Eichendorff, Joseph von: Aus dem Leben eines Taugenichts und das Marmorbild. Berlin, 1826.Arbeit rastet, und Wälder und Felder so geschmückt Unterdeß hatte sich Glockenklang von den Thür¬ Florio'n wurde recht heimathlich zu Muthe, als Er begab sich dann in die Kirche, aber er konnte Arbeit raſtet, und Waͤlder und Felder ſo geſchmuͤckt Unterdeß hatte ſich Glockenklang von den Thuͤr¬ Florio'n wurde recht heimathlich zu Muthe, als Er begab ſich dann in die Kirche, aber er konnte <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0177" n="167"/> Arbeit raſtet, und Waͤlder und Felder ſo geſchmuͤckt<lb/> ausſehen zu Gottes Ehre, als zoͤgen Engel durch das<lb/> Himmelblau uͤber ſie hinweg — ſo ſtill, ſo feierlich und<lb/> gnadenreich iſt dieſe Zeit!“ — Donati ſtand in Gedan¬<lb/> ken am Fenſter, und Florio glaubte zu bemerken, daß<lb/> er heimlich ſchauderte, wie er ſo in die Sonntagsſtille<lb/> der Felder hinaus ſah.</p><lb/> <p>Unterdeß hatte ſich Glockenklang von den Thuͤr¬<lb/> men der Stadt erhoben und ging wie ein Beten durch<lb/> die klare Luft. Da ſchien Donati erſchrocken, er griff<lb/> nach ſeinem Hut und drang beinah aͤngſtlich in Florio,<lb/> ihn zu begleiten, der es aber beharrlich verweigerte.<lb/> „Fort, hinaus!“ — rief endlich der Ritter halblaut<lb/> und wie aus tiefſter, geklemmter Bruſt herauf, druͤckte<lb/> dem erſtaunten Jungling die Hand, und ſtuͤrzte aus<lb/> dem Hauſe fort.</p><lb/> <p>Florio'n wurde recht heimathlich zu Muthe, als<lb/> darauf der friſche klare Saͤnger Fortunaro, wie ein<lb/> Bote des Friedens, zu ihm ins Zimmer trat. Er<lb/> brachte eine Einladung auf morgen Abend nach einem<lb/> Landhauſe vor der Stadt. „Macht Euch nur gefaßt,“<lb/> ſetzte er hinzu, „Ihr werdet dort eine alte Bekannte<lb/> treffen!“ Florio erſchrack ordentlich und fragte haſtig:<lb/> „Wen?“ Aber Fortunato lehnte luſtig alle Erklaͤrun¬<lb/> gen ab und entfernte ſich bald. „Sollte es die ſchoͤne<lb/> Saͤngerin ſeyn?“ — dachte Florio ſtill bei ſich, und ſein<lb/> Herz ſchlug heftig.</p><lb/> <p>Er begab ſich dann in die Kirche, aber er konnte<lb/> nicht beten, er war zu froͤhlich zerſtreut. Muͤſſig ſchlen¬<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [167/0177]
Arbeit raſtet, und Waͤlder und Felder ſo geſchmuͤckt
ausſehen zu Gottes Ehre, als zoͤgen Engel durch das
Himmelblau uͤber ſie hinweg — ſo ſtill, ſo feierlich und
gnadenreich iſt dieſe Zeit!“ — Donati ſtand in Gedan¬
ken am Fenſter, und Florio glaubte zu bemerken, daß
er heimlich ſchauderte, wie er ſo in die Sonntagsſtille
der Felder hinaus ſah.
Unterdeß hatte ſich Glockenklang von den Thuͤr¬
men der Stadt erhoben und ging wie ein Beten durch
die klare Luft. Da ſchien Donati erſchrocken, er griff
nach ſeinem Hut und drang beinah aͤngſtlich in Florio,
ihn zu begleiten, der es aber beharrlich verweigerte.
„Fort, hinaus!“ — rief endlich der Ritter halblaut
und wie aus tiefſter, geklemmter Bruſt herauf, druͤckte
dem erſtaunten Jungling die Hand, und ſtuͤrzte aus
dem Hauſe fort.
Florio'n wurde recht heimathlich zu Muthe, als
darauf der friſche klare Saͤnger Fortunaro, wie ein
Bote des Friedens, zu ihm ins Zimmer trat. Er
brachte eine Einladung auf morgen Abend nach einem
Landhauſe vor der Stadt. „Macht Euch nur gefaßt,“
ſetzte er hinzu, „Ihr werdet dort eine alte Bekannte
treffen!“ Florio erſchrack ordentlich und fragte haſtig:
„Wen?“ Aber Fortunato lehnte luſtig alle Erklaͤrun¬
gen ab und entfernte ſich bald. „Sollte es die ſchoͤne
Saͤngerin ſeyn?“ — dachte Florio ſtill bei ſich, und ſein
Herz ſchlug heftig.
Er begab ſich dann in die Kirche, aber er konnte
nicht beten, er war zu froͤhlich zerſtreut. Muͤſſig ſchlen¬
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