Eichendorff, Joseph von: Gedichte. Berlin, 1837.Sind's Nachtigallen Wieder, was ruft, Lerchen, die schallen Aus warmer Luft? Ich hör' die Lieder, Fern, ohne dich, Lenz ists wohl wieder Doch nicht für mich. VI. Wolken, Wälderwärts gegangen, Wolken, fliegend über's Haus, Könnt' ich an euch fest mich hangen, Mit euch fliegen weit hinaus! Taglang durch die Wälder schweif' ich, Voll Gedanken sitz' ich still, In die Saiten flüchtig greif' ich, Wieder dann auf einmal still. Schöne, rührende Geschichten Fallen ein mir, wo ich steh, Lustig muß ich schreiben, dichten, Ist mir selber gleich so weh. Manches Lied, das ich geschrieben
Wohl vor manchem langen Jahr, Da die Welt vom treuen Lieben Schön mir überglänzet war. Sind's Nachtigallen Wieder, was ruft, Lerchen, die ſchallen Aus warmer Luft? Ich hoͤr' die Lieder, Fern, ohne dich, Lenz iſts wohl wieder Doch nicht fuͤr mich. VI. Wolken, Waͤlderwaͤrts gegangen, Wolken, fliegend uͤber's Haus, Koͤnnt' ich an euch feſt mich hangen, Mit euch fliegen weit hinaus! Taglang durch die Waͤlder ſchweif' ich, Voll Gedanken ſitz' ich ſtill, In die Saiten fluͤchtig greif' ich, Wieder dann auf einmal ſtill. Schoͤne, ruͤhrende Geſchichten Fallen ein mir, wo ich ſteh, Luſtig muß ich ſchreiben, dichten, Iſt mir ſelber gleich ſo weh. Manches Lied, das ich geſchrieben
Wohl vor manchem langen Jahr, Da die Welt vom treuen Lieben Schoͤn mir uͤberglaͤnzet war. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0047" n="29"/> <lg n="2"> <l>Sind's Nachtigallen</l><lb/> <l>Wieder, was ruft,</l><lb/> <l>Lerchen, die ſchallen</l><lb/> <l>Aus warmer Luft?</l><lb/> </lg> <lg n="3"> <l>Ich hoͤr' die Lieder,</l><lb/> <l>Fern, ohne dich,</l><lb/> <l>Lenz iſts wohl wieder</l><lb/> <l>Doch nicht fuͤr mich.</l><lb/> </lg> </lg> </div> <div n="3"> <head><hi rendition="#aq">VI</hi>.<lb/></head> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Wolken, Waͤlderwaͤrts gegangen,</l><lb/> <l>Wolken, fliegend uͤber's Haus,</l><lb/> <l>Koͤnnt' ich an euch feſt mich hangen,</l><lb/> <l>Mit euch fliegen weit hinaus!</l><lb/> </lg> <lg n="2"> <l>Taglang durch die Waͤlder ſchweif' ich,</l><lb/> <l>Voll Gedanken ſitz' ich ſtill,</l><lb/> <l>In die Saiten fluͤchtig greif' ich,</l><lb/> <l>Wieder dann auf einmal ſtill.</l><lb/> </lg> <lg n="3"> <l>Schoͤne, ruͤhrende Geſchichten</l><lb/> <l>Fallen ein mir, wo ich ſteh,</l><lb/> <l>Luſtig muß ich ſchreiben, dichten,</l><lb/> <l>Iſt mir ſelber gleich ſo weh.</l><lb/> </lg> <lg n="4"> <l>Manches Lied, das ich geſchrieben</l><lb/> <l>Wohl vor manchem langen Jahr,</l><lb/> <l>Da die Welt vom treuen Lieben</l><lb/> <l>Schoͤn mir uͤberglaͤnzet war.</l><lb/> </lg> </lg> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [29/0047]
Sind's Nachtigallen
Wieder, was ruft,
Lerchen, die ſchallen
Aus warmer Luft?
Ich hoͤr' die Lieder,
Fern, ohne dich,
Lenz iſts wohl wieder
Doch nicht fuͤr mich.
VI.
Wolken, Waͤlderwaͤrts gegangen,
Wolken, fliegend uͤber's Haus,
Koͤnnt' ich an euch feſt mich hangen,
Mit euch fliegen weit hinaus!
Taglang durch die Waͤlder ſchweif' ich,
Voll Gedanken ſitz' ich ſtill,
In die Saiten fluͤchtig greif' ich,
Wieder dann auf einmal ſtill.
Schoͤne, ruͤhrende Geſchichten
Fallen ein mir, wo ich ſteh,
Luſtig muß ich ſchreiben, dichten,
Iſt mir ſelber gleich ſo weh.
Manches Lied, das ich geſchrieben
Wohl vor manchem langen Jahr,
Da die Welt vom treuen Lieben
Schoͤn mir uͤberglaͤnzet war.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |