Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719.

Bild:
<< vorherige Seite

solte, welche den Schönen allein wohl anstehet.
Wann man aber die Sache recht betrachtet, so
wird hoffentlich Niemand diesen Artzney-Affen
wegen ihrer hohen Einbildung neydisch seyn, dann
es ist ihrer Natur gemäß: Stultus und Stoltz
wächst gern auf einem Holtz; sie halten also
zwar wohl viel auf sich, seyn aber nur allein die
was darauff halten, andere halten herentgegen
nichts von ihnen, so gehet es mit einander auf, ja
solche Einbildungen bleiben auch nicht lange
Zeit, weil Mertzen-Schnee, und närrischer
Leuth Hoffarth kein Bestand haben; Jndem
nun der Ubermuth, und die Verachtung des
Nächsten ohnediß gute Camerathin seyn, da
unterstehen sich solche Affen einem jeden Medi-
co
die Ausstellungen zu machen, und gesetzt die
Medici haben endlich was Lob-würdiges in sich,
welches ohne Hand-greiffliche Lügen nicht kan
widerlegt werden, so wird doch allzeit ein teufli-
sches: aber/ oder ein Zoilisches: doch darhin-
ter seyn; Sie machen es wie vor Zeiten die La-
caedemoni
er, welche den Gesetz-Geber Lycur-
gum
tadleten, weil er im Gehen den Kopff nicht
gerad gehalten, den unvergleichlichen Scipio-
nem
beschimpfften auch die Römer, weil er
im Schlaff sehr schnarchete: der weise Cato
muste auch durch die Hächel gezogen werden,
weil er mit vollem Munde essen pflegte. Bey je-

tzigen

ſolte, welche den Schoͤnen allein wohl anſtehet.
Wann man aber die Sache recht betrachtet, ſo
wird hoffentlich Niemand dieſen Artzney-Affen
wegen ihrer hohẽ Einbildung neydiſch ſeyn, dañ
es iſt ihrer Natur gemaͤß: Stultus und Stoltz
waͤchſt gern auf einem Holtz; ſie halten alſo
zwar wohl viel auf ſich, ſeyn aber nur allein die
was darauff halten, andere halten herentgegen
nichts von ihnen, ſo gehet es mit einander auf, ja
ſolche Einbildungen bleiben auch nicht lange
Zeit, weil Mertzen-Schnee, und naͤrriſcher
Leuth Hoffarth kein Beſtand haben; Jndem
nun der Ubermuth, und die Verachtung des
Naͤchſten ohnediß gute Camerathin ſeyn, da
unterſtehen ſich ſolche Affen einem jeden Medi-
co
die Ausſtellungen zu machen, und geſetzt die
Medici haben endlich was Lob-wuͤꝛdiges in ſich,
welches ohne Hand-greiffliche Luͤgen nicht kan
widerlegt werden, ſo wird doch allzeit ein teufli-
ſches: aber/ oder ein Zoiliſches: doch darhin-
ter ſeyn; Sie machen es wie vor Zeiten die La-
cædemoni
er, welche den Geſetz-Geber Lycur-
gum
tadleten, weil er im Gehen den Kopff nicht
gerad gehalten, den unvergleichlichen Scipio-
nem
beſchimpfften auch die Roͤmer, weil er
im Schlaff ſehr ſchnarchete: der weiſe Cato
muſte auch durch die Haͤchel gezogen werden,
weil er mit vollem Munde eſſen pflegte. Bey je-

