Eichendorff, Joseph von: Aus dem Leben eines Taugenichts und das Marmorbild. Berlin, 1826.Sie blieb nicht länger mehr da oben, Weil alles anders worden war, Vor Schmerz ist ihr das Herz erhoben, Da ward's so kalt, doch himmlischklar. Da legt sie ab die goldnen Spangen, Den falschen Putz und Ziererei, Aus dem verstockten Herzen drangen Die alten Thränen wieder frei. Kein Stern wollt nicht die Nacht erhellen, Da mußte die Verliebte geh'n, Wie rauscht der Fluß! die Hunde bellen, Die Fenster fern erleuchtet steh'n. Nun bist Du frei von Deinen Sünden, Die Lieb' zog triumphirend ein, Du wirst noch hohe Gnade finden, Die Seele geht im Hafen ein. -- Der Liebste war ein Jäger worden, Der Morgen schien so rosenroth, Da blies er lustig auf dem Horne, Blies immerfort in seiner Noth. Die Hochzeitsnacht. Nachts durch die stille Runde
Rauschte des Rheines Lauf, Ein Schifflein zog im Grunde, Ein Ritter stand darauf. Sie blieb nicht laͤnger mehr da oben, Weil alles anders worden war, Vor Schmerz iſt ihr das Herz erhoben, Da ward's ſo kalt, doch himmliſchklar. Da legt ſie ab die goldnen Spangen, Den falſchen Putz und Ziererei, Aus dem verſtockten Herzen drangen Die alten Thraͤnen wieder frei. Kein Stern wollt nicht die Nacht erhellen, Da mußte die Verliebte geh'n, Wie rauſcht der Fluß! die Hunde bellen, Die Fenſter fern erleuchtet ſteh'n. Nun biſt Du frei von Deinen Suͤnden, Die Lieb' zog triumphirend ein, Du wirſt noch hohe Gnade finden, Die Seele geht im Hafen ein. — Der Liebſte war ein Jaͤger worden, Der Morgen ſchien ſo roſenroth, Da blies er luſtig auf dem Horne, Blies immerfort in ſeiner Noth. Die Hochzeitsnacht. Nachts durch die ſtille Runde
Rauſchte des Rheines Lauf, Ein Schifflein zog im Grunde, Ein Ritter ſtand darauf. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0282" n="272"/> <lg n="13"> <l>Sie blieb nicht laͤnger mehr da oben,</l><lb/> <l>Weil alles anders worden war,</l><lb/> <l>Vor Schmerz iſt ihr das Herz erhoben,</l><lb/> <l>Da ward's ſo kalt, doch himmliſchklar.</l><lb/> </lg> <lg n="14"> <l>Da legt ſie ab die goldnen Spangen,</l><lb/> <l>Den falſchen Putz und Ziererei,</l><lb/> <l>Aus dem verſtockten Herzen drangen</l><lb/> <l>Die alten Thraͤnen wieder frei.</l><lb/> </lg> <lg n="15"> <l>Kein Stern wollt nicht die Nacht erhellen,</l><lb/> <l>Da mußte die Verliebte geh'n,</l><lb/> <l>Wie rauſcht der Fluß! die Hunde bellen,</l><lb/> <l>Die Fenſter fern erleuchtet ſteh'n.</l><lb/> </lg> <lg n="16"> <l>Nun biſt Du frei von Deinen Suͤnden,</l><lb/> <l>Die Lieb' zog triumphirend ein,</l><lb/> <l>Du wirſt noch hohe Gnade finden,</l><lb/> <l>Die Seele geht im Hafen ein. —</l><lb/> </lg> <lg n="17"> <l>Der Liebſte war ein Jaͤger worden,</l><lb/> <l>Der Morgen ſchien ſo roſenroth,</l><lb/> <l>Da blies er luſtig auf dem Horne,</l><lb/> <l>Blies immerfort in ſeiner Noth.</l><lb/> </lg> </lg> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> <div n="3"> <head> <hi rendition="#b #g">Die Hochzeitsnacht.</hi><lb/> </head> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l><hi rendition="#in">N</hi>achts durch die ſtille Runde</l><lb/> <l>Rauſchte des Rheines Lauf,</l><lb/> <l>Ein Schifflein zog im Grunde,</l><lb/> <l>Ein Ritter ſtand darauf.</l><lb/> </lg> </lg> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [272/0282]
Sie blieb nicht laͤnger mehr da oben,
Weil alles anders worden war,
Vor Schmerz iſt ihr das Herz erhoben,
Da ward's ſo kalt, doch himmliſchklar.
Da legt ſie ab die goldnen Spangen,
Den falſchen Putz und Ziererei,
Aus dem verſtockten Herzen drangen
Die alten Thraͤnen wieder frei.
Kein Stern wollt nicht die Nacht erhellen,
Da mußte die Verliebte geh'n,
Wie rauſcht der Fluß! die Hunde bellen,
Die Fenſter fern erleuchtet ſteh'n.
Nun biſt Du frei von Deinen Suͤnden,
Die Lieb' zog triumphirend ein,
Du wirſt noch hohe Gnade finden,
Die Seele geht im Hafen ein. —
Der Liebſte war ein Jaͤger worden,
Der Morgen ſchien ſo roſenroth,
Da blies er luſtig auf dem Horne,
Blies immerfort in ſeiner Noth.
Die Hochzeitsnacht.
Nachts durch die ſtille Runde
Rauſchte des Rheines Lauf,
Ein Schifflein zog im Grunde,
Ein Ritter ſtand darauf.
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Zitationshilfe: | Eichendorff, Joseph von: Aus dem Leben eines Taugenichts und das Marmorbild. Berlin, 1826, S. 272. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eichendorff_taugenichts_1826/282>, abgerufen am 16.02.2025. |