Eichendorff, Joseph von: Aus dem Leben eines Taugenichts und das Marmorbild. Berlin, 1826.Geistesgruß. IV. Nächtlich dehnen sich die Stunden, Unschuld schläft in stiller Bucht, Fern ab ist die Welt verschwunden, Die das Herz in Träumen sucht. Und der Geist tritt auf die Zinne, Und noch stiller wird's umher, Schauet mit dem starren Sinne In das wesenlose Meer. Wer ihn sah bei Wetterblicken Steh'n in seiner Rüstung blank: Den mag nimmermehr erquicken Reichen Lebens frischer Drang. -- Fröhlich an den öden Mauern Schweift der Morgensonne Blick, Da versinkt das Bild mit Schauern Einsam in sich selbst zurück. V. Vergangen ist der lichte Tag,
Von ferne kommt der Glocken Schlag; So reis't die Zeit die ganze Nacht, Nimmt manchen mit, der's nicht gedacht. Geiſtesgruß. IV. Naͤchtlich dehnen ſich die Stunden, Unſchuld ſchlaͤft in ſtiller Bucht, Fern ab iſt die Welt verſchwunden, Die das Herz in Traͤumen ſucht. Und der Geiſt tritt auf die Zinne, Und noch ſtiller wird's umher, Schauet mit dem ſtarren Sinne In das weſenloſe Meer. Wer ihn ſah bei Wetterblicken Steh'n in ſeiner Ruͤſtung blank: Den mag nimmermehr erquicken Reichen Lebens friſcher Drang. — Froͤhlich an den oͤden Mauern Schweift der Morgenſonne Blick, Da verſinkt das Bild mit Schauern Einſam in ſich ſelbſt zuruͤck. V. Vergangen iſt der lichte Tag,
Von ferne kommt der Glocken Schlag; So reiſ't die Zeit die ganze Nacht, Nimmt manchen mit, der's nicht gedacht. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <pb facs="#f0264" n="254"/> </div> </div> <div n="3"> <head> <hi rendition="#b #g">Geiſtesgruß.</hi><lb/> </head> <div n="4"> <head><hi rendition="#aq">IV</hi>.<lb/></head> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l><hi rendition="#in">N</hi>aͤchtlich dehnen ſich die Stunden,</l><lb/> <l>Unſchuld ſchlaͤft in ſtiller Bucht,</l><lb/> <l>Fern ab iſt die Welt verſchwunden,</l><lb/> <l>Die das Herz in Traͤumen ſucht.</l><lb/> </lg> <lg n="2"> <l>Und der Geiſt tritt auf die Zinne,</l><lb/> <l>Und noch ſtiller wird's umher,</l><lb/> <l>Schauet mit dem ſtarren Sinne</l><lb/> <l>In das weſenloſe Meer.</l><lb/> </lg> <lg n="3"> <l>Wer ihn ſah bei Wetterblicken</l><lb/> <l>Steh'n in ſeiner Ruͤſtung blank:</l><lb/> <l>Den mag nimmermehr erquicken</l><lb/> <l>Reichen Lebens friſcher Drang. —</l><lb/> </lg> <lg n="4"> <l>Froͤhlich an den oͤden Mauern</l><lb/> <l>Schweift der Morgenſonne Blick,</l><lb/> <l>Da verſinkt das Bild mit Schauern</l><lb/> <l>Einſam in ſich ſelbſt zuruͤck.</l><lb/> </lg> </lg> </div> <div n="4"> <head><hi rendition="#aq">V</hi>.<lb/></head> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Vergangen iſt der lichte Tag,</l><lb/> <l>Von ferne kommt der Glocken Schlag;</l><lb/> <l>So reiſ't die Zeit die ganze Nacht,</l><lb/> <l>Nimmt manchen mit, der's nicht gedacht.</l><lb/> </lg> </lg> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [254/0264]
Geiſtesgruß.
IV.
Naͤchtlich dehnen ſich die Stunden,
Unſchuld ſchlaͤft in ſtiller Bucht,
Fern ab iſt die Welt verſchwunden,
Die das Herz in Traͤumen ſucht.
Und der Geiſt tritt auf die Zinne,
Und noch ſtiller wird's umher,
Schauet mit dem ſtarren Sinne
In das weſenloſe Meer.
Wer ihn ſah bei Wetterblicken
Steh'n in ſeiner Ruͤſtung blank:
Den mag nimmermehr erquicken
Reichen Lebens friſcher Drang. —
Froͤhlich an den oͤden Mauern
Schweift der Morgenſonne Blick,
Da verſinkt das Bild mit Schauern
Einſam in ſich ſelbſt zuruͤck.
V.
Vergangen iſt der lichte Tag,
Von ferne kommt der Glocken Schlag;
So reiſ't die Zeit die ganze Nacht,
Nimmt manchen mit, der's nicht gedacht.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeIm Unterschied zur Novelle „Aus dem Leben eines T… [mehr] Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |