Eichendorff, Joseph von: Aus dem Leben eines Taugenichts und das Marmorbild. Berlin, 1826.die Sängerinnen gesehn, unter Trompeten und Pauken Ich aber wußte in meinem Baume droben eigent¬ Wie ich mich so eben zurecht setzte, um der schö¬ Ich konnte keinen Blick von dem Platze verwen¬ die Saͤngerinnen geſehn, unter Trompeten und Pauken Ich aber wußte in meinem Baume droben eigent¬ Wie ich mich ſo eben zurecht ſetzte, um der ſchoͤ¬ Ich konnte keinen Blick von dem Platze verwen¬ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0040" n="30"/> die Saͤngerinnen geſehn, unter Trompeten und Pauken<lb/> ſchnell ihren Abzug.</p><lb/> <p>Ich aber wußte in meinem Baume droben eigent¬<lb/> lich gar nicht recht, wie mir geſchehen, und richtete<lb/> nunmehr meine Augen unverwandt auf das Schloß<lb/> hin; denn ein Kreis hoher Windlichter unten an den<lb/> Stufen des Einganges warf dort einen ſeltſamen<lb/> Schein uͤber die blitzenden Fenſter und weit in den Gar¬<lb/> ten hinein. Es war die Dienerſchaft, die ſo eben ih¬<lb/> rer jungen Herrſchaft ein Staͤndchen brachte. Mitten<lb/> unter ihnen ſtand der praͤchtig aufgeputzte Portier wie<lb/> ein Staatsminiſter, vor einem Notenpulte, und arbei¬<lb/> tete ſich emſig an einem Fagot ab.</p><lb/> <p>Wie ich mich ſo eben zurecht ſetzte, um der ſchoͤ¬<lb/> nen Serenade zuzuhoͤren, gingen auf einmal oben auf<lb/> dem Balkon des Schloſſes die Fluͤgelthuͤren auf. Ein<lb/> hoher Herr, ſchoͤn und ſtattlich in Uniform und mit<lb/> vielen funkelnden Sternen, trat auf den Balkon her¬<lb/> aus, und an ſeiner Hand — die ſchoͤne junge gnaͤdige<lb/> Frau, in ganz weißem Kleide, wie eine Lilie in der<lb/> Nacht, oder wie wenn der Mond uͤber das klare Fir¬<lb/> mament zoͤge.</p><lb/> <p>Ich konnte keinen Blick von dem Platze verwen¬<lb/> den, und Garten, Baͤume und Felder gingen unter<lb/> vor meinen Sinnen, wie ſie ſo wunderſam beleuchtet<lb/> von den Fackeln, hoch und ſchlank da ſtand, und bald<lb/> anmuthig mit dem ſchoͤnen Offizier ſprach, bald wieder<lb/> freundlich zu den Muſikanten herunter nickte. Die<lb/> Leute unten waren außer ſich vor Freude, und ich hielt<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [30/0040]
die Saͤngerinnen geſehn, unter Trompeten und Pauken
ſchnell ihren Abzug.
Ich aber wußte in meinem Baume droben eigent¬
lich gar nicht recht, wie mir geſchehen, und richtete
nunmehr meine Augen unverwandt auf das Schloß
hin; denn ein Kreis hoher Windlichter unten an den
Stufen des Einganges warf dort einen ſeltſamen
Schein uͤber die blitzenden Fenſter und weit in den Gar¬
ten hinein. Es war die Dienerſchaft, die ſo eben ih¬
rer jungen Herrſchaft ein Staͤndchen brachte. Mitten
unter ihnen ſtand der praͤchtig aufgeputzte Portier wie
ein Staatsminiſter, vor einem Notenpulte, und arbei¬
tete ſich emſig an einem Fagot ab.
Wie ich mich ſo eben zurecht ſetzte, um der ſchoͤ¬
nen Serenade zuzuhoͤren, gingen auf einmal oben auf
dem Balkon des Schloſſes die Fluͤgelthuͤren auf. Ein
hoher Herr, ſchoͤn und ſtattlich in Uniform und mit
vielen funkelnden Sternen, trat auf den Balkon her¬
aus, und an ſeiner Hand — die ſchoͤne junge gnaͤdige
Frau, in ganz weißem Kleide, wie eine Lilie in der
Nacht, oder wie wenn der Mond uͤber das klare Fir¬
mament zoͤge.
Ich konnte keinen Blick von dem Platze verwen¬
den, und Garten, Baͤume und Felder gingen unter
vor meinen Sinnen, wie ſie ſo wunderſam beleuchtet
von den Fackeln, hoch und ſchlank da ſtand, und bald
anmuthig mit dem ſchoͤnen Offizier ſprach, bald wieder
freundlich zu den Muſikanten herunter nickte. Die
Leute unten waren außer ſich vor Freude, und ich hielt
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