Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Eichendorff, Joseph von: Gedichte. Berlin, 1837.

Bild:
<< vorherige Seite
IV.
Die Lerche grüßt den ersten Strahl,
Daß er die Brust ihr zünde,
Wenn träge Nacht noch überall
Durchschleicht die tiefen Gründe.
Und du willst, Menschenkind, der Zeit
Verzagend unterliegen?
Was ist dein kleines Erdenleid!
Du mußt es überfliegen!
V.
Der Sturm geht lärmend um das Haus,
Ich bin kein Narr, und geh' hinaus,
Aber bin ich eben draußen,
Will ich mich wacker mit ihm zausen.
VI.
Am Meer.
Ewig muntres Spiel der Wogen!
Viele hast du schon belogen,
Mancher kehrt nicht mehr zurück.
Und doch weckt das Wellenschlagen
Immer wieder frisches Wagen,
Falsch und lustig, wie das Glück.
VII.
Der Wandrer, von der Heimath weit,
Wenn rings die Gründe schweigen,
Der Schiffer in Meeres Einsamkeit,
Wenn die Stern' aus den Fluten steigen:
4
IV.
Die Lerche gruͤßt den erſten Strahl,
Daß er die Bruſt ihr zuͤnde,
Wenn traͤge Nacht noch uͤberall
Durchſchleicht die tiefen Gruͤnde.
Und du willſt, Menſchenkind, der Zeit
Verzagend unterliegen?
Was iſt dein kleines Erdenleid!
Du mußt es uͤberfliegen!
V.
Der Sturm geht laͤrmend um das Haus,
Ich bin kein Narr, und geh' hinaus,
Aber bin ich eben draußen,
Will ich mich wacker mit ihm zauſen.
VI.
Am Meer.
Ewig muntres Spiel der Wogen!
Viele haſt du ſchon belogen,
Mancher kehrt nicht mehr zuruͤck.
Und doch weckt das Wellenſchlagen
Immer wieder friſches Wagen,
Falſch und luſtig, wie das Gluͤck.
VII.
Der Wandrer, von der Heimath weit,
Wenn rings die Gruͤnde ſchweigen,
Der Schiffer in Meeres Einſamkeit,
Wenn die Stern' aus den Fluten ſteigen:
4
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0067" n="49"/>
          <div n="3">
            <head><hi rendition="#aq">IV</hi>.<lb/></head>
            <lg type="poem">
              <lg n="1">
                <l>Die Lerche gru&#x0364;ßt den er&#x017F;ten Strahl,</l><lb/>
                <l>Daß er die Bru&#x017F;t ihr zu&#x0364;nde,</l><lb/>
                <l>Wenn tra&#x0364;ge Nacht noch u&#x0364;berall</l><lb/>
                <l>Durch&#x017F;chleicht die tiefen Gru&#x0364;nde.</l><lb/>
              </lg>
              <lg n="2">
                <l>Und du will&#x017F;t, Men&#x017F;chenkind, der Zeit</l><lb/>
                <l>Verzagend unterliegen?</l><lb/>
                <l>Was i&#x017F;t dein kleines Erdenleid!</l><lb/>
                <l>Du mußt es u&#x0364;berfliegen!</l><lb/>
              </lg>
            </lg>
          </div>
          <div n="3">
            <head><hi rendition="#aq">V</hi>.<lb/></head>
            <lg type="poem">
              <l>Der Sturm geht la&#x0364;rmend um das Haus,</l><lb/>
              <l>Ich bin kein Narr, und geh' hinaus,</l><lb/>
              <l>Aber bin ich eben draußen,</l><lb/>
              <l>Will ich mich wacker mit ihm zau&#x017F;en.</l><lb/>
            </lg>
          </div>
          <div n="3">
            <head><hi rendition="#aq">VI</hi>.<lb/><hi rendition="#b #g">Am Meer</hi><hi rendition="#b">.</hi><lb/></head>
            <lg type="poem">
              <l>Ewig muntres Spiel der Wogen!</l><lb/>
              <l rendition="#et">Viele ha&#x017F;t du &#x017F;chon belogen,</l><lb/>
              <l>Mancher kehrt nicht mehr zuru&#x0364;ck.</l><lb/>
              <l rendition="#et">Und doch weckt das Wellen&#x017F;chlagen</l><lb/>
              <l>Immer wieder fri&#x017F;ches Wagen,</l><lb/>
              <l rendition="#et">Fal&#x017F;ch und lu&#x017F;tig, wie das Glu&#x0364;ck.</l><lb/>
            </lg>
          </div>
          <div n="3">
            <head><hi rendition="#aq">VII</hi>.<lb/></head>
            <lg type="poem">
              <lg n="1">
                <l>Der Wandrer, von der Heimath weit,</l><lb/>
                <l>Wenn rings die Gru&#x0364;nde &#x017F;chweigen,</l><lb/>
                <l>Der Schiffer in Meeres Ein&#x017F;amkeit,</l><lb/>
                <l>Wenn die Stern' aus den Fluten &#x017F;teigen:</l><lb/>
              </lg>
              <fw place="bottom" type="sig">4<lb/></fw>
            </lg>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[49/0067] IV. Die Lerche gruͤßt den erſten Strahl, Daß er die Bruſt ihr zuͤnde, Wenn traͤge Nacht noch uͤberall Durchſchleicht die tiefen Gruͤnde. Und du willſt, Menſchenkind, der Zeit Verzagend unterliegen? Was iſt dein kleines Erdenleid! Du mußt es uͤberfliegen! V. Der Sturm geht laͤrmend um das Haus, Ich bin kein Narr, und geh' hinaus, Aber bin ich eben draußen, Will ich mich wacker mit ihm zauſen. VI. Am Meer. Ewig muntres Spiel der Wogen! Viele haſt du ſchon belogen, Mancher kehrt nicht mehr zuruͤck. Und doch weckt das Wellenſchlagen Immer wieder friſches Wagen, Falſch und luſtig, wie das Gluͤck. VII. Der Wandrer, von der Heimath weit, Wenn rings die Gruͤnde ſchweigen, Der Schiffer in Meeres Einſamkeit, Wenn die Stern' aus den Fluten ſteigen: 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/eichendorff_gedichte_1837
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/eichendorff_gedichte_1837/67
Zitationshilfe: Eichendorff, Joseph von: Gedichte. Berlin, 1837, S. 49. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eichendorff_gedichte_1837/67>, abgerufen am 21.11.2024.