Eichendorff, Joseph von: Gedichte. Berlin, 1837.Die Hochzeitsnacht. Nachts durch die stille Runde Rauschte des Rheines Lauf, Ein Schifflein zog im Grunde, Ein Ritter stand darauf. Die Blicke irre schweifen Von seines Schiffes Rand, Ein blutigrother Streifen Sich um das Haupt ihm wand. Der sprach: "Da oben stehet Ein Schlößlein über'm Rhein, Die an dem Fenster stehet: Das ist die Liebste mein. Sie hat mir Treu' versprochen, Bis ich gekommen sei, Sie hat die Treu gebrochen, Und alles ist vorbei." Viel Hochzeitleute drehen Sich oben laut und bunt, Sie bleibet einsam stehen, Und lauschet in den Grund. Und wie sie tanzen munter,
Und Schiff und Schiffer schwand, Stieg sie vom Schloß herunter, Bis sie im Garten stand. Die Hochzeitsnacht. Nachts durch die ſtille Runde Rauſchte des Rheines Lauf, Ein Schifflein zog im Grunde, Ein Ritter ſtand darauf. Die Blicke irre ſchweifen Von ſeines Schiffes Rand, Ein blutigrother Streifen Sich um das Haupt ihm wand. Der ſprach: „Da oben ſtehet Ein Schloͤßlein uͤber'm Rhein, Die an dem Fenſter ſtehet: Das iſt die Liebſte mein. Sie hat mir Treu' verſprochen, Bis ich gekommen ſei, Sie hat die Treu gebrochen, Und alles iſt vorbei.“ Viel Hochzeitleute drehen Sich oben laut und bunt, Sie bleibet einſam ſtehen, Und lauſchet in den Grund. Und wie ſie tanzen munter,
Und Schiff und Schiffer ſchwand, Stieg ſie vom Schloß herunter, Bis ſie im Garten ſtand. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0493" n="475"/> </div> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Die Hochzeitsnacht.</hi><lb/> </head> <lg type="poem"> <l><hi rendition="#in">N</hi>achts durch die ſtille Runde</l><lb/> <l>Rauſchte des Rheines Lauf,</l><lb/> <l>Ein Schifflein zog im Grunde,</l><lb/> <l>Ein Ritter ſtand darauf.</l><lb/> </lg> <lg type="poem"> <l>Die Blicke irre ſchweifen</l><lb/> <l>Von ſeines Schiffes Rand,</l><lb/> <l>Ein blutigrother Streifen</l><lb/> <l>Sich um das Haupt ihm wand.</l><lb/> </lg> <lg type="poem"> <l>Der ſprach: „Da oben ſtehet</l><lb/> <l>Ein Schloͤßlein uͤber'm Rhein,</l><lb/> <l>Die an dem Fenſter ſtehet:</l><lb/> <l>Das iſt die Liebſte mein.</l><lb/> </lg> <lg type="poem"> <l>Sie hat mir Treu' verſprochen,</l><lb/> <l>Bis ich gekommen ſei,</l><lb/> <l>Sie hat die Treu gebrochen,</l><lb/> <l>Und alles iſt vorbei.“</l><lb/> </lg> <lg type="poem"> <l>Viel Hochzeitleute drehen</l><lb/> <l>Sich oben laut und bunt,</l><lb/> <l>Sie bleibet einſam ſtehen,</l><lb/> <l>Und lauſchet in den Grund.</l><lb/> </lg> <lg type="poem"> <l>Und wie ſie tanzen munter,</l><lb/> <l>Und Schiff und Schiffer ſchwand,</l><lb/> <l>Stieg ſie vom Schloß herunter,</l><lb/> <l>Bis ſie im Garten ſtand.</l><lb/> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [475/0493]
Die Hochzeitsnacht.
Nachts durch die ſtille Runde
Rauſchte des Rheines Lauf,
Ein Schifflein zog im Grunde,
Ein Ritter ſtand darauf.
Die Blicke irre ſchweifen
Von ſeines Schiffes Rand,
Ein blutigrother Streifen
Sich um das Haupt ihm wand.
Der ſprach: „Da oben ſtehet
Ein Schloͤßlein uͤber'm Rhein,
Die an dem Fenſter ſtehet:
Das iſt die Liebſte mein.
Sie hat mir Treu' verſprochen,
Bis ich gekommen ſei,
Sie hat die Treu gebrochen,
Und alles iſt vorbei.“
Viel Hochzeitleute drehen
Sich oben laut und bunt,
Sie bleibet einſam ſtehen,
Und lauſchet in den Grund.
Und wie ſie tanzen munter,
Und Schiff und Schiffer ſchwand,
Stieg ſie vom Schloß herunter,
Bis ſie im Garten ſtand.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |