Freuden wollt' ich dir bereiten, Zwischen Kämpfen, Lust und Schmerz Wollt' ich treulich dich geleiten Durch das Leben himmelwärts.
Doch du hast's allein gefunden Wo kein Vater führen kann, Durch die ernste dunkle Stunde Gingst du schuldlos mir voran.
Wie das Säuseln leiser Schwingen, Draußen über Thal und Kluft, Ging zur selben Stund ein Singen Ferne durch die stille Luft.
Und so fröhlich glänzt der Morgen, 'S war als ob das Singen sprach: Jetzo lasset alle Sorgen, Liebt ihr mich, so folgt mir nach!
VI.
Ich führt' dich oft spazieren In Winter-Einsamkeit, Kein Laut ließ sich da spüren, Du schöne, stille Zeit!
Lenz ist's nun, Lerchen singen Im Blauen über mir, Ich weine still -- sie bringen Mir einen Gruß von dir.
V.
Freuden wollt' ich dir bereiten, Zwiſchen Kaͤmpfen, Luſt und Schmerz Wollt' ich treulich dich geleiten Durch das Leben himmelwaͤrts.
Doch du haſt's allein gefunden Wo kein Vater fuͤhren kann, Durch die ernſte dunkle Stunde Gingſt du ſchuldlos mir voran.
Wie das Saͤuſeln leiſer Schwingen, Draußen uͤber Thal und Kluft, Ging zur ſelben Stund ein Singen Ferne durch die ſtille Luft.
Und ſo froͤhlich glaͤnzt der Morgen, 'S war als ob das Singen ſprach: Jetzo laſſet alle Sorgen, Liebt ihr mich, ſo folgt mir nach!
VI.
Ich fuͤhrt' dich oft ſpazieren In Winter-Einſamkeit, Kein Laut ließ ſich da ſpuͤren, Du ſchoͤne, ſtille Zeit!
Lenz iſt's nun, Lerchen ſingen Im Blauen uͤber mir, Ich weine ſtill — ſie bringen Mir einen Gruß von dir.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f0345"n="327"/><lg><head><hirendition="#aq #b">V</hi><hirendition="#b">.</hi><lb/></head><lgtype="poem"><l>Freuden wollt' ich dir bereiten,</l><lb/><l>Zwiſchen Kaͤmpfen, Luſt und Schmerz</l><lb/><l>Wollt' ich treulich dich geleiten</l><lb/><l>Durch das Leben himmelwaͤrts.</l><lb/></lg><lgtype="poem"><l>Doch du haſt's allein gefunden</l><lb/><l>Wo kein Vater fuͤhren kann,</l><lb/><l>Durch die ernſte dunkle Stunde</l><lb/><l>Gingſt du ſchuldlos mir voran.</l><lb/></lg><lgtype="poem"><l>Wie das Saͤuſeln leiſer Schwingen,</l><lb/><l>Draußen uͤber Thal und Kluft,</l><lb/><l>Ging zur ſelben Stund ein Singen</l><lb/><l>Ferne durch die ſtille Luft.</l><lb/></lg><lgtype="poem"><l>Und ſo froͤhlich glaͤnzt der Morgen,</l><lb/><l>'S war als ob das Singen ſprach:</l><lb/><l>Jetzo laſſet alle Sorgen,</l><lb/><l>Liebt ihr mich, ſo folgt mir nach!</l><lb/></lg></lg><lg><head><hirendition="#aq #b">VI</hi><hirendition="#b">.</hi><lb/></head><lgtype="poem"><l>Ich fuͤhrt' dich oft ſpazieren</l><lb/><l>In Winter-Einſamkeit,</l><lb/><l>Kein Laut ließ ſich da ſpuͤren,</l><lb/><l>Du ſchoͤne, ſtille Zeit!</l><lb/></lg><lgtype="poem"><l>Lenz iſt's nun, Lerchen ſingen</l><lb/><l>Im Blauen uͤber mir,</l><lb/><l>Ich weine ſtill —ſie bringen</l><lb/><l>Mir einen Gruß von dir.</l><lb/></lg></lg></div></div></body></text></TEI>
[327/0345]
V.
Freuden wollt' ich dir bereiten,
Zwiſchen Kaͤmpfen, Luſt und Schmerz
Wollt' ich treulich dich geleiten
Durch das Leben himmelwaͤrts.
Doch du haſt's allein gefunden
Wo kein Vater fuͤhren kann,
Durch die ernſte dunkle Stunde
Gingſt du ſchuldlos mir voran.
Wie das Saͤuſeln leiſer Schwingen,
Draußen uͤber Thal und Kluft,
Ging zur ſelben Stund ein Singen
Ferne durch die ſtille Luft.
Und ſo froͤhlich glaͤnzt der Morgen,
'S war als ob das Singen ſprach:
Jetzo laſſet alle Sorgen,
Liebt ihr mich, ſo folgt mir nach!
VI.
Ich fuͤhrt' dich oft ſpazieren
In Winter-Einſamkeit,
Kein Laut ließ ſich da ſpuͤren,
Du ſchoͤne, ſtille Zeit!
Lenz iſt's nun, Lerchen ſingen
Im Blauen uͤber mir,
Ich weine ſtill — ſie bringen
Mir einen Gruß von dir.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Eichendorff, Joseph von: Gedichte. Berlin, 1837, S. 327. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eichendorff_gedichte_1837/345>, abgerufen am 16.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.