Eichendorff, Joseph von: Die Glücksritter. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 3. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 87–159. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.Und wie sie uns erst recht erkannt, Und zum Chor machte der Puppenspieler mit dem Munde prasselnd das Feuerwerk nach, und Seppi schmetterte mit einem Pfeifchen wie eine Nachtigall, und die Tochter schwang ihr Tambourin schwirrend dazwischen; so zogen sie wie eine Bauernhochzeit durch den Wald in den aufblitzenden Morgen hinunter, als zögen sie schon ins Himmelreich hinein. Als sie aber am Rand des Waldes zu sein vermeinten, fing jenseits der Wiese schon wieder ein andrer an, die Haiden waren ohne Weg, die Bäche ohne Steg, manchmal ward ihnen, wie wenn sie Hunde bellen hörten aus der Ferne und Stimmen gehn im Grund, das Schloß aber, wohin sie zielten, stand bald drüben, bald dort, immer neue Schluchten dazwischen, als wollt' es sie foppen. Und so war es fast schon wieder Abend geworden, als sie endlich, aus einem verworrnen Gebüsch tretend, auf einmal die Burg ganz nahe vor sich sahen. Und wie sie uns erst recht erkannt, Und zum Chor machte der Puppenspieler mit dem Munde prasselnd das Feuerwerk nach, und Seppi schmetterte mit einem Pfeifchen wie eine Nachtigall, und die Tochter schwang ihr Tambourin schwirrend dazwischen; so zogen sie wie eine Bauernhochzeit durch den Wald in den aufblitzenden Morgen hinunter, als zögen sie schon ins Himmelreich hinein. Als sie aber am Rand des Waldes zu sein vermeinten, fing jenseits der Wiese schon wieder ein andrer an, die Haiden waren ohne Weg, die Bäche ohne Steg, manchmal ward ihnen, wie wenn sie Hunde bellen hörten aus der Ferne und Stimmen gehn im Grund, das Schloß aber, wohin sie zielten, stand bald drüben, bald dort, immer neue Schluchten dazwischen, als wollt' es sie foppen. Und so war es fast schon wieder Abend geworden, als sie endlich, aus einem verworrnen Gebüsch tretend, auf einmal die Burg ganz nahe vor sich sahen. <TEI> <text> <body> <div type="chapter" n="3"> <lg type="poem"> <lg n="2"> <pb facs="#f0041"/> <l>Und wie sie uns erst recht erkannt,</l><lb/> <l>Sie gleich die silbernen Pauken schlagen,</l><lb/> <l>St. Peter selbst die Becken schwenkt,</l><lb/> <l>Und voll Geigen hängt</l><lb/> <l>Der Himmel, Cäcilia an zu streichen fängt,</l><lb/> <l>Dazwischen hoch vivat! daß es prasselt und pufft,</l><lb/> <l>Werfen die Andern vom Wall in die Luft</l><lb/> <l>Sternschnuppen, Kometen,</l><lb/> <l>Gar prächtige Raketen,</l><lb/> <l>Versengen Sankt Peter den Bart, daß er lacht,</l><lb/> <l>Und wir ziehen heim, schöner Wald, gute Nacht!</l><lb/> </lg> </lg> <p>Und zum Chor machte der Puppenspieler mit dem Munde prasselnd das Feuerwerk nach, und Seppi schmetterte mit einem Pfeifchen wie eine Nachtigall, und die Tochter schwang ihr Tambourin schwirrend dazwischen; so zogen sie wie eine Bauernhochzeit durch den Wald in den aufblitzenden Morgen hinunter, als zögen sie schon ins Himmelreich hinein.</p><lb/> <p>Als sie aber am Rand des Waldes zu sein vermeinten, fing jenseits der Wiese schon wieder ein andrer an, die Haiden waren ohne Weg, die Bäche ohne Steg, manchmal ward ihnen, wie wenn sie Hunde bellen hörten aus der Ferne und Stimmen gehn im Grund, das Schloß aber, wohin sie zielten, stand bald drüben, bald dort, immer neue Schluchten dazwischen, als wollt' es sie foppen. Und so war es fast schon wieder Abend geworden, als sie endlich, aus einem verworrnen Gebüsch tretend, auf einmal die Burg ganz nahe vor sich sahen.</p><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [0041]
Und wie sie uns erst recht erkannt,
Sie gleich die silbernen Pauken schlagen,
St. Peter selbst die Becken schwenkt,
Und voll Geigen hängt
Der Himmel, Cäcilia an zu streichen fängt,
Dazwischen hoch vivat! daß es prasselt und pufft,
Werfen die Andern vom Wall in die Luft
Sternschnuppen, Kometen,
Gar prächtige Raketen,
Versengen Sankt Peter den Bart, daß er lacht,
Und wir ziehen heim, schöner Wald, gute Nacht!
Und zum Chor machte der Puppenspieler mit dem Munde prasselnd das Feuerwerk nach, und Seppi schmetterte mit einem Pfeifchen wie eine Nachtigall, und die Tochter schwang ihr Tambourin schwirrend dazwischen; so zogen sie wie eine Bauernhochzeit durch den Wald in den aufblitzenden Morgen hinunter, als zögen sie schon ins Himmelreich hinein.
Als sie aber am Rand des Waldes zu sein vermeinten, fing jenseits der Wiese schon wieder ein andrer an, die Haiden waren ohne Weg, die Bäche ohne Steg, manchmal ward ihnen, wie wenn sie Hunde bellen hörten aus der Ferne und Stimmen gehn im Grund, das Schloß aber, wohin sie zielten, stand bald drüben, bald dort, immer neue Schluchten dazwischen, als wollt' es sie foppen. Und so war es fast schon wieder Abend geworden, als sie endlich, aus einem verworrnen Gebüsch tretend, auf einmal die Burg ganz nahe vor sich sahen.
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Zitationshilfe: | Eichendorff, Joseph von: Die Glücksritter. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 3. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 87–159. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eichendorff_gluecksritter_1910/41>, abgerufen am 23.07.2024. |