Eichendorff, Joseph von: Aus dem Leben eines Taugenichts und das Marmorbild. Berlin, 1826.nicht stören. Bald etwas an ihrem dunkeln duftenden Die Nacht hatte indeß schon angefangen, zwischen Die schöne Führerin ließ sich hier auf mehrere nicht ſtoͤren. Bald etwas an ihrem dunkeln duftenden Die Nacht hatte indeß ſchon angefangen, zwiſchen Die ſchoͤne Fuͤhrerin ließ ſich hier auf mehrere <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0193" n="183"/> nicht ſtoͤren. Bald etwas an ihrem dunkeln duftenden<lb/> Lockengeflecht verbeſſernd, bald wieder im Spiegel ſich<lb/> betrachtend, ſprach ſie dabei fortwaͤhrend zu dem Juͤng¬<lb/> ling, mit gleichguͤltigen Dingen in zierlichen Worten<lb/> holdſelig ſpielend. Zuweilen wandte ſie ſich ploͤtzlich<lb/> um und blickte ihn unter den Roſenkraͤnzen ſo unbe¬<lb/> ſchreiblich lieblich an, daß es ihm durch die innerſte<lb/> Seele ging. —</p><lb/> <p>Die Nacht hatte indeß ſchon angefangen, zwiſchen<lb/> die fliegenden Abendlichter hinein zu dunkeln, das lu¬<lb/> ſtige Schallen im Garten wurde nach und nach zum<lb/> leiſen Liebesgefluͤſter, der Mondſchein legte ſich zaube¬<lb/> riſch uͤber die ſchoͤnen Bilder. Da erhob ſich die Dame<lb/> von ihrem blumigen Sitze und faßte Florio'n freund¬<lb/> lich bei der Hand, um ihn in das Innere ihres<lb/> Schloſſes zu fuͤhren, von dem er bewundernd geſpro¬<lb/> chen. Viele von den andern folgten ihnen nach. Sie<lb/> gingen einige Stufen auf und nieder, die Geſellſchaft<lb/> zerſtreute ſich inzwiſchen luſtig, lachend und ſcherzend<lb/> durch die vielfachen Saͤulengaͤnge, auch Donati war im<lb/> Schwarme verloren, und bald befand ſich Florio mit<lb/> der Dame allein in einem der praͤchtigſten Gemaͤcher<lb/> des Schloſſes.</p><lb/> <p>Die ſchoͤne Fuͤhrerin ließ ſich hier auf mehrere<lb/> am Boden liegende ſeidene Kiſſen nieder. Sie warf<lb/> dabei, zierlich wechſelnd, ihren weiten, bluͤthenweißen<lb/> Schleier in die mannichfaltigſten Richtungen, immer<lb/> ſchoͤnere Formen bald enthuͤllend, bald loſe verbergend.<lb/> Florio betrachtete ſie mit flammenden Augen. Da be¬<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [183/0193]
nicht ſtoͤren. Bald etwas an ihrem dunkeln duftenden
Lockengeflecht verbeſſernd, bald wieder im Spiegel ſich
betrachtend, ſprach ſie dabei fortwaͤhrend zu dem Juͤng¬
ling, mit gleichguͤltigen Dingen in zierlichen Worten
holdſelig ſpielend. Zuweilen wandte ſie ſich ploͤtzlich
um und blickte ihn unter den Roſenkraͤnzen ſo unbe¬
ſchreiblich lieblich an, daß es ihm durch die innerſte
Seele ging. —
Die Nacht hatte indeß ſchon angefangen, zwiſchen
die fliegenden Abendlichter hinein zu dunkeln, das lu¬
ſtige Schallen im Garten wurde nach und nach zum
leiſen Liebesgefluͤſter, der Mondſchein legte ſich zaube¬
riſch uͤber die ſchoͤnen Bilder. Da erhob ſich die Dame
von ihrem blumigen Sitze und faßte Florio'n freund¬
lich bei der Hand, um ihn in das Innere ihres
Schloſſes zu fuͤhren, von dem er bewundernd geſpro¬
chen. Viele von den andern folgten ihnen nach. Sie
gingen einige Stufen auf und nieder, die Geſellſchaft
zerſtreute ſich inzwiſchen luſtig, lachend und ſcherzend
durch die vielfachen Saͤulengaͤnge, auch Donati war im
Schwarme verloren, und bald befand ſich Florio mit
der Dame allein in einem der praͤchtigſten Gemaͤcher
des Schloſſes.
Die ſchoͤne Fuͤhrerin ließ ſich hier auf mehrere
am Boden liegende ſeidene Kiſſen nieder. Sie warf
dabei, zierlich wechſelnd, ihren weiten, bluͤthenweißen
Schleier in die mannichfaltigſten Richtungen, immer
ſchoͤnere Formen bald enthuͤllend, bald loſe verbergend.
Florio betrachtete ſie mit flammenden Augen. Da be¬
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