Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719.

Bild:
<< vorherige Seite

ner, was dieses Oleum in alten Schäden that,
ist kuntbar, sonst ist das Kraut grüne auff ei-
ne frische Wunde gelegt, sehr heilsam, und ein
rechtes Wund-Kraut. Andere Würckun-
gen von welchen Magnenus in seinen ob wohl
kleinen Tractätgen de Tabaco, gar fein und
kurtz discurrirt zu geschweigen, wende ich mich
zu den allgemeinen Gebrauch, da ihn unsere
Lands-Leuthe entweder schmauchen, im Mun-
de kauen oder in die Nase schnupffen, welcher
dreyerley Gebrauch gewisser Massen seinen
herrlichen Nutzen hat. Denn diejenigen die
feuchter Complexion sind und einen star-
cken Zufluß derer Feuchtigkeiten erdulten
müssen, ziehen ihnen in mäßigen Gebrauch
vieler Meynungen nach, die Flüsse nicht zu,
sondern zertheilen vielmehr dieselben, eröff-
nen die Speichel-Röhren, und trocknen sie
zugleich mit aus, doch rathe ich, daß man in
hitzigen Zufällen sich derer zu liberiren, des
Taback-Rauchs sich nicht bedienen soll. Jch
errinnere mich daß einsmahl in Gurau in Nie-
der-Schlesten ein Schmied 3. Jahr rothe
flüßige Augen gehabt, der Medicus selbigen
Orths ihme gerathen, er solte einen Hut mit
einen grossen Rande aufsetzen, den Kopff der
Tabacks-Pfeiffe oben durch ein darein ge-
schnitten Loch ausstecken, und denn ihm den

aus-

ner, was dieſes Oleum in alten Schaͤden that,
iſt kuntbar, ſonſt iſt das Kraut gruͤne auff ei-
ne friſche Wunde gelegt, ſehr heilſam, und ein
rechtes Wund-Kraut. Andere Wuͤrckun-
gen von welchen Magnenus in ſeinen ob wohl
kleinen Tractaͤtgen de Tabaco, gar fein und
kurtz discurrirt zu geſchweigen, wende ich mich
zu den allgemeinen Gebrauch, da ihn unſere
Lands-Leuthe entweder ſchmauchen, im Mun-
de kauen oder in die Naſe ſchnupffen, welcher
dreyerley Gebrauch gewiſſer Maſſen ſeinen
herrlichen Nutzen hat. Denn diejenigen die
feuchter Complexion ſind und einen ſtar-
cken Zufluß derer Feuchtigkeiten erdulten
muͤſſen, ziehen ihnen in maͤßigen Gebrauch
vieler Meynungen nach, die Fluͤſſe nicht zu,
ſondern zertheilen vielmehr dieſelben, eroͤff-
nen die Speichel-Roͤhren, und trocknen ſie
zugleich mit aus, doch rathe ich, daß man in
hitzigen Zufaͤllen ſich derer zu liberiren, des
Taback-Rauchs ſich nicht bedienen ſoll. Jch
errinnere mich daß einsmahl in Gurau in Nie-
der-Schleſten ein Schmied 3. Jahr rothe
fluͤßige Augen gehabt, der Medicus ſelbigen
Orths ihme gerathen, er ſolte einen Hut mit
einen groſſen Rande aufſetzen, den Kopff der
Tabacks-Pfeiffe oben durch ein darein ge-
ſchnitten Loch ausſtecken, und denn ihm den

