Eichendorff, Joseph von: Die Glücksritter. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 3. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 87–159. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.Indem aber schwang sich die ganze Figur plötzlich von der Mauer in den Hof hinab, eine zweite folgte, lange bärtige, soldatische Gesellen. Beide, erst nach allen Seiten umherspähend, schlichen an die Hausthür und versuchten vorsichtig zu öffnen, fanden aber Alles fest verschlossen. Suppius und Klarinett verwandten kein Auge von ihnen. Jetzt bemerkten sie, wie die Fremden, an der Stallthür vorbei, quer über den Hof gingen und in der Gaunersprache mit einander redeten. Schau, sagte der Eine, haben schöne Klebis (Pferde), werden Santzen (Edelleute) sein, oder vornehme Kummerer (Kaufleute), die nach Leipzig schwänzen (reisen). -- Eine gute Schwärze (Nacht), versetzte der Andre, es schlunt (schläft) noch Alles im Schöcherbeth (Wirthshaus), kein Quin (Hund) bellt und kein Strohbohrer (Gans) raschelt. Alch' (troll dich), wollen die Karosse zerlegen, hat vielleicht Messen (Gelder) in den Eingeweiden. Das sind verlaufne Lenninger (Soldaten), flüsterte Klarinett, die kommen bracken (stehlen), ich wollt', ich könnt' den Mausköpfen grandige Kuffen stecken (schwere Schläge geben)! -- Was Teufel, verstehst du denn auch das Rothwelsch? fragte Suppius erstaunt. Aber da war keine Zeit mehr zu Erklärungen, denn die Lenninger kamen jetzt gerade auf den Wagen los; der eine schnupperte ringsherum, ob er nicht einen Koffer oder Mantelsack fände, der andere aber griff Indem aber schwang sich die ganze Figur plötzlich von der Mauer in den Hof hinab, eine zweite folgte, lange bärtige, soldatische Gesellen. Beide, erst nach allen Seiten umherspähend, schlichen an die Hausthür und versuchten vorsichtig zu öffnen, fanden aber Alles fest verschlossen. Suppius und Klarinett verwandten kein Auge von ihnen. Jetzt bemerkten sie, wie die Fremden, an der Stallthür vorbei, quer über den Hof gingen und in der Gaunersprache mit einander redeten. Schau, sagte der Eine, haben schöne Klebis (Pferde), werden Santzen (Edelleute) sein, oder vornehme Kummerer (Kaufleute), die nach Leipzig schwänzen (reisen). — Eine gute Schwärze (Nacht), versetzte der Andre, es schlunt (schläft) noch Alles im Schöcherbeth (Wirthshaus), kein Quin (Hund) bellt und kein Strohbohrer (Gans) raschelt. Alch' (troll dich), wollen die Karosse zerlegen, hat vielleicht Messen (Gelder) in den Eingeweiden. Das sind verlaufne Lenninger (Soldaten), flüsterte Klarinett, die kommen bracken (stehlen), ich wollt', ich könnt' den Mausköpfen grandige Kuffen stecken (schwere Schläge geben)! — Was Teufel, verstehst du denn auch das Rothwelsch? fragte Suppius erstaunt. Aber da war keine Zeit mehr zu Erklärungen, denn die Lenninger kamen jetzt gerade auf den Wagen los; der eine schnupperte ringsherum, ob er nicht einen Koffer oder Mantelsack fände, der andere aber griff <TEI> <text> <body> <div type="chapter" n="2"> <pb facs="#f0031"/> <p>Indem aber schwang sich die ganze Figur plötzlich von der Mauer in den Hof hinab, eine zweite folgte, lange bärtige, soldatische Gesellen.</p><lb/> <p>Beide, erst nach allen Seiten umherspähend, schlichen an die Hausthür und versuchten vorsichtig zu öffnen, fanden aber Alles fest verschlossen. Suppius und Klarinett verwandten kein Auge von ihnen. Jetzt bemerkten sie, wie die Fremden, an der Stallthür vorbei, quer über den Hof gingen und in der Gaunersprache mit einander redeten. Schau, sagte der Eine, haben schöne Klebis (Pferde), werden Santzen (Edelleute) sein, oder vornehme Kummerer (Kaufleute), die nach Leipzig schwänzen (reisen). — Eine gute Schwärze (Nacht), versetzte der Andre, es schlunt (schläft) noch Alles im Schöcherbeth (Wirthshaus), kein Quin (Hund) bellt und kein Strohbohrer (Gans) raschelt. Alch' (troll dich), wollen die Karosse zerlegen, hat vielleicht Messen (Gelder) in den Eingeweiden.</p><lb/> <p>Das sind verlaufne Lenninger (Soldaten), flüsterte Klarinett, die kommen bracken (stehlen), ich wollt', ich könnt' den Mausköpfen grandige Kuffen stecken (schwere Schläge geben)! — Was Teufel, verstehst du denn auch das Rothwelsch? fragte Suppius erstaunt.</p><lb/> <p>Aber da war keine Zeit mehr zu Erklärungen, denn die Lenninger kamen jetzt gerade auf den Wagen los; der eine schnupperte ringsherum, ob er nicht einen Koffer oder Mantelsack fände, der andere aber griff<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [0031]
Indem aber schwang sich die ganze Figur plötzlich von der Mauer in den Hof hinab, eine zweite folgte, lange bärtige, soldatische Gesellen.
Beide, erst nach allen Seiten umherspähend, schlichen an die Hausthür und versuchten vorsichtig zu öffnen, fanden aber Alles fest verschlossen. Suppius und Klarinett verwandten kein Auge von ihnen. Jetzt bemerkten sie, wie die Fremden, an der Stallthür vorbei, quer über den Hof gingen und in der Gaunersprache mit einander redeten. Schau, sagte der Eine, haben schöne Klebis (Pferde), werden Santzen (Edelleute) sein, oder vornehme Kummerer (Kaufleute), die nach Leipzig schwänzen (reisen). — Eine gute Schwärze (Nacht), versetzte der Andre, es schlunt (schläft) noch Alles im Schöcherbeth (Wirthshaus), kein Quin (Hund) bellt und kein Strohbohrer (Gans) raschelt. Alch' (troll dich), wollen die Karosse zerlegen, hat vielleicht Messen (Gelder) in den Eingeweiden.
Das sind verlaufne Lenninger (Soldaten), flüsterte Klarinett, die kommen bracken (stehlen), ich wollt', ich könnt' den Mausköpfen grandige Kuffen stecken (schwere Schläge geben)! — Was Teufel, verstehst du denn auch das Rothwelsch? fragte Suppius erstaunt.
Aber da war keine Zeit mehr zu Erklärungen, denn die Lenninger kamen jetzt gerade auf den Wagen los; der eine schnupperte ringsherum, ob er nicht einen Koffer oder Mantelsack fände, der andere aber griff
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Zitationshilfe: | Eichendorff, Joseph von: Die Glücksritter. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 3. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 87–159. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eichendorff_gluecksritter_1910/31>, abgerufen am 16.07.2024. |