lockt, aus dem Keiner wieder zurückgekehrt ist? Hütet Euch!" --
Florio wußte nicht, was er aus diesen Worten des Fremden machen sollte, konnte ihn auch weiter darum nicht befragen; denn sie waren so eben, statt zu dem Thore, unvermerkt dem Zuge der Spaziergänger folgend, an einen weiten grünen Platz gekommen, auf dem sich ein fröhlichschallendes Reich von Musik, bun¬ ten Zelten, Reitern und Spazierengehenden in den letz¬ ten Abendgluthen schimmernd hin und her bewegte.
"Hier ist gut wohnen," sagte der Fremde lustig, sich vom Zelter schwingend; "auf baldiges Wieder¬ sehn!" und hiermit war er schnell in dem Gewühle verschwunden.
Florio stand in freudigem Erstaunen einen Au¬ genblick still vor der unerwarteten Aussicht. Dann folgte auch er dem Beispiele seines Begleiters, über¬ gab das Pferd seinem Diener und mischte sich in den muntern Schwarm.
Versteckte Musikchöre erschallten da von allen Sei¬ ten aus den blühenden Gebüschen, unter den hohen Bäumen wandelten sittige Frauen auf und nieder und ließen die schönen Augen musternd ergehen über die glänzende Wiese, lachend und plaudernd und mit den bunten Federn nickend im lauen Abendgolde wie ein Blumenbeet, das sich im Winde wiegt. Weiterhin auf einem heitergrünen Plan vergnügten sich mehrere Mädchen mit Ballspielen. Die buntgefiederten Bälle flatterten wie Schmetterlinge, glänzende Bogen hin und
lockt, aus dem Keiner wieder zuruͤckgekehrt iſt? Huͤtet Euch!“ —
Florio wußte nicht, was er aus dieſen Worten des Fremden machen ſollte, konnte ihn auch weiter darum nicht befragen; denn ſie waren ſo eben, ſtatt zu dem Thore, unvermerkt dem Zuge der Spaziergaͤnger folgend, an einen weiten gruͤnen Platz gekommen, auf dem ſich ein froͤhlichſchallendes Reich von Muſik, bun¬ ten Zelten, Reitern und Spazierengehenden in den letz¬ ten Abendgluthen ſchimmernd hin und her bewegte.
„Hier iſt gut wohnen,“ ſagte der Fremde luſtig, ſich vom Zelter ſchwingend; „auf baldiges Wieder¬ ſehn!“ und hiermit war er ſchnell in dem Gewuͤhle verſchwunden.
Florio ſtand in freudigem Erſtaunen einen Au¬ genblick ſtill vor der unerwarteten Ausſicht. Dann folgte auch er dem Beiſpiele ſeines Begleiters, uͤber¬ gab das Pferd ſeinem Diener und miſchte ſich in den muntern Schwarm.
Verſteckte Muſikchoͤre erſchallten da von allen Sei¬ ten aus den bluͤhenden Gebuͤſchen, unter den hohen Baͤumen wandelten ſittige Frauen auf und nieder und ließen die ſchoͤnen Augen muſternd ergehen uͤber die glaͤnzende Wieſe, lachend und plaudernd und mit den bunten Federn nickend im lauen Abendgolde wie ein Blumenbeet, das ſich im Winde wiegt. Weiterhin auf einem heitergruͤnen Plan vergnuͤgten ſich mehrere Maͤdchen mit Ballſpielen. Die buntgefiederten Baͤlle flatterten wie Schmetterlinge, glaͤnzende Bogen hin und
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lockt, aus dem Keiner wieder zuruͤckgekehrt iſt? Huͤtet
Euch!“ —
Florio wußte nicht, was er aus dieſen Worten
des Fremden machen ſollte, konnte ihn auch weiter
darum nicht befragen; denn ſie waren ſo eben, ſtatt
zu dem Thore, unvermerkt dem Zuge der Spaziergaͤnger
folgend, an einen weiten gruͤnen Platz gekommen, auf
dem ſich ein froͤhlichſchallendes Reich von Muſik, bun¬
ten Zelten, Reitern und Spazierengehenden in den letz¬
ten Abendgluthen ſchimmernd hin und her bewegte.
„Hier iſt gut wohnen,“ ſagte der Fremde luſtig,
ſich vom Zelter ſchwingend; „auf baldiges Wieder¬
ſehn!“ und hiermit war er ſchnell in dem Gewuͤhle
verſchwunden.
Florio ſtand in freudigem Erſtaunen einen Au¬
genblick ſtill vor der unerwarteten Ausſicht. Dann
folgte auch er dem Beiſpiele ſeines Begleiters, uͤber¬
gab das Pferd ſeinem Diener und miſchte ſich in den
muntern Schwarm.
Verſteckte Muſikchoͤre erſchallten da von allen Sei¬
ten aus den bluͤhenden Gebuͤſchen, unter den hohen
Baͤumen wandelten ſittige Frauen auf und nieder und
ließen die ſchoͤnen Augen muſternd ergehen uͤber die
glaͤnzende Wieſe, lachend und plaudernd und mit den
bunten Federn nickend im lauen Abendgolde wie ein
Blumenbeet, das ſich im Winde wiegt. Weiterhin auf
einem heitergruͤnen Plan vergnuͤgten ſich mehrere
Maͤdchen mit Ballſpielen. Die buntgefiederten Baͤlle
flatterten wie Schmetterlinge, glaͤnzende Bogen hin und
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Im Unterschied zur Novelle „Aus dem Leben eines T… [mehr]
Im Unterschied zur Novelle „Aus dem Leben eines Taugenichts“ erschien die Novelle „Das Marmorbild“ erstmalig 1819 im „Frauentaschenbuch für das Jahr 1819“ herausgegeben von Friedrich de La Motte-Fouqué.
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Eichendorff, Joseph von: Aus dem Leben eines Taugenichts und das Marmorbild. Berlin, 1826, S. 141. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eichendorff_taugenichts_1826/151>, abgerufen am 08.07.2024.
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