Eichendorff, Joseph von: Aus dem Leben eines Taugenichts und das Marmorbild. Berlin, 1826.stadt hinausgezogen. Da wallte und wogte alles im Während deß hörte ich von weitem allerlei Stim¬ ſtadt hinausgezogen. Da wallte und wogte alles im Waͤhrend deß hoͤrte ich von weitem allerlei Stim¬ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0023" n="13"/> ſtadt hinausgezogen. Da wallte und wogte alles im<lb/> Sonntagsputze in der warmen Luft zwiſchen den lich¬<lb/> ten Haͤuſern <choice><sic>uud</sic><corr>und</corr></choice> wandernden Leierkaſten ſchwaͤrmend<lb/> hin und zuruͤck. Ich aber ſaß wie ein Rohrdommel<lb/> im Schilfe eines einſamen Weihers im Garten und<lb/> ſchaukelte mich auf dem Kahne, der dort angebunden<lb/> war, waͤhrend die Vesperglocken aus der Stadt uͤber<lb/> den Garten heruͤberſchallten und die Schwaͤne auf dem<lb/> Waſſer langſam neben mir hin und her zogen. Mir<lb/> war zum Sterben bange. —</p><lb/> <p>Waͤhrend deß hoͤrte ich von weitem allerlei Stim¬<lb/> men, luſtiges Durcheinanderſprechen und Lachen, im¬<lb/> mer naͤher und naͤher, dann ſchimmerten roth' und<lb/> weiße Tuͤcher, Huͤte und Federn durch's Gruͤne, auf<lb/> einmal kommt ein heller lichter Haufen von jungen<lb/> Herren und Damen vom Schloſſe uͤber die Wieſe auf<lb/> mich los, meine beide Damen mitten unter ihnen. Ich<lb/> ſtand auf und wollte weggehen, da erblickte mich die<lb/> aͤltere von den ſchoͤnen Damen. „Ey, das iſt ja wie<lb/> gerufen,“ rief ſie mir mit lachendem Munde zu, „fahr<lb/> Er uns doch an das jenſeitige Ufer uͤber den Teich!“<lb/> Die Damen ſtiegen nun eine nach der andern vorſich¬<lb/> tig und furchtſam in den Kahn, die Herren halfen ih¬<lb/> nen dabei und machten ſich ein wenig groß mit ihrer<lb/> Kuͤhnheit auf dem Waſſer. Als ſich darauf die Frauen<lb/> alle auf die Seitenbaͤnke gelagert hatten, ſtieß ich vom<lb/> Ufer. Einer von den jungen Herren, der ganz vorn<lb/> ſtand, fing unmerklich an zu ſchaukeln. Da wandten<lb/> ſich die Damen furchtſam hin und her, einige ſchrien<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [13/0023]
ſtadt hinausgezogen. Da wallte und wogte alles im
Sonntagsputze in der warmen Luft zwiſchen den lich¬
ten Haͤuſern und wandernden Leierkaſten ſchwaͤrmend
hin und zuruͤck. Ich aber ſaß wie ein Rohrdommel
im Schilfe eines einſamen Weihers im Garten und
ſchaukelte mich auf dem Kahne, der dort angebunden
war, waͤhrend die Vesperglocken aus der Stadt uͤber
den Garten heruͤberſchallten und die Schwaͤne auf dem
Waſſer langſam neben mir hin und her zogen. Mir
war zum Sterben bange. —
Waͤhrend deß hoͤrte ich von weitem allerlei Stim¬
men, luſtiges Durcheinanderſprechen und Lachen, im¬
mer naͤher und naͤher, dann ſchimmerten roth' und
weiße Tuͤcher, Huͤte und Federn durch's Gruͤne, auf
einmal kommt ein heller lichter Haufen von jungen
Herren und Damen vom Schloſſe uͤber die Wieſe auf
mich los, meine beide Damen mitten unter ihnen. Ich
ſtand auf und wollte weggehen, da erblickte mich die
aͤltere von den ſchoͤnen Damen. „Ey, das iſt ja wie
gerufen,“ rief ſie mir mit lachendem Munde zu, „fahr
Er uns doch an das jenſeitige Ufer uͤber den Teich!“
Die Damen ſtiegen nun eine nach der andern vorſich¬
tig und furchtſam in den Kahn, die Herren halfen ih¬
nen dabei und machten ſich ein wenig groß mit ihrer
Kuͤhnheit auf dem Waſſer. Als ſich darauf die Frauen
alle auf die Seitenbaͤnke gelagert hatten, ſtieß ich vom
Ufer. Einer von den jungen Herren, der ganz vorn
ſtand, fing unmerklich an zu ſchaukeln. Da wandten
ſich die Damen furchtſam hin und her, einige ſchrien
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