Eichendorff, Joseph von: Aus dem Leben eines Taugenichts und das Marmorbild. Berlin, 1826.derte er durch die Gassen. Da sah alles so rein und Vergeblich schweifte er den ganzen folgenden Tag Es war schon völlig dunkel, als sie draußen an¬ derte er durch die Gaſſen. Da ſah alles ſo rein und Vergeblich ſchweifte er den ganzen folgenden Tag Es war ſchon voͤllig dunkel, als ſie draußen an¬ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0178" n="168"/> derte er durch die Gaſſen. Da ſah alles ſo rein und<lb/> feſtlich aus, ſchoͤngeputzte Herren und Damen zogen<lb/> froͤhlich und ſchimmernd nach den Kirchen. Aber, ach!<lb/> die Schoͤnſte war nicht unter ihnen! — Ihm fiel da¬<lb/> bei ſein Abenteuer beim geſtrigen Heimzuge ein. Er<lb/> ſuchte die Gaſſe auf und fand bald das große ſchoͤne<lb/> Haus wieder, aber ſonderbar! die Thuͤre war geſchloſſen,<lb/> alle Fenſter feſt zu, es ſchien Niemand darin zu wohnen.</p><lb/> <p>Vergeblich ſchweifte er den ganzen folgenden Tag<lb/> in der Gegend umher, um naͤhere Auskunft uͤber ſeine<lb/> unbekannte Geliebte zu erhalten, oder ſie, wo moͤglich,<lb/> gar wieder zu ſehen. Ihr Palaſt, ſo wie der Garten,<lb/> den er in jener Mittagsſtunde zufaͤllig gefunden, war<lb/> wie verſunken, auch Donati ließ ſich nicht erblicken.<lb/> Ungeduldig ſchlug daher ſein Herz vor Freude und Erwar¬<lb/> tung, als er endlich am Abend, der Einladung zufolge,<lb/> mit Fortunato, der fortwaͤhrend den Geheimnißvollen<lb/> ſpielte, zum Thore hinaus dem Landhauſe zuritt.</p><lb/> <p>Es war ſchon voͤllig dunkel, als ſie draußen an¬<lb/> kamen. Mitten in einem Garten, wie es ſchien, lag<lb/> eine zierliche Villa mit ſchlanken Saͤulen, uͤber denen<lb/> ſich von der Zinne ein zweiter Garten von Orangen<lb/> und vielerlei Blumen duftig erhob. Große Kaſtanien¬<lb/> baͤume ſtanden umher und ſtreckten kuͤhn und ſeltſam<lb/> beleuchtet ihre Rieſenarme zwiſchen den aus den Fen¬<lb/> ſtern dringenden Scheinen in die Nacht hinaus. Der<lb/> Herr vom Hauſe, ein feiner froͤhlicher Mann von mitt¬<lb/> leren Jahren, den aber Florio fruͤher jemals geſehn zu<lb/> haben ſich nicht erinnerte, empfing den Saͤnger und<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [168/0178]
derte er durch die Gaſſen. Da ſah alles ſo rein und
feſtlich aus, ſchoͤngeputzte Herren und Damen zogen
froͤhlich und ſchimmernd nach den Kirchen. Aber, ach!
die Schoͤnſte war nicht unter ihnen! — Ihm fiel da¬
bei ſein Abenteuer beim geſtrigen Heimzuge ein. Er
ſuchte die Gaſſe auf und fand bald das große ſchoͤne
Haus wieder, aber ſonderbar! die Thuͤre war geſchloſſen,
alle Fenſter feſt zu, es ſchien Niemand darin zu wohnen.
Vergeblich ſchweifte er den ganzen folgenden Tag
in der Gegend umher, um naͤhere Auskunft uͤber ſeine
unbekannte Geliebte zu erhalten, oder ſie, wo moͤglich,
gar wieder zu ſehen. Ihr Palaſt, ſo wie der Garten,
den er in jener Mittagsſtunde zufaͤllig gefunden, war
wie verſunken, auch Donati ließ ſich nicht erblicken.
Ungeduldig ſchlug daher ſein Herz vor Freude und Erwar¬
tung, als er endlich am Abend, der Einladung zufolge,
mit Fortunato, der fortwaͤhrend den Geheimnißvollen
ſpielte, zum Thore hinaus dem Landhauſe zuritt.
Es war ſchon voͤllig dunkel, als ſie draußen an¬
kamen. Mitten in einem Garten, wie es ſchien, lag
eine zierliche Villa mit ſchlanken Saͤulen, uͤber denen
ſich von der Zinne ein zweiter Garten von Orangen
und vielerlei Blumen duftig erhob. Große Kaſtanien¬
baͤume ſtanden umher und ſtreckten kuͤhn und ſeltſam
beleuchtet ihre Rieſenarme zwiſchen den aus den Fen¬
ſtern dringenden Scheinen in die Nacht hinaus. Der
Herr vom Hauſe, ein feiner froͤhlicher Mann von mitt¬
leren Jahren, den aber Florio fruͤher jemals geſehn zu
haben ſich nicht erinnerte, empfing den Saͤnger und
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