Eichendorff, Joseph von: Gedichte. Berlin, 1837.Nacht. Wie schön hier zu verträumen Die Nacht im stillen Wald, Wenn in den dunklen Bäumen Das alte Mährchen hallt. Die Berg' im Mondesschimmer Wie in Gedanken stehn, Und durch verworrne Trümmer Die Quellen klagend gehn. Denn müd ging auf den Matten Die Schönheit nun zur Ruh, Es deckt mit kühlen Schatten Die Nacht das Liebchen zu. Das ist das irre Klagen In stiller Waldespracht, Die Nachtigallen schlagen Von ihr die ganze Nacht. Die Stern' gehn auf und nieder-- Wann kommst du, Morgenwind, Und hebst die Schatten wieder Von dem verträumten Kind? Schon rührt sich's in den Bäumen, Die Lerche weckt sie bald -- So will ich treu verträumen Die Nacht im stillen Wald. Nacht. Wie ſchoͤn hier zu vertraͤumen Die Nacht im ſtillen Wald, Wenn in den dunklen Baͤumen Das alte Maͤhrchen hallt. Die Berg' im Mondesſchimmer Wie in Gedanken ſtehn, Und durch verworrne Truͤmmer Die Quellen klagend gehn. Denn muͤd ging auf den Matten Die Schoͤnheit nun zur Ruh, Es deckt mit kuͤhlen Schatten Die Nacht das Liebchen zu. Das iſt das irre Klagen In ſtiller Waldespracht, Die Nachtigallen ſchlagen Von ihr die ganze Nacht. Die Stern' gehn auf und nieder— Wann kommſt du, Morgenwind, Und hebſt die Schatten wieder Von dem vertraͤumten Kind? Schon ruͤhrt ſich's in den Baͤumen, Die Lerche weckt ſie bald — So will ich treu vertraͤumen Die Nacht im ſtillen Wald. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0059" n="41"/> </div> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b #g">Nacht</hi> <hi rendition="#b">.</hi><lb/> </head> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l><hi rendition="#in">W</hi>ie ſchoͤn hier zu vertraͤumen</l><lb/> <l>Die Nacht im ſtillen Wald,</l><lb/> <l>Wenn in den dunklen Baͤumen</l><lb/> <l>Das alte Maͤhrchen hallt.</l><lb/> </lg> <lg n="2"> <l>Die Berg' im Mondesſchimmer</l><lb/> <l>Wie in Gedanken ſtehn,</l><lb/> <l>Und durch verworrne Truͤmmer</l><lb/> <l>Die Quellen klagend gehn.</l><lb/> </lg> <lg n="3"> <l>Denn muͤd ging auf den Matten</l><lb/> <l>Die Schoͤnheit nun zur Ruh,</l><lb/> <l>Es deckt mit kuͤhlen Schatten</l><lb/> <l>Die Nacht das Liebchen zu.</l><lb/> </lg> <lg n="4"> <l>Das iſt das irre Klagen</l><lb/> <l>In ſtiller Waldespracht,</l><lb/> <l>Die Nachtigallen ſchlagen</l><lb/> <l>Von ihr die ganze Nacht.</l><lb/> </lg> <lg n="5"> <l>Die Stern' gehn auf und nieder—</l><lb/> <l>Wann kommſt du, Morgenwind,</l><lb/> <l>Und hebſt die Schatten wieder</l><lb/> <l>Von dem vertraͤumten Kind?</l><lb/> </lg> <lg n="6"> <l>Schon ruͤhrt ſich's in den Baͤumen,</l><lb/> <l>Die Lerche weckt ſie bald —</l><lb/> <l>So will ich treu vertraͤumen</l><lb/> <l>Die Nacht im ſtillen Wald.</l><lb/> </lg> </lg> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [41/0059]
Nacht.
Wie ſchoͤn hier zu vertraͤumen
Die Nacht im ſtillen Wald,
Wenn in den dunklen Baͤumen
Das alte Maͤhrchen hallt.
Die Berg' im Mondesſchimmer
Wie in Gedanken ſtehn,
Und durch verworrne Truͤmmer
Die Quellen klagend gehn.
Denn muͤd ging auf den Matten
Die Schoͤnheit nun zur Ruh,
Es deckt mit kuͤhlen Schatten
Die Nacht das Liebchen zu.
Das iſt das irre Klagen
In ſtiller Waldespracht,
Die Nachtigallen ſchlagen
Von ihr die ganze Nacht.
Die Stern' gehn auf und nieder—
Wann kommſt du, Morgenwind,
Und hebſt die Schatten wieder
Von dem vertraͤumten Kind?
Schon ruͤhrt ſich's in den Baͤumen,
Die Lerche weckt ſie bald —
So will ich treu vertraͤumen
Die Nacht im ſtillen Wald.
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