Eichendorff, Joseph von: Die Glücksritter. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 3. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 87–159. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.Sie thut den Arm mir reichen, Fama bläs't das Geleit, So zu dem Tempel steigen Wir der Unsterblichkeit. Nun schwenkten die Andern die Hüte, und: Vivat das hohe Brautpaar! schrieen sie jubelnd, hoch lebe unser Tempelherr der Unsterblichkeit! und der Dudelsack schnurrte wieder einen Tusch dazu. Da schlugen plötzlich die großen Hunde an, die jede Nacht um ihr Lager die Runde machten, die Gesellen horchten auf, es war auf einmal Alles todtenstill. Man hörte in der Ferne Aeste knacken, wie wenn Jemand durchs Dickicht bräche, es kam immer näher, jetzt vernahmen sie deutlich Fußtritte und Stimmen, die Wipfel der Sträucher bewegten sich schon, Schreckenberger nahm schnell seine Muskete und zielte nach der Gegend hin. Plötzlich aber ließ er Arm und Flinte wieder sinken: I, Pamphil, wo kommst denn du hergezigeunert? rief er ganz verwundert aus. Der Puppenspieler trat aus dem Gebüsch, Seppi und Denkeli hinter ihm, die großen Hunde, denen sie Brocken zuwarf, gaben ihnen frei Geleit. Der Puppenspieler visirte erst die ganze Gesellschaft rings im Kreise scharf mit dem einen Auge, dann, da er lauter bekannte Gesichter bemerkte, nahm er das schwarze Pflaster vom andern. Hast du wieder Mondfinsterniß gemacht, um besser zu mausen? Sie thut den Arm mir reichen, Fama bläs't das Geleit, So zu dem Tempel steigen Wir der Unsterblichkeit. Nun schwenkten die Andern die Hüte, und: Vivat das hohe Brautpaar! schrieen sie jubelnd, hoch lebe unser Tempelherr der Unsterblichkeit! und der Dudelsack schnurrte wieder einen Tusch dazu. Da schlugen plötzlich die großen Hunde an, die jede Nacht um ihr Lager die Runde machten, die Gesellen horchten auf, es war auf einmal Alles todtenstill. Man hörte in der Ferne Aeste knacken, wie wenn Jemand durchs Dickicht bräche, es kam immer näher, jetzt vernahmen sie deutlich Fußtritte und Stimmen, die Wipfel der Sträucher bewegten sich schon, Schreckenberger nahm schnell seine Muskete und zielte nach der Gegend hin. Plötzlich aber ließ er Arm und Flinte wieder sinken: I, Pamphil, wo kommst denn du hergezigeunert? rief er ganz verwundert aus. Der Puppenspieler trat aus dem Gebüsch, Seppi und Denkeli hinter ihm, die großen Hunde, denen sie Brocken zuwarf, gaben ihnen frei Geleit. Der Puppenspieler visirte erst die ganze Gesellschaft rings im Kreise scharf mit dem einen Auge, dann, da er lauter bekannte Gesichter bemerkte, nahm er das schwarze Pflaster vom andern. Hast du wieder Mondfinsterniß gemacht, um besser zu mausen? <TEI> <text> <body> <div type="chapter" n="5"> <lg type="poem"> <lg n="4"> <pb facs="#f0063"/> </lg> <lg n="5"> <l>Sie thut den Arm mir reichen,</l><lb/> <l>Fama bläs't das Geleit,</l><lb/> <l>So zu dem Tempel steigen</l><lb/> <l>Wir der Unsterblichkeit.</l><lb/> </lg> </lg> <p>Nun schwenkten die Andern die Hüte, und: Vivat das hohe Brautpaar! schrieen sie jubelnd, hoch lebe unser Tempelherr der Unsterblichkeit! und der Dudelsack schnurrte wieder einen Tusch dazu.</p><lb/> <p>Da schlugen plötzlich die großen Hunde an, die jede Nacht um ihr Lager die Runde machten, die Gesellen horchten auf, es war auf einmal Alles todtenstill. Man hörte in der Ferne Aeste knacken, wie wenn Jemand durchs Dickicht bräche, es kam immer näher, jetzt vernahmen sie deutlich Fußtritte und Stimmen, die Wipfel der Sträucher bewegten sich schon, Schreckenberger nahm schnell seine Muskete und zielte nach der Gegend hin.</p><lb/> <p>Plötzlich aber ließ er Arm und Flinte wieder sinken: I, Pamphil, wo kommst denn du hergezigeunert? rief er ganz verwundert aus. Der Puppenspieler trat aus dem Gebüsch, Seppi und Denkeli hinter ihm, die großen Hunde, denen sie Brocken zuwarf, gaben ihnen frei Geleit. Der Puppenspieler visirte erst die ganze Gesellschaft rings im Kreise scharf mit dem einen Auge, dann, da er lauter bekannte Gesichter bemerkte, nahm er das schwarze Pflaster vom andern. Hast du wieder Mondfinsterniß gemacht, um besser zu mausen?<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [0063]
Sie thut den Arm mir reichen,
Fama bläs't das Geleit,
So zu dem Tempel steigen
Wir der Unsterblichkeit.
Nun schwenkten die Andern die Hüte, und: Vivat das hohe Brautpaar! schrieen sie jubelnd, hoch lebe unser Tempelherr der Unsterblichkeit! und der Dudelsack schnurrte wieder einen Tusch dazu.
Da schlugen plötzlich die großen Hunde an, die jede Nacht um ihr Lager die Runde machten, die Gesellen horchten auf, es war auf einmal Alles todtenstill. Man hörte in der Ferne Aeste knacken, wie wenn Jemand durchs Dickicht bräche, es kam immer näher, jetzt vernahmen sie deutlich Fußtritte und Stimmen, die Wipfel der Sträucher bewegten sich schon, Schreckenberger nahm schnell seine Muskete und zielte nach der Gegend hin.
Plötzlich aber ließ er Arm und Flinte wieder sinken: I, Pamphil, wo kommst denn du hergezigeunert? rief er ganz verwundert aus. Der Puppenspieler trat aus dem Gebüsch, Seppi und Denkeli hinter ihm, die großen Hunde, denen sie Brocken zuwarf, gaben ihnen frei Geleit. Der Puppenspieler visirte erst die ganze Gesellschaft rings im Kreise scharf mit dem einen Auge, dann, da er lauter bekannte Gesichter bemerkte, nahm er das schwarze Pflaster vom andern. Hast du wieder Mondfinsterniß gemacht, um besser zu mausen?
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Zitationshilfe: | Eichendorff, Joseph von: Die Glücksritter. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 3. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 87–159. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eichendorff_gluecksritter_1910/63>, abgerufen am 17.07.2024. |