die letzt fangen kan: Jch traue ihm halt nicht, er ist noch zu jung, wann er noch etliche Freit- Höf wird gefüllet haben, so wird ein wacker Kerl aus ihm werden. Dieser ist zwar vor 20. Jah- ren der Fürnehmste gewesen, aber jetzo ist er we- der zum Sieden noch zum Braten dienlich: er ist schon gar zu alt, und hat wie ein ausgesunge- ner Finck ausgelernet. Ja solches Affen-Ge- schmeiß, und Ehr-abschneiderische Schnader- büchsen machen noch kein Ende; da muß ihn dieser gar zu herrisch und geschäfftig, jener aber gar zu schmeichlerisch und ein Ja-Herr seyn: dieser gar zu nett und stattlich, jener aber gar zu schlecht und Schulmeisterisch auf- ziehen: bald gehet einer zu geschwind, der ander aber zu langsam; dieser hat einen zu ho- hen, jener aber einen gar zu niederträchtigen Geist: der eine ist gar zu sauersüchtig, und siehet aus, wie eine ungesaltzene Cerbolath- Wurst, der ander aber zu frey und vermessen: der dritte ist allzustill, als wann ihm die Hunde das Brodt genommen hätten, der vierdte her- entgegen gar zu sehr ausgelassen, und ein rechter Fabelhanß. Dieser ist zu furchtsam, und wä- re von nöthen, daß er in hitzigen Kranckheiten den Pulß von fern durch einen Stecken thäte anrühren: sonsten ist er nur ein Cremortartar- Doctor, er wird selten die Kranckheit mit recht-
schaf-
die letzt fangen kan: Jch traue ihm halt nicht, er iſt noch zu jung, wann er noch etliche Freit- Hoͤf wird gefuͤllet haben, ſo wird ein wacker Kerl aus ihm werden. Dieſer iſt zwar vor 20. Jah- ren der Fuͤrnehmſte geweſen, aber jetzo iſt er we- der zum Sieden noch zum Braten dienlich: er iſt ſchon gar zu alt, und hat wie ein ausgeſunge- ner Finck ausgelernet. Ja ſolches Affen-Ge- ſchmeiß, und Ehr-abſchneideriſche Schnader- buͤchſen machen noch kein Ende; da muß ihn dieſer gar zu herriſch und geſchaͤfftig, jener aber gar zu ſchmeichleriſch und ein Ja-Herr ſeyn: dieſer gar zu nett und ſtattlich, jener aber gar zu ſchlecht und Schulmeiſteriſch auf- ziehen: bald gehet einer zu geſchwind, der ander aber zu langſam; dieſer hat einen zu ho- hen, jener aber einen gar zu niedertraͤchtigen Geiſt: der eine iſt gar zu ſauerſuͤchtig, und ſiehet aus, wie eine ungeſaltzene Cerbolath- Wurſt, der ander aber zu frey und vermeſſen: der dritte iſt allzuſtill, als wann ihm die Hunde das Brodt genommen haͤtten, der vierdte her- entgegen gar zu ſehr ausgelaſſen, und ein rechter Fabelhanß. Dieſer iſt zu furchtſam, und waͤ- re von noͤthen, daß er in hitzigen Kranckheiten den Pulß von fern durch einen Stecken thaͤte anruͤhren: ſonſten iſt er nur ein Cremortartar- Doctor, er wird ſelten die Kranckheit mit recht-
ſchaf-
<TEI><text><body><divn="1"><floatingText><body><divn="2"><p><pbfacs="#f1008"n="992"/>
die letzt fangen kan: Jch traue ihm halt nicht,<lb/>
er iſt noch zu jung, wann er noch etliche Freit-<lb/>
Hoͤf wird gefuͤllet haben, ſo wird ein wacker Kerl<lb/>
aus ihm werden. Dieſer iſt zwar vor 20. Jah-<lb/>
ren der Fuͤrnehmſte geweſen, aber jetzo iſt er we-<lb/>
der zum Sieden noch zum Braten dienlich: er<lb/>
iſt ſchon gar zu alt, und hat wie ein ausgeſunge-<lb/>
ner Finck ausgelernet. Ja ſolches Affen-Ge-<lb/>ſchmeiß, und Ehr-abſchneideriſche Schnader-<lb/>
buͤchſen machen noch kein Ende; da muß ihn<lb/>
dieſer gar zu herriſch und geſchaͤfftig, jener aber<lb/>
gar zu ſchmeichleriſch und ein Ja-Herr ſeyn:<lb/>
dieſer gar zu nett und ſtattlich, jener aber<lb/>
gar zu ſchlecht und Schulmeiſteriſch auf-<lb/>
ziehen: bald gehet einer zu geſchwind, der<lb/>
ander aber zu langſam; dieſer hat einen zu ho-<lb/>
hen, jener aber einen gar zu niedertraͤchtigen<lb/>
Geiſt: der eine iſt gar zu ſauerſuͤchtig, und<lb/>ſiehet aus, wie eine ungeſaltzene Cerbolath-<lb/>
Wurſt, der ander aber zu frey und vermeſſen:<lb/>
der dritte iſt allzuſtill, als wann ihm die Hunde<lb/>
das Brodt genommen haͤtten, der vierdte her-<lb/>
entgegen gar zu ſehr ausgelaſſen, und ein rechter<lb/>
Fabelhanß. Dieſer iſt zu furchtſam, und waͤ-<lb/>
re von noͤthen, daß er in hitzigen Kranckheiten<lb/>
den Pulß von fern durch einen Stecken thaͤte<lb/>
anruͤhren: ſonſten iſt er nur ein <hirendition="#aq">Cremortartar-<lb/>
Doctor,</hi> er wird ſelten die Kranckheit mit recht-<lb/><fwplace="bottom"type="catch">ſchaf-</fw><lb/></p></div></body></floatingText></div></body></text></TEI>
[992/1008]
die letzt fangen kan: Jch traue ihm halt nicht,
er iſt noch zu jung, wann er noch etliche Freit-
Hoͤf wird gefuͤllet haben, ſo wird ein wacker Kerl
aus ihm werden. Dieſer iſt zwar vor 20. Jah-
ren der Fuͤrnehmſte geweſen, aber jetzo iſt er we-
der zum Sieden noch zum Braten dienlich: er
iſt ſchon gar zu alt, und hat wie ein ausgeſunge-
ner Finck ausgelernet. Ja ſolches Affen-Ge-
ſchmeiß, und Ehr-abſchneideriſche Schnader-
buͤchſen machen noch kein Ende; da muß ihn
dieſer gar zu herriſch und geſchaͤfftig, jener aber
gar zu ſchmeichleriſch und ein Ja-Herr ſeyn:
dieſer gar zu nett und ſtattlich, jener aber
gar zu ſchlecht und Schulmeiſteriſch auf-
ziehen: bald gehet einer zu geſchwind, der
ander aber zu langſam; dieſer hat einen zu ho-
hen, jener aber einen gar zu niedertraͤchtigen
Geiſt: der eine iſt gar zu ſauerſuͤchtig, und
ſiehet aus, wie eine ungeſaltzene Cerbolath-
Wurſt, der ander aber zu frey und vermeſſen:
der dritte iſt allzuſtill, als wann ihm die Hunde
das Brodt genommen haͤtten, der vierdte her-
entgegen gar zu ſehr ausgelaſſen, und ein rechter
Fabelhanß. Dieſer iſt zu furchtſam, und waͤ-
re von noͤthen, daß er in hitzigen Kranckheiten
den Pulß von fern durch einen Stecken thaͤte
anruͤhren: ſonſten iſt er nur ein Cremortartar-
Doctor, er wird ſelten die Kranckheit mit recht-
ſchaf-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Ec… [mehr]
Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Eckharts Medicinischen Maul-Affens" von Johann Christoph Ettner von Eiteritz wurde 1694 veröffentlicht. Die verwendete Ausgabe von 1719 stellt eine überarbeitete Ausgabe der ersten Ausgabe dar. Da die Ausgabe von 1694 im Projektzeitraum nicht zur Verfügung stand, musste die Ausgabe von 1719 verwendet werden.
Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719, S. 992. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/1008>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.