Flickwerck wolt auch umbgehen, so gebet Ach- tung, daß ihr nicht den Fleck neben das Loch setzet.
Vor drey Jahren hatte ein Kind die Blat- tern, die gescheidten Weiber die ohne diß das Graß wachsen, die Flöhe husten, und die Mu- cken niesen hören, waren der Meynung, das Kind sey verschryen, dahero machten sie eine überaus kräfftige Mixtur, von Myrren, Urin, Weichbrunn, Kaspel oder Wasser, so in der Küche vom Abwaschen übrig bleibt, weichten darinn Tüchlein, und umbwickleten das gantze Kind, was geschicht? die Blattern schlagen zu- rück, das Kind stirbt. Daß heist ja den Fleck neben das Loch gesetzet. Jch habe einen Geist- lichen gekennt, dieser fienge nach einem Fall an zu hincken, der Bader, welcher sonst den Theo- phrastum wie einem Bisem-Knopff allezeit für der Nasen hatte, vermeynte, das Knye wäre verletzet, und applicirte darauff viel Pflaster und Salben, aber alles vergebens, endlich wird er abgedancket, und ein anderer Bader beruffen, dieser befindet, daß der Zustand, nicht im Knye, sondern oben umbs Creutz sey, ap- pliciret auch seine Sachen, und der Patient wird glücklich curirt; da heist es ja ebenfalls so- wohl das Pflaster, als den Fleck neben das Loch gesetzet. Ein ander fällt ihm einen Fuß aus,
der
U u u 3
Flickwerck wolt auch umbgehen, ſo gebet Ach- tung, daß ihr nicht den Fleck neben das Loch ſetzet.
Vor drey Jahren hatte ein Kind die Blat- tern, die geſcheidten Weiber die ohne diß das Graß wachſen, die Floͤhe huſten, und die Mu- cken nieſen hoͤren, waren der Meynung, das Kind ſey verſchryen, dahero machten ſie eine uͤberaus kraͤfftige Mixtur, von Myrren, Urin, Weichbrunn, Kaſpel oder Waſſer, ſo in der Kuͤche vom Abwaſchen uͤbrig bleibt, weichten darinn Tuͤchlein, und umbwickleten das gantze Kind, was geſchicht? die Blattern ſchlagen zu- ruͤck, das Kind ſtirbt. Daß heiſt ja den Fleck neben das Loch geſetzet. Jch habe einen Geiſt- lichen gekennt, dieſer fienge nach einem Fall an zu hincken, der Bader, welcher ſonſt den Theo- phraſtum wie einem Biſem-Knopff allezeit fuͤr der Naſen hatte, vermeynte, das Knye waͤre verletzet, und applicirte darauff viel Pflaſter und Salben, aber alles vergebens, endlich wird er abgedancket, und ein anderer Bader beruffen, dieſer befindet, daß der Zuſtand, nicht im Knye, ſondern oben umbs Creutz ſey, ap- pliciret auch ſeine Sachen, und der Patient wird gluͤcklich curirt; da heiſt es ja ebenfalls ſo- wohl das Pflaſter, als den Fleck neben das Loch geſetzet. Ein ander faͤllt ihm einen Fuß aus,
der
U u u 3
<TEI><text><body><divn="1"><floatingText><body><divn="2"><p><pbfacs="#f1061"n="1045"/>
Flickwerck wolt auch umbgehen, ſo gebet Ach-<lb/>
tung, daß ihr nicht den Fleck neben das Loch<lb/>ſetzet.</p><lb/><p>Vor drey Jahren hatte ein Kind die Blat-<lb/>
tern, die geſcheidten Weiber die ohne diß das<lb/>
Graß wachſen, die Floͤhe huſten, und die Mu-<lb/>
cken nieſen hoͤren, waren der Meynung, das<lb/>
Kind ſey verſchryen, dahero machten ſie eine<lb/>
uͤberaus kraͤfftige <hirendition="#aq">Mixtur,</hi> von Myrren, <hirendition="#aq">Urin,</hi><lb/>
Weichbrunn, Kaſpel oder Waſſer, ſo in der<lb/>
Kuͤche vom Abwaſchen uͤbrig bleibt, weichten<lb/>
darinn Tuͤchlein, und umbwickleten das gantze<lb/>
Kind, was geſchicht? die Blattern ſchlagen zu-<lb/>
ruͤck, das Kind ſtirbt. Daß heiſt ja den Fleck<lb/>
neben das Loch geſetzet. Jch habe einen Geiſt-<lb/>
lichen gekennt, dieſer fienge nach einem Fall an<lb/>
zu hincken, der Bader, welcher ſonſt den <hirendition="#aq">Theo-<lb/>
phraſtum</hi> wie einem Biſem-Knopff allezeit fuͤr<lb/>
der Naſen hatte, vermeynte, das Knye waͤre<lb/>
verletzet, und <hirendition="#aq">applicir</hi>te darauff viel Pflaſter<lb/>
und Salben, aber alles vergebens, endlich<lb/>
wird er abgedancket, und ein anderer Bader<lb/>
beruffen, dieſer befindet, daß der Zuſtand, nicht<lb/>
im Knye, ſondern oben umbs Creutz ſey, <hirendition="#aq">ap-<lb/>
plicir</hi>et auch ſeine Sachen, und der Patient<lb/>
wird gluͤcklich <hirendition="#aq">curir</hi>t; da heiſt es ja ebenfalls ſo-<lb/>
wohl das Pflaſter, als den Fleck neben das Loch<lb/>
geſetzet. Ein ander faͤllt ihm einen Fuß aus,<lb/><fwplace="bottom"type="sig">U u u 3</fw><fwplace="bottom"type="catch">der</fw><lb/></p></div></body></floatingText></div></body></text></TEI>
[1045/1061]
Flickwerck wolt auch umbgehen, ſo gebet Ach-
tung, daß ihr nicht den Fleck neben das Loch
ſetzet.
Vor drey Jahren hatte ein Kind die Blat-
tern, die geſcheidten Weiber die ohne diß das
Graß wachſen, die Floͤhe huſten, und die Mu-
cken nieſen hoͤren, waren der Meynung, das
Kind ſey verſchryen, dahero machten ſie eine
uͤberaus kraͤfftige Mixtur, von Myrren, Urin,
Weichbrunn, Kaſpel oder Waſſer, ſo in der
Kuͤche vom Abwaſchen uͤbrig bleibt, weichten
darinn Tuͤchlein, und umbwickleten das gantze
Kind, was geſchicht? die Blattern ſchlagen zu-
ruͤck, das Kind ſtirbt. Daß heiſt ja den Fleck
neben das Loch geſetzet. Jch habe einen Geiſt-
lichen gekennt, dieſer fienge nach einem Fall an
zu hincken, der Bader, welcher ſonſt den Theo-
phraſtum wie einem Biſem-Knopff allezeit fuͤr
der Naſen hatte, vermeynte, das Knye waͤre
verletzet, und applicirte darauff viel Pflaſter
und Salben, aber alles vergebens, endlich
wird er abgedancket, und ein anderer Bader
beruffen, dieſer befindet, daß der Zuſtand, nicht
im Knye, ſondern oben umbs Creutz ſey, ap-
pliciret auch ſeine Sachen, und der Patient
wird gluͤcklich curirt; da heiſt es ja ebenfalls ſo-
wohl das Pflaſter, als den Fleck neben das Loch
geſetzet. Ein ander faͤllt ihm einen Fuß aus,
der
U u u 3
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Ec… [mehr]
Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Eckharts Medicinischen Maul-Affens" von Johann Christoph Ettner von Eiteritz wurde 1694 veröffentlicht. Die verwendete Ausgabe von 1719 stellt eine überarbeitete Ausgabe der ersten Ausgabe dar. Da die Ausgabe von 1694 im Projektzeitraum nicht zur Verfügung stand, musste die Ausgabe von 1719 verwendet werden.
Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719, S. 1045. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/1061>, abgerufen am 22.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.