aus-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0102" n="86"/>
ner, was die&#x017F;es <hi rendition="#aq">Oleum</hi> in alten Scha&#x0364;den that,<lb/>
i&#x017F;t kuntbar, &#x017F;on&#x017F;t i&#x017F;t das Kraut gru&#x0364;ne auff ei-<lb/>
ne fri&#x017F;che Wunde gelegt, &#x017F;ehr heil&#x017F;am, und ein<lb/>
rechtes Wund-Kraut. Andere Wu&#x0364;rckun-<lb/>
gen von welchen <hi rendition="#aq">Magnenus</hi> in &#x017F;einen ob wohl<lb/>
kleinen Tracta&#x0364;tgen <hi rendition="#aq">de Tabaco,</hi> gar fein und<lb/>
kurtz <hi rendition="#aq">discurri</hi>rt zu ge&#x017F;chweigen, wende ich mich<lb/>
zu den allgemeinen Gebrauch, da ihn un&#x017F;ere<lb/>
Lands-Leuthe entweder &#x017F;chmauchen, im Mun-<lb/>
de kauen oder in die Na&#x017F;e &#x017F;chnupffen, welcher<lb/>
dreyerley Gebrauch gewi&#x017F;&#x017F;er Ma&#x017F;&#x017F;en &#x017F;einen<lb/>
herrlichen Nutzen hat. Denn diejenigen die<lb/>
feuchter <hi rendition="#aq">Complexion</hi> &#x017F;ind und einen &#x017F;tar-<lb/>
cken Zufluß derer Feuchtigkeiten erdulten<lb/>
mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en, ziehen ihnen in ma&#x0364;ßigen Gebrauch<lb/>
vieler Meynungen nach, die Flu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e nicht zu,<lb/>
&#x017F;ondern zertheilen vielmehr die&#x017F;elben, ero&#x0364;ff-<lb/>
nen die Speichel-Ro&#x0364;hren, und trocknen &#x017F;ie<lb/>
zugleich mit aus, doch rathe ich, daß man in<lb/>
hitzigen Zufa&#x0364;llen &#x017F;ich derer zu <hi rendition="#aq">liberi</hi>ren, des<lb/>
Taback-Rauchs &#x017F;ich nicht bedienen &#x017F;oll. Jch<lb/>
errinnere mich daß einsmahl in Gurau in Nie-<lb/>
der-Schle&#x017F;ten ein Schmied 3. Jahr rothe<lb/>
flu&#x0364;ßige Augen gehabt, der <hi rendition="#aq">Medicus</hi> &#x017F;elbigen<lb/>
Orths ihme gerathen, er &#x017F;olte einen Hut mit<lb/>
einen gro&#x017F;&#x017F;en Rande auf&#x017F;etzen, den Kopff der<lb/>
Tabacks-Pfeiffe oben durch ein darein ge-<lb/>
&#x017F;chnitten Loch aus&#x017F;tecken, und denn ihm den<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">aus-</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[86/0102] ner, was dieſes Oleum in alten Schaͤden that, iſt kuntbar, ſonſt iſt das Kraut gruͤne auff ei- ne friſche Wunde gelegt, ſehr heilſam, und ein rechtes Wund-Kraut. Andere Wuͤrckun- gen von welchen Magnenus in ſeinen ob wohl kleinen Tractaͤtgen de Tabaco, gar fein und kurtz discurrirt zu geſchweigen, wende ich mich zu den allgemeinen Gebrauch, da ihn unſere Lands-Leuthe entweder ſchmauchen, im Mun- de kauen oder in die Naſe ſchnupffen, welcher dreyerley Gebrauch gewiſſer Maſſen ſeinen herrlichen Nutzen hat. Denn diejenigen die feuchter Complexion ſind und einen ſtar- cken Zufluß derer Feuchtigkeiten erdulten muͤſſen, ziehen ihnen in maͤßigen Gebrauch vieler Meynungen nach, die Fluͤſſe nicht zu, ſondern zertheilen vielmehr dieſelben, eroͤff- nen die Speichel-Roͤhren, und trocknen ſie zugleich mit aus, doch rathe ich, daß man in hitzigen Zufaͤllen ſich derer zu liberiren, des Taback-Rauchs ſich nicht bedienen ſoll. Jch errinnere mich daß einsmahl in Gurau in Nie- der-Schleſten ein Schmied 3. Jahr rothe fluͤßige Augen gehabt, der Medicus ſelbigen Orths ihme gerathen, er ſolte einen Hut mit einen groſſen Rande aufſetzen, den Kopff der Tabacks-Pfeiffe oben durch ein darein ge- ſchnitten Loch ausſtecken, und denn ihm den aus-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Ec… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/102
Zitationshilfe: Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719, S. 86. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/102>, abgerufen am 25.11.2024.