Eichendorff, Joseph von: Gedichte. Berlin, 1837.Der Soldat. I. Ist auch schmuck nicht mein Rößlein, So ist's doch recht klug, Trägt im Finstern zu 'nem Schlößlein Mich rasch noch genug. Ist das Schloß auch nicht prächtig: Zum Garten aus der Thür Tritt ein Mädchen doch allnächtig Dort freundlich herfür. Und ist auch die Kleine Nicht die Schönst' auf der Welt, So giebt's doch just Keine Die mir besser gefällt. Und spricht sie vom Freien: So schwing' ich mich auf mein Roß-- Ich bleibe im Freien Und sie auf dem Schloß. II. Wagen mußt du und flüchtig erbeuten, Hinter uns schon durch die Nacht hör' ich's schreiten, Schwing' auf mein Roß dich nur schnell Und küß' noch im Flug mich, wildschönes Kind, Geschwind, Denn der Tod ist ein rascher Gesell. Der Soldat. I. Iſt auch ſchmuck nicht mein Roͤßlein, So iſt's doch recht klug, Traͤgt im Finſtern zu 'nem Schloͤßlein Mich raſch noch genug. Iſt das Schloß auch nicht praͤchtig: Zum Garten aus der Thuͤr Tritt ein Maͤdchen doch allnaͤchtig Dort freundlich herfuͤr. Und iſt auch die Kleine Nicht die Schoͤnſt' auf der Welt, So giebt's doch juſt Keine Die mir beſſer gefaͤllt. Und ſpricht ſie vom Freien: So ſchwing' ich mich auf mein Roß— Ich bleibe im Freien Und ſie auf dem Schloß. II. Wagen mußt du und fluͤchtig erbeuten, Hinter uns ſchon durch die Nacht hoͤr' ich's ſchreiten, Schwing' auf mein Roß dich nur ſchnell Und kuͤß' noch im Flug mich, wildſchoͤnes Kind, Geſchwind, Denn der Tod iſt ein raſcher Geſell. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0038" n="20"/> </div> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b #g">Der Soldat</hi> <hi rendition="#b">.</hi><lb/> </head> <div n="3"> <head><hi rendition="#aq">I</hi>.<lb/></head> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l><hi rendition="#in">I</hi>ſt auch ſchmuck nicht mein Roͤßlein,</l><lb/> <l>So iſt's doch recht klug,</l><lb/> <l>Traͤgt im Finſtern zu 'nem Schloͤßlein</l><lb/> <l>Mich raſch noch genug.</l><lb/> </lg> <lg n="2"> <l>Iſt das Schloß auch nicht praͤchtig:</l><lb/> <l>Zum Garten aus der Thuͤr</l><lb/> <l>Tritt ein Maͤdchen doch allnaͤchtig</l><lb/> <l>Dort freundlich herfuͤr.</l><lb/> </lg> <lg n="3"> <l>Und iſt auch die Kleine</l><lb/> <l>Nicht die Schoͤnſt' auf der Welt,</l><lb/> <l>So giebt's doch juſt Keine</l><lb/> <l>Die mir beſſer gefaͤllt.</l><lb/> </lg> <lg n="4"> <l>Und ſpricht ſie vom Freien:</l><lb/> <l>So ſchwing' ich mich auf mein Roß—</l><lb/> <l>Ich bleibe im Freien</l><lb/> <l>Und ſie auf dem Schloß.</l><lb/> </lg> </lg> </div> <div n="3"> <head><hi rendition="#aq">II</hi>.<lb/></head> <lg type="poem"> <l>Wagen mußt du und fluͤchtig erbeuten,</l><lb/> <l>Hinter uns ſchon durch die Nacht hoͤr' ich's ſchreiten,</l><lb/> <l>Schwing' auf mein Roß dich nur ſchnell</l><lb/> <l>Und kuͤß' noch im Flug mich, wildſchoͤnes Kind,</l><lb/> <l>Geſchwind,</l><lb/> <l>Denn der Tod iſt ein raſcher Geſell.</l><lb/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [20/0038]
Der Soldat.
I.
Iſt auch ſchmuck nicht mein Roͤßlein,
So iſt's doch recht klug,
Traͤgt im Finſtern zu 'nem Schloͤßlein
Mich raſch noch genug.
Iſt das Schloß auch nicht praͤchtig:
Zum Garten aus der Thuͤr
Tritt ein Maͤdchen doch allnaͤchtig
Dort freundlich herfuͤr.
Und iſt auch die Kleine
Nicht die Schoͤnſt' auf der Welt,
So giebt's doch juſt Keine
Die mir beſſer gefaͤllt.
Und ſpricht ſie vom Freien:
So ſchwing' ich mich auf mein Roß—
Ich bleibe im Freien
Und ſie auf dem Schloß.
II.
Wagen mußt du und fluͤchtig erbeuten,
Hinter uns ſchon durch die Nacht hoͤr' ich's ſchreiten,
Schwing' auf mein Roß dich nur ſchnell
Und kuͤß' noch im Flug mich, wildſchoͤnes Kind,
Geſchwind,
Denn der Tod iſt ein raſcher Geſell.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/eichendorff_gedichte_1837 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/eichendorff_gedichte_1837/38 |
Zitationshilfe: | Eichendorff, Joseph von: Gedichte. Berlin, 1837, S. 20. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eichendorff_gedichte_1837/38>, abgerufen am 26.02.2025. |