Eichendorff, Joseph von: Gedichte. Berlin, 1837.Die späte Hochzeit. Der Mond ging unter -- jetzt ist's Zeit. -- Der Bräut'gam steigt vom Roß, Er hat so lange schon gefreit -- Da thut sich auf das Schloß, Und in der Halle sitzt die Braut Auf diamant'nem Sitz, Von ihrem Schmuck thut's durch den Bau Ein'n langen rothen Blitz. -- Blass' Knaben warten schweigend auf, Still' Gäste steh'n herum, Da richt't die Braut sich langsam auf, So hoch und bleich und stumm. Sie schlägt zurück ihr Goldgewand, Da schauert ihn vor Lust, Sie langt mit kalter, weißer Hand Das Herz ihm aus der Brust. Die ſpaͤte Hochzeit. Der Mond ging unter — jetzt iſt's Zeit. — Der Braͤut'gam ſteigt vom Roß, Er hat ſo lange ſchon gefreit — Da thut ſich auf das Schloß, Und in der Halle ſitzt die Braut Auf diamant'nem Sitz, Von ihrem Schmuck thut's durch den Bau Ein'n langen rothen Blitz. — Blaſſ' Knaben warten ſchweigend auf, Still' Gaͤſte ſteh'n herum, Da richt't die Braut ſich langſam auf, So hoch und bleich und ſtumm. Sie ſchlaͤgt zuruͤck ihr Goldgewand, Da ſchauert ihn vor Luſt, Sie langt mit kalter, weißer Hand Das Herz ihm aus der Bruſt. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0471" n="453"/> </div> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Die ſpaͤte Hochzeit.</hi><lb/> </head> <lg type="poem"> <l><hi rendition="#in">D</hi>er Mond ging unter — jetzt iſt's Zeit. —</l><lb/> <l>Der Braͤut'gam ſteigt vom Roß,</l><lb/> <l>Er hat ſo lange ſchon gefreit —</l><lb/> <l>Da thut ſich auf das Schloß,</l><lb/> <l>Und in der Halle ſitzt die Braut</l><lb/> <l>Auf diamant'nem Sitz,</l><lb/> <l>Von ihrem Schmuck thut's durch den Bau</l><lb/> <l>Ein'n langen rothen Blitz. —</l><lb/> </lg> <lg type="poem"> <l>Blaſſ' Knaben warten ſchweigend auf,</l><lb/> <l>Still' Gaͤſte ſteh'n herum,</l><lb/> <l>Da richt't die Braut ſich langſam auf,</l><lb/> <l>So hoch und bleich und ſtumm.</l><lb/> <l>Sie ſchlaͤgt zuruͤck ihr Goldgewand,</l><lb/> <l>Da ſchauert ihn vor Luſt,</l><lb/> <l>Sie langt mit kalter, weißer Hand</l><lb/> <l>Das Herz ihm aus der Bruſt.</l><lb/> </lg> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [453/0471]
Die ſpaͤte Hochzeit.
Der Mond ging unter — jetzt iſt's Zeit. —
Der Braͤut'gam ſteigt vom Roß,
Er hat ſo lange ſchon gefreit —
Da thut ſich auf das Schloß,
Und in der Halle ſitzt die Braut
Auf diamant'nem Sitz,
Von ihrem Schmuck thut's durch den Bau
Ein'n langen rothen Blitz. —
Blaſſ' Knaben warten ſchweigend auf,
Still' Gaͤſte ſteh'n herum,
Da richt't die Braut ſich langſam auf,
So hoch und bleich und ſtumm.
Sie ſchlaͤgt zuruͤck ihr Goldgewand,
Da ſchauert ihn vor Luſt,
Sie langt mit kalter, weißer Hand
Das Herz ihm aus der Bruſt.
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Zitationshilfe: | Eichendorff, Joseph von: Gedichte. Berlin, 1837, S. 453. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eichendorff_gedichte_1837/471>, abgerufen am 05.07.2024. |