Du warst so herrlich anzuschauen, So kühn und wild und doch so lieb, Dir mußt' ich Leib und Seel' vertrauen, Ich mocht' nichts mehr, das meine blieb! Da hast Du, Falscher, mich verlassen Und Blumen, Lust und Frühlingsschein, Die ganze Welt sah ich erblassen, Ach Gott, wie bin ich nun allein!
Wohl Jahrlang sah ich von den Höhen Und grüßte Dich viel tausendmal, Und unten sah ich Viele gehen, Doch Du erschienst nicht in dem Thal. Und mancher Lenz mit bunten Scherzen Kam und verflog im lust'gen Lauf, Doch ach! in dem betrog'nen Herzen Geht niemals mehr der Frühling auf.
Ein Kränzlein trag' ich nun im Haare, In reichen Kleidern schön geschmückt, Führt mich ein andrer zum Altare, Die Aeltern sind so hoch beglückt. Und fröhlich kann ich mich wohl zeigen, Die Sonne hell wie damals scheint, Und vor dem Jauchzen und dem Geigen Hört Keiner, wie die Braut still weint.
Die weinende Braut.
Du warſt ſo herrlich anzuſchauen, So kuͤhn und wild und doch ſo lieb, Dir mußt' ich Leib und Seel' vertrauen, Ich mocht' nichts mehr, das meine blieb! Da haſt Du, Falſcher, mich verlaſſen Und Blumen, Luſt und Fruͤhlingsſchein, Die ganze Welt ſah ich erblaſſen, Ach Gott, wie bin ich nun allein!
Wohl Jahrlang ſah ich von den Hoͤhen Und gruͤßte Dich viel tauſendmal, Und unten ſah ich Viele gehen, Doch Du erſchienſt nicht in dem Thal. Und mancher Lenz mit bunten Scherzen Kam und verflog im luſt'gen Lauf, Doch ach! in dem betrog'nen Herzen Geht niemals mehr der Fruͤhling auf.
Ein Kraͤnzlein trag' ich nun im Haare, In reichen Kleidern ſchoͤn geſchmuͤckt, Fuͤhrt mich ein andrer zum Altare, Die Aeltern ſind ſo hoch begluͤckt. Und froͤhlich kann ich mich wohl zeigen, Die Sonne hell wie damals ſcheint, Und vor dem Jauchzen und dem Geigen Hoͤrt Keiner, wie die Braut ſtill weint.
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Die weinende Braut.
Du warſt ſo herrlich anzuſchauen,
So kuͤhn und wild und doch ſo lieb,
Dir mußt' ich Leib und Seel' vertrauen,
Ich mocht' nichts mehr, das meine blieb!
Da haſt Du, Falſcher, mich verlaſſen
Und Blumen, Luſt und Fruͤhlingsſchein,
Die ganze Welt ſah ich erblaſſen,
Ach Gott, wie bin ich nun allein!
Wohl Jahrlang ſah ich von den Hoͤhen
Und gruͤßte Dich viel tauſendmal,
Und unten ſah ich Viele gehen,
Doch Du erſchienſt nicht in dem Thal.
Und mancher Lenz mit bunten Scherzen
Kam und verflog im luſt'gen Lauf,
Doch ach! in dem betrog'nen Herzen
Geht niemals mehr der Fruͤhling auf.
Ein Kraͤnzlein trag' ich nun im Haare,
In reichen Kleidern ſchoͤn geſchmuͤckt,
Fuͤhrt mich ein andrer zum Altare,
Die Aeltern ſind ſo hoch begluͤckt.
Und froͤhlich kann ich mich wohl zeigen,
Die Sonne hell wie damals ſcheint,
Und vor dem Jauchzen und dem Geigen
Hoͤrt Keiner, wie die Braut ſtill weint.
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Eichendorff, Joseph von: Gedichte. Berlin, 1837, S. 430. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eichendorff_gedichte_1837/448>, abgerufen am 26.02.2025.
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