Eichendorff, Joseph von: Aus dem Leben eines Taugenichts und das Marmorbild. Berlin, 1826.da kam der Maler, der mich hierher gebracht hatte, auf Da war es unterdeß ganz öde und leer geworden. da kam der Maler, der mich hierher gebracht hatte, auf Da war es unterdeß ganz oͤde und leer geworden. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0110" n="100"/> da kam der Maler, der mich hierher gebracht hatte, auf<lb/> mich los. „Haſt Du das Maͤdchen geſprochen?“ frug<lb/> er, „ich ſeh' ſie nun nirgends mehr; das war das Kam¬<lb/> mermaͤdchen von der deutſchen Graͤfin.“ „Still, ſtill!“<lb/> erwiederte ich, „die Graͤfin iſt noch in Rom.“ <choice><sic/><corr>„</corr></choice>Nun<lb/> deſto beſſer,“ ſagte der Maler, „ſo komm und trink'<lb/> mit uns auf ihre Geſundheit!“ und damit zog er<lb/> mich, wie ſehr ich mich auch ſtraͤubte, in den Garten<lb/> zuruͤck.</p><lb/> <p>Da war es unterdeß ganz oͤde und leer geworden.<lb/> Die luſtigen Gaͤſte wanderten, jeder ſein Liebchen am<lb/> Arm, nach der Stadt zu, und man hoͤrte ſie noch durch<lb/> den ſtillen Abend zwiſchen den Weingaͤrten plaudern<lb/> und lachen, immer ferner und ferner, bis ſich endlich<lb/> die Stimmen tief in dem Thale im Rauſchen der<lb/> Baͤume und des Stromes verloren. Ich war nur noch<lb/> mit meinem Maler, und dem Herrn Eckbrecht — ſo<lb/> hieß der andre junge Maler, der ſich vorhin ſo herum<lb/> gezankt hatte — allein oben zuruͤck geblieben. Der Mond<lb/> ſchien praͤchtig im Garten zwiſchen die hohen dunklen<lb/> Baͤume herein, ein Licht flackerte im Winde auf dem<lb/> Tiſche vor uns und ſchimmerte uͤber den vielen ver¬<lb/> goßnen Wein auf der Tafel. Ich mußte mich mit hin¬<lb/> ſetzen und mein Maler plauderte mit mir uͤber meine<lb/> Herkunft, meine Reiſe, und meinen Lebensplan. Herr<lb/> Eckbrecht aber hatte das junge huͤbſche Maͤdchen aus<lb/> dem Wirthshauſe‚ nachdem ſie uns Flaſchen auf den<lb/> Tiſch geſtellt, vor ſich auf den Schoß genommen, legte<lb/> ihr die Guitarre in den Arm‚ und lehrte ſie ein Lied¬<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [100/0110]
da kam der Maler, der mich hierher gebracht hatte, auf
mich los. „Haſt Du das Maͤdchen geſprochen?“ frug
er, „ich ſeh' ſie nun nirgends mehr; das war das Kam¬
mermaͤdchen von der deutſchen Graͤfin.“ „Still, ſtill!“
erwiederte ich, „die Graͤfin iſt noch in Rom.“ „Nun
deſto beſſer,“ ſagte der Maler, „ſo komm und trink'
mit uns auf ihre Geſundheit!“ und damit zog er
mich, wie ſehr ich mich auch ſtraͤubte, in den Garten
zuruͤck.
Da war es unterdeß ganz oͤde und leer geworden.
Die luſtigen Gaͤſte wanderten, jeder ſein Liebchen am
Arm, nach der Stadt zu, und man hoͤrte ſie noch durch
den ſtillen Abend zwiſchen den Weingaͤrten plaudern
und lachen, immer ferner und ferner, bis ſich endlich
die Stimmen tief in dem Thale im Rauſchen der
Baͤume und des Stromes verloren. Ich war nur noch
mit meinem Maler, und dem Herrn Eckbrecht — ſo
hieß der andre junge Maler, der ſich vorhin ſo herum
gezankt hatte — allein oben zuruͤck geblieben. Der Mond
ſchien praͤchtig im Garten zwiſchen die hohen dunklen
Baͤume herein, ein Licht flackerte im Winde auf dem
Tiſche vor uns und ſchimmerte uͤber den vielen ver¬
goßnen Wein auf der Tafel. Ich mußte mich mit hin¬
ſetzen und mein Maler plauderte mit mir uͤber meine
Herkunft, meine Reiſe, und meinen Lebensplan. Herr
Eckbrecht aber hatte das junge huͤbſche Maͤdchen aus
dem Wirthshauſe‚ nachdem ſie uns Flaſchen auf den
Tiſch geſtellt, vor ſich auf den Schoß genommen, legte
ihr die Guitarre in den Arm‚ und lehrte ſie ein Lied¬
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