spielen, der ihr gar liebliche Töne zu entlocken wußte. Die großen, weiten Fenster standen dabei offen, durch welche die lauen Abendlüfte den Duft vielfacher Blu¬ men, mit denen das Fenster besetzt war, hineinwehten. Draußen lag die Stadt im farbigen Duft zwischen den Gärten und Weinbergen, von denen ein fröhliches Schallen durch die Fenster heraufkam. Florio war in¬ nerlichst vergnügt, denn er gedachte im Stillen immer¬ fort der schönen Frau.
Währenddem ließen sich draußen Waldhörner aus der Ferne vernehmen. Bald näher, bald weit, gaben sie einander unablässig anmuthig Antwort von den grünen Bergen. Donati trat ans Fenster. "Das ist die Dame," sagte er, "die Ihr in dem schönen Garten gesehen habt, sie kehrt so eben von der Jagd nach ih¬ rem Schlosse zurück." Florio blickte hinaus. Da sah er das Fräulein auf einem schönen Zelter unten über den grünen Anger ziehen. Ein Falke, mit einer golde¬ nen Schnur an ihren Gürtel befestigt, saß auf ihrer Hand, ein Edelstein an ihrer Brust warf in der Abend¬ sonne lange, grünlichgoldne Scheine über die Wiese hin. Sie nickte freundlich zu ihnen herauf.
"Das Fräulein ist nur selten zu Hause," sagte Do¬ nati, "wenn es Euch gefällig wäre, könnten wir sie noch heute besuchen." Florio fuhr bei diesen Worten freudig aus dem träumerischen Schauen, in das er versunken stand, er hätte dem Ritter um den Hals fallen mögen. -- Und bald saßen beide draußen zu Pferde.
ſpielen, der ihr gar liebliche Toͤne zu entlocken wußte. Die großen, weiten Fenſter ſtanden dabei offen, durch welche die lauen Abendluͤfte den Duft vielfacher Blu¬ men, mit denen das Fenſter beſetzt war, hineinwehten. Draußen lag die Stadt im farbigen Duft zwiſchen den Gaͤrten und Weinbergen, von denen ein froͤhliches Schallen durch die Fenſter heraufkam. Florio war in¬ nerlichſt vergnuͤgt, denn er gedachte im Stillen immer¬ fort der ſchoͤnen Frau.
Waͤhrenddem ließen ſich draußen Waldhoͤrner aus der Ferne vernehmen. Bald naͤher, bald weit, gaben ſie einander unablaͤſſig anmuthig Antwort von den gruͤnen Bergen. Donati trat ans Fenſter. „Das iſt die Dame,“ ſagte er, „die Ihr in dem ſchoͤnen Garten geſehen habt, ſie kehrt ſo eben von der Jagd nach ih¬ rem Schloſſe zuruͤck.“ Florio blickte hinaus. Da ſah er das Fraͤulein auf einem ſchoͤnen Zelter unten uͤber den gruͤnen Anger ziehen. Ein Falke, mit einer golde¬ nen Schnur an ihren Guͤrtel befeſtigt, ſaß auf ihrer Hand, ein Edelſtein an ihrer Bruſt warf in der Abend¬ ſonne lange, gruͤnlichgoldne Scheine uͤber die Wieſe hin. Sie nickte freundlich zu ihnen herauf.
„Das Fraͤulein iſt nur ſelten zu Hauſe,“ ſagte Do¬ nati, „wenn es Euch gefaͤllig waͤre, koͤnnten wir ſie noch heute beſuchen.“ Florio fuhr bei dieſen Worten freudig aus dem traͤumeriſchen Schauen, in das er verſunken ſtand, er haͤtte dem Ritter um den Hals fallen moͤgen. — Und bald ſaßen beide draußen zu Pferde.
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ſpielen, der ihr gar liebliche Toͤne zu entlocken wußte.
Die großen, weiten Fenſter ſtanden dabei offen, durch
welche die lauen Abendluͤfte den Duft vielfacher Blu¬
men, mit denen das Fenſter beſetzt war, hineinwehten.
Draußen lag die Stadt im farbigen Duft zwiſchen den
Gaͤrten und Weinbergen, von denen ein froͤhliches
Schallen durch die Fenſter heraufkam. Florio war in¬
nerlichſt vergnuͤgt, denn er gedachte im Stillen immer¬
fort der ſchoͤnen Frau.
Waͤhrenddem ließen ſich draußen Waldhoͤrner aus
der Ferne vernehmen. Bald naͤher, bald weit, gaben
ſie einander unablaͤſſig anmuthig Antwort von den
gruͤnen Bergen. Donati trat ans Fenſter. „Das iſt
die Dame,“ ſagte er, „die Ihr in dem ſchoͤnen Garten
geſehen habt, ſie kehrt ſo eben von der Jagd nach ih¬
rem Schloſſe zuruͤck.“ Florio blickte hinaus. Da ſah
er das Fraͤulein auf einem ſchoͤnen Zelter unten uͤber
den gruͤnen Anger ziehen. Ein Falke, mit einer golde¬
nen Schnur an ihren Guͤrtel befeſtigt, ſaß auf ihrer
Hand, ein Edelſtein an ihrer Bruſt warf in der Abend¬
ſonne lange, gruͤnlichgoldne Scheine uͤber die Wieſe
hin. Sie nickte freundlich zu ihnen herauf.
„Das Fraͤulein iſt nur ſelten zu Hauſe,“ ſagte Do¬
nati, „wenn es Euch gefaͤllig waͤre, koͤnnten wir ſie
noch heute beſuchen.“ Florio fuhr bei dieſen Worten
freudig aus dem traͤumeriſchen Schauen, in das er
verſunken ſtand, er haͤtte dem Ritter um den Hals
fallen moͤgen. — Und bald ſaßen beide draußen zu
Pferde.
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Im Unterschied zur Novelle „Aus dem Leben eines T… [mehr]
Im Unterschied zur Novelle „Aus dem Leben eines Taugenichts“ erschien die Novelle „Das Marmorbild“ erstmalig 1819 im „Frauentaschenbuch für das Jahr 1819“ herausgegeben von Friedrich de La Motte-Fouqué.
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Eichendorff, Joseph von: Aus dem Leben eines Taugenichts und das Marmorbild. Berlin, 1826, S. 180. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eichendorff_taugenichts_1826/190>, abgerufen am 28.07.2024.
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