Eichendorff, Joseph von: Aus dem Leben eines Taugenichts und das Marmorbild. Berlin, 1826.Erschrocken verließ Florio das Fenster und kehrte Florio hatte indeß, im Schreck zurücktaumelnd, Erſchrocken verließ Florio das Fenſter und kehrte Florio hatte indeß, im Schreck zuruͤcktaumelnd, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0197" n="187"/> Erſchrocken verließ Florio das Fenſter und kehrte<lb/> zu der Dame zuruͤck. Dieſe ſaß unbeweglich ſtill, als<lb/> lauſche ſie. Dann ſtand ſie raſch auf, ging ans Fen¬<lb/> ſter und ſprach mit anmuthiger Stimme ſcheltend in<lb/> die Nacht hinaus. Florio konnte aber nichts verſtehen,<lb/> denn der Sturm riß die Worte gleich mit ſich fort. —<lb/> Das Gewitter ſchien indeß immer naͤher zu kommen,<lb/> der Wind, zwiſchen dem noch immer fort einzelne Toͤne<lb/> des Geſanges herzzerreißend heraufflogen, ſtrich pfeifend<lb/> durch das ganze Haus und drohte die wild hin und<lb/> her flackernden Kerzen zu verloͤſchen. Ein langer Blitz<lb/> erleuchtete ſo eben das daͤmmernde Gemach. Da fuhr<lb/> Florio ploͤßlich einige Schritte zuruͤck, denn es war<lb/> ihm, als ſtuͤnde die Dame ſtarr mit geſchloſſenen Augen<lb/> und ganz weißem Antlitz und Armen vor ihm. — Mit<lb/> dem fluͤchtigen Blitzesſcheine jedoch verſchwand auch<lb/> das ſchreckliche Geſicht wieder, wie es entſtanden. Die<lb/> alte Daͤmmerung fuͤllte wieder das Gemach, die Dame<lb/> ſah ihn wieder laͤchelnd an wie vorhin, aber ſtill¬<lb/> ſchweigend und wehmuͤthig, wie mit ſchwerverhaltenen<lb/> Thraͤnen.</p><lb/> <p>Florio hatte indeß, im Schreck zuruͤcktaumelnd,<lb/> eines von den ſteinernen Bildern, die an der Wand<lb/> herumſtanden, angeſtoßen. In demſelben Augenblicke<lb/> begann daſſelbe ſich zu ruͤhren, die Regung theilte ſich<lb/> ſchnell den andern mit, und bald erhoben ſich alle die<lb/> Bilder mit furchtbarem Schweigen von ihrem Geſtelle.<lb/> Florio zog ſeinen Degen und warf einen ungewiſſen<lb/> Blick auf die Dame. Als er aber bemerkte, daß die¬<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [187/0197]
Erſchrocken verließ Florio das Fenſter und kehrte
zu der Dame zuruͤck. Dieſe ſaß unbeweglich ſtill, als
lauſche ſie. Dann ſtand ſie raſch auf, ging ans Fen¬
ſter und ſprach mit anmuthiger Stimme ſcheltend in
die Nacht hinaus. Florio konnte aber nichts verſtehen,
denn der Sturm riß die Worte gleich mit ſich fort. —
Das Gewitter ſchien indeß immer naͤher zu kommen,
der Wind, zwiſchen dem noch immer fort einzelne Toͤne
des Geſanges herzzerreißend heraufflogen, ſtrich pfeifend
durch das ganze Haus und drohte die wild hin und
her flackernden Kerzen zu verloͤſchen. Ein langer Blitz
erleuchtete ſo eben das daͤmmernde Gemach. Da fuhr
Florio ploͤßlich einige Schritte zuruͤck, denn es war
ihm, als ſtuͤnde die Dame ſtarr mit geſchloſſenen Augen
und ganz weißem Antlitz und Armen vor ihm. — Mit
dem fluͤchtigen Blitzesſcheine jedoch verſchwand auch
das ſchreckliche Geſicht wieder, wie es entſtanden. Die
alte Daͤmmerung fuͤllte wieder das Gemach, die Dame
ſah ihn wieder laͤchelnd an wie vorhin, aber ſtill¬
ſchweigend und wehmuͤthig, wie mit ſchwerverhaltenen
Thraͤnen.
Florio hatte indeß, im Schreck zuruͤcktaumelnd,
eines von den ſteinernen Bildern, die an der Wand
herumſtanden, angeſtoßen. In demſelben Augenblicke
begann daſſelbe ſich zu ruͤhren, die Regung theilte ſich
ſchnell den andern mit, und bald erhoben ſich alle die
Bilder mit furchtbarem Schweigen von ihrem Geſtelle.
Florio zog ſeinen Degen und warf einen ungewiſſen
Blick auf die Dame. Als er aber bemerkte, daß die¬
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