tzigen
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <floatingText>
          <body>
            <div n="2">
              <p><pb facs="#f1006" n="990"/>
&#x017F;olte, welche den Scho&#x0364;nen allein wohl an&#x017F;tehet.<lb/>
Wann man aber die Sache recht betrachtet, &#x017F;o<lb/>
wird hoffentlich Niemand die&#x017F;en Artzney-Affen<lb/>
wegen ihrer hohe&#x0303; Einbildung neydi&#x017F;ch &#x017F;eyn, dan&#x0303;<lb/>
es i&#x017F;t ihrer Natur gema&#x0364;ß: <hi rendition="#aq">Stultus</hi> und Stoltz<lb/>
wa&#x0364;ch&#x017F;t gern auf einem Holtz; &#x017F;ie halten al&#x017F;o<lb/>
zwar wohl viel auf &#x017F;ich, &#x017F;eyn aber nur allein die<lb/>
was darauff halten, andere halten herentgegen<lb/>
nichts von ihnen, &#x017F;o gehet es mit einander auf, ja<lb/>
&#x017F;olche Einbildungen bleiben auch nicht lange<lb/>
Zeit, weil Mertzen-Schnee, und na&#x0364;rri&#x017F;cher<lb/>
Leuth Hoffarth kein Be&#x017F;tand haben; Jndem<lb/>
nun der Ubermuth, und die Verachtung des<lb/>
Na&#x0364;ch&#x017F;ten ohnediß gute Camerathin &#x017F;eyn, da<lb/>
unter&#x017F;tehen &#x017F;ich &#x017F;olche Affen einem jeden <hi rendition="#aq">Medi-<lb/>
co</hi> die Aus&#x017F;tellungen zu machen, und ge&#x017F;etzt die<lb/><hi rendition="#aq">Medici</hi> haben endlich was Lob-wu&#x0364;&#xA75B;diges in &#x017F;ich,<lb/>
welches ohne Hand-greiffliche Lu&#x0364;gen nicht kan<lb/>
widerlegt werden, &#x017F;o wird doch allzeit ein teufli-<lb/>
&#x017F;ches: <hi rendition="#fr">aber/</hi> oder ein Zoili&#x017F;ches: doch darhin-<lb/>
ter &#x017F;eyn; Sie machen es wie vor Zeiten die <hi rendition="#aq">La-<lb/>
cædemoni</hi>er, welche den Ge&#x017F;etz-Geber <hi rendition="#aq">Lycur-<lb/>
gum</hi> tadleten, weil er im Gehen den Kopff nicht<lb/>
gerad gehalten, den unvergleichlichen <hi rendition="#aq">Scipio-<lb/>
nem</hi> be&#x017F;chimpfften auch die Ro&#x0364;mer, weil er<lb/>
im Schlaff &#x017F;ehr &#x017F;chnarchete: der wei&#x017F;e <hi rendition="#aq">Cato</hi><lb/>
mu&#x017F;te auch durch die Ha&#x0364;chel gezogen werden,<lb/>
weil er mit vollem Munde e&#x017F;&#x017F;en pflegte. Bey je-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">tzigen</fw><lb/></p>
            </div>
          </body>
        </floatingText>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[990/1006] ſolte, welche den Schoͤnen allein wohl anſtehet. Wann man aber die Sache recht betrachtet, ſo wird hoffentlich Niemand dieſen Artzney-Affen wegen ihrer hohẽ Einbildung neydiſch ſeyn, dañ es iſt ihrer Natur gemaͤß: Stultus und Stoltz waͤchſt gern auf einem Holtz; ſie halten alſo zwar wohl viel auf ſich, ſeyn aber nur allein die was darauff halten, andere halten herentgegen nichts von ihnen, ſo gehet es mit einander auf, ja ſolche Einbildungen bleiben auch nicht lange Zeit, weil Mertzen-Schnee, und naͤrriſcher Leuth Hoffarth kein Beſtand haben; Jndem nun der Ubermuth, und die Verachtung des Naͤchſten ohnediß gute Camerathin ſeyn, da unterſtehen ſich ſolche Affen einem jeden Medi- co die Ausſtellungen zu machen, und geſetzt die Medici haben endlich was Lob-wuͤꝛdiges in ſich, welches ohne Hand-greiffliche Luͤgen nicht kan widerlegt werden, ſo wird doch allzeit ein teufli- ſches: aber/ oder ein Zoiliſches: doch darhin- ter ſeyn; Sie machen es wie vor Zeiten die La- cædemonier, welche den Geſetz-Geber Lycur- gum tadleten, weil er im Gehen den Kopff nicht gerad gehalten, den unvergleichlichen Scipio- nem beſchimpfften auch die Roͤmer, weil er im Schlaff ſehr ſchnarchete: der weiſe Cato muſte auch durch die Haͤchel gezogen werden, weil er mit vollem Munde eſſen pflegte. Bey je- tzigen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Ec… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/1006
Zitationshilfe: Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719, S. 990. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/1006>, abgerufen am 22.11.2024.