Eichendorff, Joseph von: Aus dem Leben eines Taugenichts und das Marmorbild. Berlin, 1826.an einen Baum angebunden. Der Eine kommt aber Ich sah ihn groß an, wußt' mich aber seiner nicht Dann standen sie plötzlich still. "Bei Gott," rief Darauf holten sie von ihren Pferden Kuchen, Bra¬ D
an einen Baum angebunden. Der Eine kommt aber Ich ſah ihn groß an, wußt' mich aber ſeiner nicht Dann ſtanden ſie ploͤtzlich ſtill. „Bei Gott,“ rief Darauf holten ſie von ihren Pferden Kuchen, Bra¬ D
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0059" n="49"/> an einen Baum angebunden. Der Eine kommt aber<lb/> raſch auf mich los, ſieht mir ganz ſtarr ins Geſicht,<lb/> und faͤngt auf einmal ganz unmaͤßig an zu lachen.<lb/> Ich muß geſtehen, mich aͤrgerte das unvernuͤnftige Ge¬<lb/> laͤchter. Er aber ſagte: „Wahrhaftig, das iſt der Gaͤrt¬<lb/> ner, wollt' ſagen: Einnehmer vom Schloß!“</p><lb/> <p>Ich ſah ihn groß an, wußt' mich aber ſeiner nicht<lb/> zu erinnern, haͤtt' auch viel zu thun gehabt, wenn ich<lb/> mir alle die jungen Herren haͤtte anſehen wollen, die<lb/> auf dem Schloß ab und zu ritten. Er aber fuhr mit<lb/> ewigem Gelaͤchter fort: „Das iſt praͤchtig! Du vacirſt,<lb/> wie ich ſehe, wir brauchen eben einen Bedienten, bleib<lb/> bei uns, da haſt Du ewige Vakanz.“ — Ich war ganz<lb/> verbluͤfft und ſagte endlich, daß ich ſo eben auf einer<lb/> Reiſe nach Italien begriffen waͤre. — „Nach Ita¬<lb/> lien?!“ entgegnete der Fremde, „eben dahin wollen<lb/> auch wir!“ — „Nun, wenn <hi rendition="#g">das</hi> iſt!“ rief ich aus und<lb/> zog voller Freude meine Geige aus der Taſche und<lb/> ſtrich, daß die Voͤgel im Walde aufwachten. Der Herr<lb/> aber erwiſchte geſchwind den andern Herrn und walzte<lb/> mit ihm wie verruͤckt auf dem Raſen herum.</p><lb/> <p>Dann ſtanden ſie ploͤtzlich ſtill. „Bei Gott,“ rief<lb/> der Eine, „da ſeh' ich ſchon den Kirchthurm von B.!<lb/> nun, da wollen wir bald unten ſeyn.“ Er zog ſeine<lb/> Uhr heraus und ließ ſie repetiren, ſchuͤttelte mit dem<lb/> Kopfe, und ließ noch einmal ſchlagen. „Nein,“ ſagte<lb/> er, „das geht nicht, wir kommen ſo zu fruͤh hin, das<lb/> koͤnnte ſchlimm werden!“</p><lb/> <p>Darauf holten ſie von ihren Pferden Kuchen, Bra¬<lb/> <fw place="bottom" type="sig">D<lb/></fw> </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [49/0059]
an einen Baum angebunden. Der Eine kommt aber
raſch auf mich los, ſieht mir ganz ſtarr ins Geſicht,
und faͤngt auf einmal ganz unmaͤßig an zu lachen.
Ich muß geſtehen, mich aͤrgerte das unvernuͤnftige Ge¬
laͤchter. Er aber ſagte: „Wahrhaftig, das iſt der Gaͤrt¬
ner, wollt' ſagen: Einnehmer vom Schloß!“
Ich ſah ihn groß an, wußt' mich aber ſeiner nicht
zu erinnern, haͤtt' auch viel zu thun gehabt, wenn ich
mir alle die jungen Herren haͤtte anſehen wollen, die
auf dem Schloß ab und zu ritten. Er aber fuhr mit
ewigem Gelaͤchter fort: „Das iſt praͤchtig! Du vacirſt,
wie ich ſehe, wir brauchen eben einen Bedienten, bleib
bei uns, da haſt Du ewige Vakanz.“ — Ich war ganz
verbluͤfft und ſagte endlich, daß ich ſo eben auf einer
Reiſe nach Italien begriffen waͤre. — „Nach Ita¬
lien?!“ entgegnete der Fremde, „eben dahin wollen
auch wir!“ — „Nun, wenn das iſt!“ rief ich aus und
zog voller Freude meine Geige aus der Taſche und
ſtrich, daß die Voͤgel im Walde aufwachten. Der Herr
aber erwiſchte geſchwind den andern Herrn und walzte
mit ihm wie verruͤckt auf dem Raſen herum.
Dann ſtanden ſie ploͤtzlich ſtill. „Bei Gott,“ rief
der Eine, „da ſeh' ich ſchon den Kirchthurm von B.!
nun, da wollen wir bald unten ſeyn.“ Er zog ſeine
Uhr heraus und ließ ſie repetiren, ſchuͤttelte mit dem
Kopfe, und ließ noch einmal ſchlagen. „Nein,“ ſagte
er, „das geht nicht, wir kommen ſo zu fruͤh hin, das
koͤnnte ſchlimm werden!“
Darauf holten ſie von ihren Pferden Kuchen, Bra¬
D
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