Eichendorff, Joseph von: Gedichte. Berlin, 1837.Die Riesen. Hoch über blauen Bergen Da steht ein schönes Schloß, Das hütet von Gezwergen Ein wunderlicher Troß. Da ist ein Lautenschlagen Und Singen insgemein, Die Lüfte es vertragen Weit in das Land hinein. Und wenn die Länder schweigen, Funkelnd im Abendthau, Soll manchmal dort sich zeigen Eine wunderschöne Frau. Da schworen alle Riesen, Zu holen sie als Braut, Mit Leitern da und Spießen Sie stapften gleich durch's Kraut. Da krachte manche Leiter, Sie wunderten sich sehr: Die Wildniß wuchs, je weiter Je höher ringsumher. Sie waren recht bei Stimme
Und zankten um ihren Schatz, Und fluchten in großem Grimme, Und fanden nicht den Platz. 26
Die Rieſen. Hoch uͤber blauen Bergen Da ſteht ein ſchoͤnes Schloß, Das huͤtet von Gezwergen Ein wunderlicher Troß. Da iſt ein Lautenſchlagen Und Singen insgemein, Die Luͤfte es vertragen Weit in das Land hinein. Und wenn die Laͤnder ſchweigen, Funkelnd im Abendthau, Soll manchmal dort ſich zeigen Eine wunderſchoͤne Frau. Da ſchworen alle Rieſen, Zu holen ſie als Braut, Mit Leitern da und Spießen Sie ſtapften gleich durch's Kraut. Da krachte manche Leiter, Sie wunderten ſich ſehr: Die Wildniß wuchs, je weiter Je hoͤher ringsumher. Sie waren recht bei Stimme
Und zankten um ihren Schatz, Und fluchten in großem Grimme, Und fanden nicht den Platz. 26
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0419" n="401"/> </div> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b #g">Die Rieſen</hi> <hi rendition="#b">.</hi><lb/> </head> <lg type="poem"> <l><hi rendition="#in">H</hi>och uͤber blauen Bergen</l><lb/> <l>Da ſteht ein ſchoͤnes Schloß,</l><lb/> <l>Das huͤtet von Gezwergen</l><lb/> <l>Ein wunderlicher Troß.</l><lb/> </lg> <lg type="poem"> <l>Da iſt ein Lautenſchlagen</l><lb/> <l>Und Singen insgemein,</l><lb/> <l>Die Luͤfte es vertragen</l><lb/> <l>Weit in das Land hinein.</l><lb/> </lg> <lg type="poem"> <l>Und wenn die Laͤnder ſchweigen,</l><lb/> <l>Funkelnd im Abendthau,</l><lb/> <l>Soll manchmal dort ſich zeigen</l><lb/> <l>Eine wunderſchoͤne Frau.</l><lb/> </lg> <lg type="poem"> <l>Da ſchworen alle Rieſen,</l><lb/> <l>Zu holen ſie als Braut,</l><lb/> <l>Mit Leitern da und Spießen</l><lb/> <l>Sie ſtapften gleich durch's Kraut.</l><lb/> </lg> <lg type="poem"> <l>Da krachte manche Leiter,</l><lb/> <l>Sie wunderten ſich ſehr:</l><lb/> <l>Die Wildniß wuchs, je weiter</l><lb/> <l>Je hoͤher ringsumher.</l><lb/> </lg> <lg type="poem"> <l>Sie waren recht bei Stimme</l><lb/> <l>Und zankten um ihren Schatz,</l><lb/> <l>Und fluchten in großem Grimme,</l><lb/> <l>Und fanden nicht den Platz.</l><lb/> </lg> <fw place="bottom" type="sig">26<lb/></fw> </div> </div> </body> </text> </TEI> [401/0419]
Die Rieſen.
Hoch uͤber blauen Bergen
Da ſteht ein ſchoͤnes Schloß,
Das huͤtet von Gezwergen
Ein wunderlicher Troß.
Da iſt ein Lautenſchlagen
Und Singen insgemein,
Die Luͤfte es vertragen
Weit in das Land hinein.
Und wenn die Laͤnder ſchweigen,
Funkelnd im Abendthau,
Soll manchmal dort ſich zeigen
Eine wunderſchoͤne Frau.
Da ſchworen alle Rieſen,
Zu holen ſie als Braut,
Mit Leitern da und Spießen
Sie ſtapften gleich durch's Kraut.
Da krachte manche Leiter,
Sie wunderten ſich ſehr:
Die Wildniß wuchs, je weiter
Je hoͤher ringsumher.
Sie waren recht bei Stimme
Und zankten um ihren Schatz,
Und fluchten in großem Grimme,
Und fanden nicht den Platz.
26
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |