Eichendorff, Joseph von: Aus dem Leben eines Taugenichts und das Marmorbild. Berlin, 1826.In die übrige Gesellschaft indeß schien Donati, so Es begann nun ein wunderliches Gewimmel von Es war Florio'n recht sonderbar zu Muthe, als In die uͤbrige Geſellſchaft indeß ſchien Donati, ſo Es begann nun ein wunderliches Gewimmel von Es war Florio'n recht ſonderbar zu Muthe, als <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0160" n="150"/> In die uͤbrige Geſellſchaft indeß ſchien Donati, ſo<lb/> nannte ſich der Ritter, nirgens hineinzupaſſen. Eine<lb/> aͤngſtliche Stoͤrung, deren Grund ſich Niemand anzu¬<lb/> geben wußte, wurde uͤberall ſichtbar. Und da unter¬<lb/> deß auch die Nacht nun voͤllig hereingekommen war,<lb/> ſo brachen bald Alle auf.</p><lb/> <p>Es begann nun ein wunderliches Gewimmel von<lb/> Wagen, Pferden, Dienern und hohen Windlichtern,<lb/> die ſeltſame Scheine auf das nahe Waſſer, zwiſchen<lb/> die Baͤume und die ſchoͤnen wirrenden Geſtalten um¬<lb/> herwarfen. Donati erſchien in der wilden Beleuchtung<lb/> noch viel bleicher und ſchauerlicher, als vorher. Das<lb/> ſchoͤne Fraͤulein mit dem Blumenkranze hatte ihn be¬<lb/> ſtaͤndig mit heimlicher Furcht von der Seite angeſehen.<lb/> Nun, da er gar auf ſie zu kam, um ihr mit ritter¬<lb/> licher Artigkeit auf den Zelter zu helfen, draͤngte ſie<lb/> ſich ſcheu an den zuruͤckſtehenden Florio, der die Lieb¬<lb/> liche mit klopfendem Herzen in den Sattel hob. Alles<lb/> war unterdeß reiſefertig, ſie nickte ihm noch einmal von<lb/> ihrem zierlichen Sitze freundlich zu, und bald war die<lb/> ganze ſchimmernde Erſcheinung in der Nacht ver¬<lb/> ſchwunden.</p><lb/> <p>Es war Florio'n recht ſonderbar zu Muthe, als<lb/> er ſich ploͤtzlich ſo allein mit Donati und dem Saͤn¬<lb/> ger auf dem weiten leeren Platze befand. Seine Gui¬<lb/> tarre im Arme ging der Letztere am Ufer des Fluſſes<lb/> vor dem Zelte auf und nieder und ſchien auf neue Wei¬<lb/> ſen zu ſinnen, waͤhrend er einzelne Toͤne griff, die be¬<lb/> ſchwichtigend uͤber die ſtille Wieſe dahin zogen. Dann<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [150/0160]
In die uͤbrige Geſellſchaft indeß ſchien Donati, ſo
nannte ſich der Ritter, nirgens hineinzupaſſen. Eine
aͤngſtliche Stoͤrung, deren Grund ſich Niemand anzu¬
geben wußte, wurde uͤberall ſichtbar. Und da unter¬
deß auch die Nacht nun voͤllig hereingekommen war,
ſo brachen bald Alle auf.
Es begann nun ein wunderliches Gewimmel von
Wagen, Pferden, Dienern und hohen Windlichtern,
die ſeltſame Scheine auf das nahe Waſſer, zwiſchen
die Baͤume und die ſchoͤnen wirrenden Geſtalten um¬
herwarfen. Donati erſchien in der wilden Beleuchtung
noch viel bleicher und ſchauerlicher, als vorher. Das
ſchoͤne Fraͤulein mit dem Blumenkranze hatte ihn be¬
ſtaͤndig mit heimlicher Furcht von der Seite angeſehen.
Nun, da er gar auf ſie zu kam, um ihr mit ritter¬
licher Artigkeit auf den Zelter zu helfen, draͤngte ſie
ſich ſcheu an den zuruͤckſtehenden Florio, der die Lieb¬
liche mit klopfendem Herzen in den Sattel hob. Alles
war unterdeß reiſefertig, ſie nickte ihm noch einmal von
ihrem zierlichen Sitze freundlich zu, und bald war die
ganze ſchimmernde Erſcheinung in der Nacht ver¬
ſchwunden.
Es war Florio'n recht ſonderbar zu Muthe, als
er ſich ploͤtzlich ſo allein mit Donati und dem Saͤn¬
ger auf dem weiten leeren Platze befand. Seine Gui¬
tarre im Arme ging der Letztere am Ufer des Fluſſes
vor dem Zelte auf und nieder und ſchien auf neue Wei¬
ſen zu ſinnen, waͤhrend er einzelne Toͤne griff, die be¬
ſchwichtigend uͤber die ſtille Wieſe dahin zogen. Dann
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