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Eichendorff, Joseph von: Aus dem Leben eines Taugenichts und das Marmorbild. Berlin, 1826.

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schnell zu mir ein und blieb am Fenster stehen. -- "Der
gnädige Herr ist gestern von seiner Reise zurückgekom¬
men," sagte sie eilfertig. "So?" entgegnete ich verwun¬
dert -- denn ich hatte mich schon seit einigen Wochen
um nichts bekümmert, und wußte nicht einmal, daß der
Herr auf Reisen war, -- "da wird seine Tochter, die
junge gnädige Frau, auch große Freude gehabt haben." --
Die Kammerjungfer sah mich kurios von oben bis un¬
ten an, so daß ich mich ordentlich selber besinnen
mußte, ob ich was Dummes gesagt hätte. -- "Er weiß
aber auch gar nichts," sagte sie endlich und rümpfte
das kleine Näschen. "Nun," fuhr sie fort, "es soll heute
Abend dem Herrn zu Ehren Tanz im Schlosse seyn
und Maskerade. Meine gnädige Frau wird auch mas¬
kirt seyn, als Gärtnerin -- versteht er auch recht --
als Gärtnerin. Nun hat die gnädige Frau gesehen,
daß er besonders schöne Blumen hat in seinem Gar¬
ten." -- Das ist seltsam, dachte ich bei mir selbst, man
sieht doch jetzt fast keine Blumen mehr vor Unkraut. --
Sie aber fuhr fort: "Da nun die gnädige Frau schö¬
ne Blumen zu ihrem Anzuge braucht, aber ganz fri¬
sche, die eben vom Beete kommen, so soll Er ihr wel¬
che bringen und heute Abend, wenns dunkel geworden
ist, damit unter dem großen Birnbaum im Schlo߬
garten warten, da wird sie dann kommen und die
Blumen abholen."

Ich war ganz verblüfft vor Freude über diese Nach¬
richt, und lief in meiner Entzückung vom Fenster zu
der Kammerjungfer hinaus. --

ſchnell zu mir ein und blieb am Fenſter ſtehen. — „Der
gnaͤdige Herr iſt geſtern von ſeiner Reiſe zuruͤckgekom¬
men,“ ſagte ſie eilfertig. „So?“ entgegnete ich verwun¬
dert — denn ich hatte mich ſchon ſeit einigen Wochen
um nichts bekuͤmmert, und wußte nicht einmal, daß der
Herr auf Reiſen war, — „da wird ſeine Tochter, die
junge gnaͤdige Frau, auch große Freude gehabt haben.“ —
Die Kammerjungfer ſah mich kurios von oben bis un¬
ten an, ſo daß ich mich ordentlich ſelber beſinnen
mußte, ob ich was Dummes geſagt haͤtte. — „Er weiß
aber auch gar nichts,“ ſagte ſie endlich und ruͤmpfte
das kleine Naͤschen. „Nun,“ fuhr ſie fort, „es ſoll heute
Abend dem Herrn zu Ehren Tanz im Schloſſe ſeyn
und Maskerade. Meine gnaͤdige Frau wird auch mas¬
kirt ſeyn, als Gaͤrtnerin — verſteht er auch recht —
als Gaͤrtnerin. Nun hat die gnaͤdige Frau geſehen,
daß er beſonders ſchoͤne Blumen hat in ſeinem Gar¬
ten.“ — Das iſt ſeltſam, dachte ich bei mir ſelbſt, man
ſieht doch jetzt faſt keine Blumen mehr vor Unkraut. —
Sie aber fuhr fort: „Da nun die gnaͤdige Frau ſchoͤ¬
ne Blumen zu ihrem Anzuge braucht, aber ganz fri¬
ſche, die eben vom Beete kommen, ſo ſoll Er ihr wel¬
che bringen und heute Abend, wenns dunkel geworden
iſt, damit unter dem großen Birnbaum im Schlo߬
garten warten, da wird ſie dann kommen und die
Blumen abholen.“

Ich war ganz verbluͤfft vor Freude uͤber dieſe Nach¬
richt, und lief in meiner Entzuͤckung vom Fenſter zu
der Kammerjungfer hinaus. —

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[24/0034] ſchnell zu mir ein und blieb am Fenſter ſtehen. — „Der gnaͤdige Herr iſt geſtern von ſeiner Reiſe zuruͤckgekom¬ men,“ ſagte ſie eilfertig. „So?“ entgegnete ich verwun¬ dert — denn ich hatte mich ſchon ſeit einigen Wochen um nichts bekuͤmmert, und wußte nicht einmal, daß der Herr auf Reiſen war, — „da wird ſeine Tochter, die junge gnaͤdige Frau, auch große Freude gehabt haben.“ — Die Kammerjungfer ſah mich kurios von oben bis un¬ ten an, ſo daß ich mich ordentlich ſelber beſinnen mußte, ob ich was Dummes geſagt haͤtte. — „Er weiß aber auch gar nichts,“ ſagte ſie endlich und ruͤmpfte das kleine Naͤschen. „Nun,“ fuhr ſie fort, „es ſoll heute Abend dem Herrn zu Ehren Tanz im Schloſſe ſeyn und Maskerade. Meine gnaͤdige Frau wird auch mas¬ kirt ſeyn, als Gaͤrtnerin — verſteht er auch recht — als Gaͤrtnerin. Nun hat die gnaͤdige Frau geſehen, daß er beſonders ſchoͤne Blumen hat in ſeinem Gar¬ ten.“ — Das iſt ſeltſam, dachte ich bei mir ſelbſt, man ſieht doch jetzt faſt keine Blumen mehr vor Unkraut. — Sie aber fuhr fort: „Da nun die gnaͤdige Frau ſchoͤ¬ ne Blumen zu ihrem Anzuge braucht, aber ganz fri¬ ſche, die eben vom Beete kommen, ſo ſoll Er ihr wel¬ che bringen und heute Abend, wenns dunkel geworden iſt, damit unter dem großen Birnbaum im Schlo߬ garten warten, da wird ſie dann kommen und die Blumen abholen.“ Ich war ganz verbluͤfft vor Freude uͤber dieſe Nach¬ richt, und lief in meiner Entzuͤckung vom Fenſter zu der Kammerjungfer hinaus. —

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Zitationshilfe: Eichendorff, Joseph von: Aus dem Leben eines Taugenichts und das Marmorbild. Berlin, 1826, S. 24. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eichendorff_taugenichts_1826/34>, abgerufen am 21.11.2024.