Eichendorff, Joseph von: Gedichte. Berlin, 1837.Und bunt und immer wilder In Liebe Haß und Lust Verwirren sich die Bilder -- Was schwindelt Dir die Brust? So fröhlich tief im Herzen, Zieh' ich all' himmelwärts, Es kommen selbst die Schmerzen Melodisch an das Herz. Der Sänger zwingt mit Klängen Was störrig, dumpf und wild, Es spiegelt in Gesängen Die Welt sich göttlich mild. Und unten nun verbrauset Des breiten Lebens Strom, Der Adler einsam hauset Im stillen Himmelsdom. -- Und seh'n wir dann den Abend Verhallen und verblüh'n, Im Meere, kühlelabend, Die heil'gen Sterne glüh'n: So lenken wir hernieder
Zu Waldes grünem Haus, Und ruh'n vom Schwung der Lieder Auf blüh'ndem Moose aus. Und bunt und immer wilder In Liebe Haß und Luſt Verwirren ſich die Bilder — Was ſchwindelt Dir die Bruſt? So froͤhlich tief im Herzen, Zieh' ich all' himmelwaͤrts, Es kommen ſelbſt die Schmerzen Melodiſch an das Herz. Der Saͤnger zwingt mit Klaͤngen Was ſtoͤrrig, dumpf und wild, Es ſpiegelt in Geſaͤngen Die Welt ſich goͤttlich mild. Und unten nun verbrauſet Des breiten Lebens Strom, Der Adler einſam hauſet Im ſtillen Himmelsdom. — Und ſeh'n wir dann den Abend Verhallen und verbluͤh'n, Im Meere, kuͤhlelabend, Die heil'gen Sterne gluͤh'n: So lenken wir hernieder
Zu Waldes gruͤnem Haus, Und ruh'n vom Schwung der Lieder Auf bluͤh'ndem Mooſe aus. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0321" n="303"/> <lg type="poem"> <l>Und bunt und immer wilder</l><lb/> <l>In Liebe Haß und Luſt</l><lb/> <l>Verwirren ſich die Bilder —</l><lb/> <l>Was ſchwindelt Dir die Bruſt?</l><lb/> </lg> <lg type="poem"> <l>So froͤhlich tief im Herzen,</l><lb/> <l>Zieh' ich all' himmelwaͤrts,</l><lb/> <l>Es kommen ſelbſt die Schmerzen</l><lb/> <l>Melodiſch an das Herz.</l><lb/> </lg> <lg type="poem"> <l>Der Saͤnger zwingt mit Klaͤngen</l><lb/> <l>Was ſtoͤrrig, dumpf und wild,</l><lb/> <l>Es ſpiegelt in Geſaͤngen</l><lb/> <l>Die Welt ſich goͤttlich mild.</l><lb/> </lg> <lg type="poem"> <l>Und unten nun verbrauſet</l><lb/> <l>Des breiten Lebens Strom,</l><lb/> <l>Der Adler einſam hauſet</l><lb/> <l>Im ſtillen Himmelsdom. —</l><lb/> </lg> <lg type="poem"> <l>Und ſeh'n wir dann den Abend</l><lb/> <l>Verhallen und verbluͤh'n,</l><lb/> <l>Im Meere, kuͤhlelabend,</l><lb/> <l>Die heil'gen Sterne gluͤh'n:</l><lb/> </lg> <lg type="poem"> <l>So lenken wir hernieder</l><lb/> <l>Zu Waldes gruͤnem Haus,</l><lb/> <l>Und ruh'n vom Schwung der Lieder</l><lb/> <l>Auf bluͤh'ndem Mooſe aus.</l><lb/> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [303/0321]
Und bunt und immer wilder
In Liebe Haß und Luſt
Verwirren ſich die Bilder —
Was ſchwindelt Dir die Bruſt?
So froͤhlich tief im Herzen,
Zieh' ich all' himmelwaͤrts,
Es kommen ſelbſt die Schmerzen
Melodiſch an das Herz.
Der Saͤnger zwingt mit Klaͤngen
Was ſtoͤrrig, dumpf und wild,
Es ſpiegelt in Geſaͤngen
Die Welt ſich goͤttlich mild.
Und unten nun verbrauſet
Des breiten Lebens Strom,
Der Adler einſam hauſet
Im ſtillen Himmelsdom. —
Und ſeh'n wir dann den Abend
Verhallen und verbluͤh'n,
Im Meere, kuͤhlelabend,
Die heil'gen Sterne gluͤh'n:
So lenken wir hernieder
Zu Waldes gruͤnem Haus,
Und ruh'n vom Schwung der Lieder
Auf bluͤh'ndem Mooſe aus.
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Zitationshilfe: | Eichendorff, Joseph von: Gedichte. Berlin, 1837, S. 303. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eichendorff_gedichte_1837/321>, abgerufen am 16.02.2025. |