Du sollst mich doch nicht fangen, Duftschwüle Zaubernacht! Es steh'n mit goldnem Prangen Die Stern' auf stiller Wacht, Und machen über'm Grunde, Wo Du verirret bist, Getreu die alte Runde -- Gelobt sei Jesus Christ!
Wie bald in allen Bäumen Geht nun die Morgenluft, Sie schütteln sich in Träumen, Und durch den rothen Duft Eine fromme Lerche steiget, Wenn Alles still noch ist, Den rechten Weg Dir zeiget -- Gelobt sei Jesus Christ!
II.
Hier bin ich, Herr! Gegrüßt das Licht, Das durch die stille Schwüle Der müden Brust gewaltig bricht Mit seiner strengen Kühle. Nun bin ich frei! Ich taum'le noch Und kann mich noch nicht fassen -- O Vater, Du erkennst mich doch, Und wirst nicht von mir lassen!
24
Der Umkehrende.
I.
Du ſollſt mich doch nicht fangen, Duftſchwuͤle Zaubernacht! Es ſteh'n mit goldnem Prangen Die Stern' auf ſtiller Wacht, Und machen uͤber'm Grunde, Wo Du verirret biſt, Getreu die alte Runde — Gelobt ſei Jeſus Chriſt!
Wie bald in allen Baͤumen Geht nun die Morgenluft, Sie ſchuͤtteln ſich in Traͤumen, Und durch den rothen Duft Eine fromme Lerche ſteiget, Wenn Alles ſtill noch iſt, Den rechten Weg Dir zeiget — Gelobt ſei Jeſus Chriſt!
II.
Hier bin ich, Herr! Gegruͤßt das Licht, Das durch die ſtille Schwuͤle Der muͤden Bruſt gewaltig bricht Mit ſeiner ſtrengen Kuͤhle. Nun bin ich frei! Ich taum'le noch Und kann mich noch nicht faſſen — O Vater, Du erkennſt mich doch, Und wirſt nicht von mir laſſen!
24
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Der Umkehrende.
I.
Du ſollſt mich doch nicht fangen,
Duftſchwuͤle Zaubernacht!
Es ſteh'n mit goldnem Prangen
Die Stern' auf ſtiller Wacht,
Und machen uͤber'm Grunde,
Wo Du verirret biſt,
Getreu die alte Runde —
Gelobt ſei Jeſus Chriſt!
Wie bald in allen Baͤumen
Geht nun die Morgenluft,
Sie ſchuͤtteln ſich in Traͤumen,
Und durch den rothen Duft
Eine fromme Lerche ſteiget,
Wenn Alles ſtill noch iſt,
Den rechten Weg Dir zeiget —
Gelobt ſei Jeſus Chriſt!
II.
Hier bin ich, Herr! Gegruͤßt das Licht,
Das durch die ſtille Schwuͤle
Der muͤden Bruſt gewaltig bricht
Mit ſeiner ſtrengen Kuͤhle.
Nun bin ich frei! Ich taum'le noch
Und kann mich noch nicht faſſen —
O Vater, Du erkennſt mich doch,
Und wirſt nicht von mir laſſen!
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Eichendorff, Joseph von: Gedichte. Berlin, 1837, S. 369. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eichendorff_gedichte_1837/387>, abgerufen am 26.02.2025.
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