Eichendorff, Joseph von: Aus dem Leben eines Taugenichts und das Marmorbild. Berlin, 1826.telten ihre bunten Federn und sahen, die kleinen Flügel Da richtete ich mich in meinem Baume auf, und Ich weiß nicht wie es kam -- aber mich packte da Und hiermit nahm ich mein Körbchen, und warf telten ihre bunten Federn und ſahen, die kleinen Fluͤgel Da richtete ich mich in meinem Baume auf, und Ich weiß nicht wie es kam — aber mich packte da Und hiermit nahm ich mein Koͤrbchen, und warf <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0042" n="32"/> telten ihre bunten Federn und ſahen, die kleinen Fluͤgel<lb/> dehnend, neugierig und verwundert ihren ſeltſamen<lb/> Schlafkammeraden an. Froͤhlich ſchweifende Morgen¬<lb/> ſtrahlen funkelten uͤber den Garten weg auf meine<lb/> Bruſt.</p><lb/> <p>Da richtete ich mich in meinem Baume auf, und<lb/> ſah ſeit langer Zeit zum erſtenmale wieder einmal ſo<lb/> recht weit in das Land hinaus, wie da ſchon einzelne<lb/> Schiffe auf der Donau zwiſchen den Weinbergen her¬<lb/> abfuhren, und die noch leeren Landſtraßen wie Bruͤcken<lb/> uͤber das ſchimmernde Land ſich fern uͤber die Berge<lb/> und Thaͤler hinausſchwangen.</p><lb/> <p>Ich weiß nicht wie es kam — aber mich packte da<lb/> auf einmal wieder meine ehemalige Reiſeluſt: alle die<lb/> alte Wehmuth und Freude und große Erwartung. Mir<lb/> fiel dabei zugleich ein, wie nun die ſchoͤne Frau droben<lb/> auf dem Schloſſe zwiſchen Blumen und unter ſeid'nen<lb/> Decken ſchlummerte, und ein Engel bei ihr auf dem<lb/> Bette ſaͤße in der Morgenſtille. — Nein, rief ich aus,<lb/> fort muß ich von hier, und immer fort, ſo weit als<lb/> der Himmel blau iſt!</p><lb/> <p>Und hiermit nahm ich mein Koͤrbchen, und warf<lb/> es hoch in die Luft, ſo daß es recht lieblich anzuſehen<lb/> war, wie die Blumen zwiſchen den Zweigen und auf<lb/> dem gruͤnen Raſen unten bunt umher lagen. Dann<lb/> ſtieg ich ſelber ſchnell herunter und ging durch den ſtil¬<lb/> len Garten auf meine Wohnung zu. Gar oft blieb<lb/> ich da noch ſtehen auf manchem Plaͤtzchen, wo ich ſie<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [32/0042]
telten ihre bunten Federn und ſahen, die kleinen Fluͤgel
dehnend, neugierig und verwundert ihren ſeltſamen
Schlafkammeraden an. Froͤhlich ſchweifende Morgen¬
ſtrahlen funkelten uͤber den Garten weg auf meine
Bruſt.
Da richtete ich mich in meinem Baume auf, und
ſah ſeit langer Zeit zum erſtenmale wieder einmal ſo
recht weit in das Land hinaus, wie da ſchon einzelne
Schiffe auf der Donau zwiſchen den Weinbergen her¬
abfuhren, und die noch leeren Landſtraßen wie Bruͤcken
uͤber das ſchimmernde Land ſich fern uͤber die Berge
und Thaͤler hinausſchwangen.
Ich weiß nicht wie es kam — aber mich packte da
auf einmal wieder meine ehemalige Reiſeluſt: alle die
alte Wehmuth und Freude und große Erwartung. Mir
fiel dabei zugleich ein, wie nun die ſchoͤne Frau droben
auf dem Schloſſe zwiſchen Blumen und unter ſeid'nen
Decken ſchlummerte, und ein Engel bei ihr auf dem
Bette ſaͤße in der Morgenſtille. — Nein, rief ich aus,
fort muß ich von hier, und immer fort, ſo weit als
der Himmel blau iſt!
Und hiermit nahm ich mein Koͤrbchen, und warf
es hoch in die Luft, ſo daß es recht lieblich anzuſehen
war, wie die Blumen zwiſchen den Zweigen und auf
dem gruͤnen Raſen unten bunt umher lagen. Dann
ſtieg ich ſelber ſchnell herunter und ging durch den ſtil¬
len Garten auf meine Wohnung zu. Gar oft blieb
ich da noch ſtehen auf manchem Plaͤtzchen, wo ich ſie
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