Unter fremdes Volk verschlagen, Arm und ausgehöhnt, verrathen, Hat er treu sich durchgeschlagen, Eingedenk der Heldenthaten Und der großen alten Zeiten, Bis er, ganz von Wahnsinn trunken, Endlich so nach langem Streiten Seine Brüder hat gefunden.
Einen wunderbaren Hofstaat Die Prinzessin dorten führet, Hat ein'n wunderlichen Alten, Der das ganze Haus regieret. Einen Mantel trägt der Alte, Schillernd bunt in allen Farben Mit unzähligen Zierrathen, Spielzeug hat er in den Falten Scheint der Monden helle draußen, Wolken fliegen über'm Grunde: Fängt er draußen an zu hausen, Kramt sein Spielzeug aus zur Stunde. Und das Spielzeug um den Alten Rührt sich bald beim Mondenscheine, Zupfet ihn beim langen Barte, Schlingt um ihn die bunten Kreise Auch die Blümlein nach ihm langen, Möchten doch sich sittsam zeigen, Zieh'n verstohlen ihn beim Mantel, Lachen dann in sich gar heimlich. Und ringsum die ganze Runde
Unter fremdes Volk verſchlagen, Arm und ausgehoͤhnt, verrathen, Hat er treu ſich durchgeſchlagen, Eingedenk der Heldenthaten Und der großen alten Zeiten, Bis er, ganz von Wahnſinn trunken, Endlich ſo nach langem Streiten Seine Bruͤder hat gefunden.
Einen wunderbaren Hofſtaat Die Prinzeſſin dorten fuͤhret, Hat ein'n wunderlichen Alten, Der das ganze Haus regieret. Einen Mantel traͤgt der Alte, Schillernd bunt in allen Farben Mit unzaͤhligen Zierrathen, Spielzeug hat er in den Falten Scheint der Monden helle draußen, Wolken fliegen uͤber'm Grunde: Faͤngt er draußen an zu hauſen, Kramt ſein Spielzeug aus zur Stunde. Und das Spielzeug um den Alten Ruͤhrt ſich bald beim Mondenſcheine, Zupfet ihn beim langen Barte, Schlingt um ihn die bunten Kreiſe Auch die Bluͤmlein nach ihm langen, Moͤchten doch ſich ſittſam zeigen, Zieh'n verſtohlen ihn beim Mantel, Lachen dann in ſich gar heimlich. Und ringsum die ganze Runde
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Unter fremdes Volk verſchlagen,
Arm und ausgehoͤhnt, verrathen,
Hat er treu ſich durchgeſchlagen,
Eingedenk der Heldenthaten
Und der großen alten Zeiten,
Bis er, ganz von Wahnſinn trunken,
Endlich ſo nach langem Streiten
Seine Bruͤder hat gefunden.
Einen wunderbaren Hofſtaat
Die Prinzeſſin dorten fuͤhret,
Hat ein'n wunderlichen Alten,
Der das ganze Haus regieret.
Einen Mantel traͤgt der Alte,
Schillernd bunt in allen Farben
Mit unzaͤhligen Zierrathen,
Spielzeug hat er in den Falten
Scheint der Monden helle draußen,
Wolken fliegen uͤber'm Grunde:
Faͤngt er draußen an zu hauſen,
Kramt ſein Spielzeug aus zur Stunde.
Und das Spielzeug um den Alten
Ruͤhrt ſich bald beim Mondenſcheine,
Zupfet ihn beim langen Barte,
Schlingt um ihn die bunten Kreiſe
Auch die Bluͤmlein nach ihm langen,
Moͤchten doch ſich ſittſam zeigen,
Zieh'n verſtohlen ihn beim Mantel,
Lachen dann in ſich gar heimlich.
Und ringsum die ganze Runde
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Eichendorff, Joseph von: Gedichte. Berlin, 1837, S. 462. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eichendorff_gedichte_1837/480>, abgerufen am 16.02.2025.
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