Sie blieb nicht länger mehr da oben, Weil alles anders worden war, Vor Schmerz ist ihr das Herz erhoben, Da ward's so kalt, doch himmlisch klar.
Da legt sie ab die gold'nen Spangen, Den falschen Putz und Ziererei, Aus dem verstockten Herzen drangen Die alten Thränen wieder frei.
Kein Stern wollt' nicht die Nacht erhellen, Da mußte die Verliebte geh'n, Wie rauscht der Fluß! die Hunde bellen, Die Fenster fern erleuchtet steh'n.
Nun bist Du frei von Deinen Sünden, Die Lieb' zog triumphirend ein, Du wirst noch hohe Gnade finden, Die Seele geht in Hafen ein. --
Der Liebste war ein Jäger worden, Der Morgen schien so rosenroth, Da blies er lustig auf dem Horne, Blies immerfort in seiner Noth.
Sie blieb nicht laͤnger mehr da oben, Weil alles anders worden war, Vor Schmerz iſt ihr das Herz erhoben, Da ward's ſo kalt, doch himmliſch klar.
Da legt ſie ab die gold'nen Spangen, Den falſchen Putz und Ziererei, Aus dem verſtockten Herzen drangen Die alten Thraͤnen wieder frei.
Kein Stern wollt' nicht die Nacht erhellen, Da mußte die Verliebte geh'n, Wie rauſcht der Fluß! die Hunde bellen, Die Fenſter fern erleuchtet ſteh'n.
Nun biſt Du frei von Deinen Suͤnden, Die Lieb' zog triumphirend ein, Du wirſt noch hohe Gnade finden, Die Seele geht in Hafen ein. —
Der Liebſte war ein Jaͤger worden, Der Morgen ſchien ſo roſenroth, Da blies er luſtig auf dem Horne, Blies immerfort in ſeiner Noth.
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Sie blieb nicht laͤnger mehr da oben,
Weil alles anders worden war,
Vor Schmerz iſt ihr das Herz erhoben,
Da ward's ſo kalt, doch himmliſch klar.
Da legt ſie ab die gold'nen Spangen,
Den falſchen Putz und Ziererei,
Aus dem verſtockten Herzen drangen
Die alten Thraͤnen wieder frei.
Kein Stern wollt' nicht die Nacht erhellen,
Da mußte die Verliebte geh'n,
Wie rauſcht der Fluß! die Hunde bellen,
Die Fenſter fern erleuchtet ſteh'n.
Nun biſt Du frei von Deinen Suͤnden,
Die Lieb' zog triumphirend ein,
Du wirſt noch hohe Gnade finden,
Die Seele geht in Hafen ein. —
Der Liebſte war ein Jaͤger worden,
Der Morgen ſchien ſo roſenroth,
Da blies er luſtig auf dem Horne,
Blies immerfort in ſeiner Noth.
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Eichendorff, Joseph von: Gedichte. Berlin, 1837, S. 474. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eichendorff_gedichte_1837/492>, abgerufen am 16.02.2025.
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