reinen<lb/>
Mund zu halten, und erfaͤhrt, daß dieſes groſſe<lb/>
Geheimniß nichts anders ſey, als der gemeine<lb/>
Alaun. Was geſchicht, nach einem viertel<lb/>
Jahr darnach wird dieſer ſelbſten von der da-<lb/>
mahls <hirendition="#aq">grasſir</hi>enden Ruhr angegriffen, er ver-<lb/>
langt keinen <hirendition="#aq">Medicum,</hi>ſondern verlaͤßt ſich auf<lb/>ſeine Kunſt, wie <hirendition="#aq">Milo</hi> auf die Staͤrcke, er braucht<lb/>
Alaun im Tranck, in Clyſtiren, legt mit Alaun<lb/>
befeuchte Tuͤchelein auf den Bauch, aber ohne<lb/>
eintzige Linderung, er ſtirbt endlich dahin, und<lb/>
bekraͤfftiget es mit ſeinem Tod, daß Alaun gut<lb/>
fuͤr die Ruhr ſey, <hirendition="#aq">probatum eſt.</hi></p><lb/><p>Jch habe einen andern gekennt, welcher ohne<lb/>
eintziges Purgieren die Fieber <hirendition="#aq">curir</hi>t, das <hirendition="#aq">Ar-<lb/>
canum</hi> aber beſtunde in Knobloch, Caffran, A-<lb/>ſang alt Schmer, und Eßig, dieſes legte er auf<lb/>
den Goldfinger, waren es dreytaͤgliche Fieber, ſo<lb/>
muſte man dꝛey Tuͤchelein mit gemeldten <hirendition="#aq">Ingre-<lb/>
dientien</hi> auflegen, im viertaͤglichen aber vier,<lb/>
und nachmahls ins flieſſende Waſſer werffen;<lb/>
ob nun eine ſolche <hirendition="#aq">Cur</hi> ein Chriſtlicher <hirendition="#aq">Hippo-<lb/>
crates,</hi> oder eine zauberiſche <hirendition="#aq">Circe</hi> erfunden,<lb/>
will ich Gelehrtere daruͤber <hirendition="#aq">gloſſir</hi>en laſſen. Es<lb/>
geſchicht endlich, dieſer bekommt ſelbſten das<lb/>
dreytaͤgliche Fieber, gute Fꝛeunde rathen ihm ei-<lb/>
ne linde <hirendition="#aq">Purgation,</hi> die boͤſen Feuchtigkeiten dar-<lb/>
mit auszufuͤhren; was, ſagte er, purgiren? die<lb/><fwplace="bottom"type="catch"><hirendition="#aq">Do-</hi></fw><lb/></p></div></body></floatingText></div></body></text></TEI>
[1051/1067]
ſolte; der Medicus verſpricht endlich reinen
Mund zu halten, und erfaͤhrt, daß dieſes groſſe
Geheimniß nichts anders ſey, als der gemeine
Alaun. Was geſchicht, nach einem viertel
Jahr darnach wird dieſer ſelbſten von der da-
mahls grasſirenden Ruhr angegriffen, er ver-
langt keinen Medicum, ſondern verlaͤßt ſich auf
ſeine Kunſt, wie Milo auf die Staͤrcke, er braucht
Alaun im Tranck, in Clyſtiren, legt mit Alaun
befeuchte Tuͤchelein auf den Bauch, aber ohne
eintzige Linderung, er ſtirbt endlich dahin, und
bekraͤfftiget es mit ſeinem Tod, daß Alaun gut
fuͤr die Ruhr ſey, probatum eſt.
Jch habe einen andern gekennt, welcher ohne
eintziges Purgieren die Fieber curirt, das Ar-
canum aber beſtunde in Knobloch, Caffran, A-
ſang alt Schmer, und Eßig, dieſes legte er auf
den Goldfinger, waren es dreytaͤgliche Fieber, ſo
muſte man dꝛey Tuͤchelein mit gemeldten Ingre-
dientien auflegen, im viertaͤglichen aber vier,
und nachmahls ins flieſſende Waſſer werffen;
ob nun eine ſolche Cur ein Chriſtlicher Hippo-
crates, oder eine zauberiſche Circe erfunden,
will ich Gelehrtere daruͤber gloſſiren laſſen. Es
geſchicht endlich, dieſer bekommt ſelbſten das
dreytaͤgliche Fieber, gute Fꝛeunde rathen ihm ei-
ne linde Purgation, die boͤſen Feuchtigkeiten dar-
mit auszufuͤhren; was, ſagte er, purgiren? die
Do-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Ec… [mehr]
Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Eckharts Medicinischen Maul-Affens" von Johann Christoph Ettner von Eiteritz wurde 1694 veröffentlicht. Die verwendete Ausgabe von 1719 stellt eine überarbeitete Ausgabe der ersten Ausgabe dar. Da die Ausgabe von 1694 im Projektzeitraum nicht zur Verfügung stand, musste die Ausgabe von 1719 verwendet werden.
Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719, S. 1051. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/1067>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.