der Artzney-Aff will ihm einrichten, und ver- fehlet den Fuß, reisset ihm den gesunden auch aus; dieses ist gar umb einen grossen Bauer- Schuch gefehlet, und könte solcher grobe Och- sen-Kopff noch ein klein wenig auf der Stock- fisch-Mühle subtiler gemacht werden.
Bekannt ist die Fabel, daß ein Bolster- Hündlein einsmahls in der Schooß einer für- nehmen Damen gelegen, gantz freundlich ge- schertzet und mit ihr gespielet, dem sie wiederum mit Streichen schön gethan, und ihr solche Freundlichkeit gefallen lassen; diese Hunds- Complementen sahe von ferne der Esel, was? sagte er, soll ein Hund, der nur ein Sinnbild des Neyds ist, mir vorgehen? und so schön vom Frauen-Zimmer charisirt werden? da ich doch solches besser verdiene, und gleichwohl muß ich zum Recompenz den gantzen Tag ar- beiten, auch Säck in die Mühle tragen, daß mir der Buckel kracht; darzu bin ich auch von ei- nem sehr guten und alten Herkommen, massen unser Geschlecht so weit im Alten Testament ge- stiegen, daß es sich gar mit dem Propheten in Discurs dörffte einlassen, wie dann meine Ur- ahnen mit dem Bileam zu reden zweymahl die Ehre gehabt; Meines Herrn Vater naher Befreundter hat sich zu Bethlehem im Stall so wohl verhalten, daß er seinem Herrn Mit-
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der Artzney-Aff will ihm einrichten, und ver- fehlet den Fuß, reiſſet ihm den geſunden auch aus; dieſes iſt gar umb einen groſſen Bauer- Schuch gefehlet, und koͤnte ſolcher grobe Och- ſen-Kopff noch ein klein wenig auf der Stock- fiſch-Muͤhle ſubtiler gemacht werden.
Bekannt iſt die Fabel, daß ein Bolſter- Huͤndlein einsmahls in der Schooß einer fuͤr- nehmen Damen gelegen, gantz freundlich ge- ſchertzet und mit ihr geſpielet, dem ſie wiederum mit Streichen ſchoͤn gethan, und ihr ſolche Freundlichkeit gefallen laſſen; dieſe Hunds- Complementen ſahe von ferne der Eſel, was? ſagte er, ſoll ein Hund, der nur ein Sinnbild des Neyds iſt, mir vorgehen? und ſo ſchoͤn vom Frauen-Zim̃er chariſirt werden? da ich doch ſolches beſſer verdiene, und gleichwohl muß ich zum Recompenz den gantzen Tag ar- beiten, auch Saͤck in die Muͤhle tragen, daß mir der Buckel kracht; darzu bin ich auch von ei- nem ſehr guten und alten Herkommen, maſſen unſer Geſchlecht ſo weit im Alten Teſtament ge- ſtiegen, daß es ſich gar mit dem Propheten in Diſcurs doͤrffte einlaſſen, wie dann meine Ur- ahnen mit dem Bileam zu reden zweymahl die Ehre gehabt; Meines Herrn Vater naher Befreundter hat ſich zu Bethlehem im Stall ſo wohl verhalten, daß er ſeinem Herrn Mit-
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der Artzney-Aff will ihm einrichten, und ver-
fehlet den Fuß, reiſſet ihm den geſunden auch
aus; dieſes iſt gar umb einen groſſen Bauer-
Schuch gefehlet, und koͤnte ſolcher grobe Och-
ſen-Kopff noch ein klein wenig auf der Stock-
fiſch-Muͤhle ſubtiler gemacht werden.
Bekannt iſt die Fabel, daß ein Bolſter-
Huͤndlein einsmahls in der Schooß einer fuͤr-
nehmen Damen gelegen, gantz freundlich ge-
ſchertzet und mit ihr geſpielet, dem ſie wiederum
mit Streichen ſchoͤn gethan, und ihr ſolche
Freundlichkeit gefallen laſſen; dieſe Hunds-
Complementen ſahe von ferne der Eſel, was?
ſagte er, ſoll ein Hund, der nur ein Sinnbild
des Neyds iſt, mir vorgehen? und ſo ſchoͤn
vom Frauen-Zim̃er chariſirt werden? da ich
doch ſolches beſſer verdiene, und gleichwohl
muß ich zum Recompenz den gantzen Tag ar-
beiten, auch Saͤck in die Muͤhle tragen, daß mir
der Buckel kracht; darzu bin ich auch von ei-
nem ſehr guten und alten Herkommen, maſſen
unſer Geſchlecht ſo weit im Alten Teſtament ge-
ſtiegen, daß es ſich gar mit dem Propheten in
Diſcurs doͤrffte einlaſſen, wie dann meine Ur-
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Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Ec… [mehr]
Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Eckharts Medicinischen Maul-Affens" von Johann Christoph Ettner von Eiteritz wurde 1694 veröffentlicht. Die verwendete Ausgabe von 1719 stellt eine überarbeitete Ausgabe der ersten Ausgabe dar. Da die Ausgabe von 1694 im Projektzeitraum nicht zur Verfügung stand, musste die Ausgabe von 1719 verwendet werden.
Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719, S. 1046. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/1062>, abgerufen am 25.11.2024.
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