Eichendorff, Joseph von: Aus dem Leben eines Taugenichts und das Marmorbild. Berlin, 1826.Sie waren noch nicht lange geritten, als sich der Mehrere Diener eilten herbei, ihnen die Pferde Auf den breiten glattpolirten Stufen, die in den Sie waren noch nicht lange geritten, als ſich der Mehrere Diener eilten herbei, ihnen die Pferde Auf den breiten glattpolirten Stufen, die in den <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0191" n="181"/> Sie waren noch nicht lange geritten, als ſich der<lb/> Palaſt mit ſeiner heitern Saͤulenpracht vor ihnen er¬<lb/> hob, ringsum von dem ſchoͤnen Garten, wie von einem<lb/> froͤhlichen Blumenkranz umgeben. Von Zeit zu Zeit<lb/> ſchwangen ſich Waſſerſtrahlen von den vielen Spring¬<lb/> brunnen, wie jauchzend, bis uͤber die Wipfel der Ge¬<lb/> buͤſche, hell im Abendgolde funkelnd. — Florio ver¬<lb/> wunderte ſich, wie er bisher niemals den Garten wie¬<lb/> derfinden konnte. Sein Herz ſchlug laut vor Ent¬<lb/> zuͤcken und Erwartung, als ſie endlich bei dem Schloſſe<lb/> anlangten.</p><lb/> <p>Mehrere Diener eilten herbei, ihnen die Pferde<lb/> abzunehmen. Das Schloß ſelbſt war ganz von Mar¬<lb/> mor, und ſeltſam, faſt wie ein heidniſcher Tempel er¬<lb/> baut. Das ſchoͤne Ebenmaaß aller Theile, die wie ju¬<lb/> gendliche Gedanken hochaufſtrebenden Saͤulen, die kuͤnſt¬<lb/> lichen Verzierungen, ſaͤmmtliche Geſchichten aus einer<lb/> froͤhlichen, lange verſunkenen Welt darſtellend, die<lb/> ſchoͤnen marmornen Goͤtterbilder endlich, die uͤberall<lb/> in den Niſchen umher ſtanden, alles erfuͤllte die Seele<lb/> mit einer unbeſchreiblichen Heiterkeit. Sie betraten<lb/> nun die weite Halle, die durch das ganze Schloß hin¬<lb/> durchging. Zwiſchen den luftigen Saͤulen glaͤnzte und<lb/> wehte ihnen uͤberall der Garten duftig entgegen.</p><lb/> <p>Auf den breiten glattpolirten Stufen, die in den<lb/> Garten hinabfuͤhrten, trafen ſie endlich auch die ſchoͤne<lb/> Herrin des Palaſtes, die ſie mit großer Anmuth will¬<lb/> kommen hieß. — Sie ruhte, halb liegend, auf einem<lb/> Ruhebett von koͤſtlichen Stoffen. Das Jagdkleid hatte<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [181/0191]
Sie waren noch nicht lange geritten, als ſich der
Palaſt mit ſeiner heitern Saͤulenpracht vor ihnen er¬
hob, ringsum von dem ſchoͤnen Garten, wie von einem
froͤhlichen Blumenkranz umgeben. Von Zeit zu Zeit
ſchwangen ſich Waſſerſtrahlen von den vielen Spring¬
brunnen, wie jauchzend, bis uͤber die Wipfel der Ge¬
buͤſche, hell im Abendgolde funkelnd. — Florio ver¬
wunderte ſich, wie er bisher niemals den Garten wie¬
derfinden konnte. Sein Herz ſchlug laut vor Ent¬
zuͤcken und Erwartung, als ſie endlich bei dem Schloſſe
anlangten.
Mehrere Diener eilten herbei, ihnen die Pferde
abzunehmen. Das Schloß ſelbſt war ganz von Mar¬
mor, und ſeltſam, faſt wie ein heidniſcher Tempel er¬
baut. Das ſchoͤne Ebenmaaß aller Theile, die wie ju¬
gendliche Gedanken hochaufſtrebenden Saͤulen, die kuͤnſt¬
lichen Verzierungen, ſaͤmmtliche Geſchichten aus einer
froͤhlichen, lange verſunkenen Welt darſtellend, die
ſchoͤnen marmornen Goͤtterbilder endlich, die uͤberall
in den Niſchen umher ſtanden, alles erfuͤllte die Seele
mit einer unbeſchreiblichen Heiterkeit. Sie betraten
nun die weite Halle, die durch das ganze Schloß hin¬
durchging. Zwiſchen den luftigen Saͤulen glaͤnzte und
wehte ihnen uͤberall der Garten duftig entgegen.
Auf den breiten glattpolirten Stufen, die in den
Garten hinabfuͤhrten, trafen ſie endlich auch die ſchoͤne
Herrin des Palaſtes, die ſie mit großer Anmuth will¬
kommen hieß. — Sie ruhte, halb liegend, auf einem
Ruhebett von koͤſtlichen Stoffen. Das Jagdkleid hatte
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